Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Kim Dong-ni: Der "koreanischste" aller modernen Schriftsteller

2013-06-20

<strong>Kim Dong-ni</strong>: Der "koreanischste" aller modernen Schriftsteller
Der Schriftsteller Kim Dong-ni ist derzeit wieder in aller Munde. Kim Dong-ni war nach der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft im Jahr 1945 der wichtigste Schriftsteller des rechten Lagers. In seinen zahlreichen Werken herrschten vor allem Themen aus der traditionellen Kultur vor, und sie zeigten starke konservative Tendenzen. Viele bezeichnen ihn auch als "den koreanischsten aller koreanischen Schriftsteller". In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden, und aus diesem Anlass wollen auch wir uns heute näher mit ihm und seinem Werk beschäftigen.

Eine prägende Kindheit

Kim Dong-nis richtiger Name war Kim Si-jong. Er wurde 1913 in Gyeongju in der Nord-Gyeongsang-Provinz geboren. Zum Zeitpunkt seiner Geburt war seine Mutter bereits 42 Jahre alt und konnte ihn daher nicht mehr stillen. Zudem war sie vollauf mit der Arbeit auf dem Feld beschäftigt. Daher übernahm die Frau seines älteren Bruders die Mutterrolle und fütterte ihn mit einem Brei aus Wasser und Getreide- oder Kastanienpulver.

Kims Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, und als Kind hatte er zunächst nur wenig Interesse am Lernen und erkundete lieber die umliegenden Wälder und Felder. Diese Vertrautheit mit der Natur während seiner Kindheit half ihm später, in seine Literatur eine starke Naturverbundenheit einfließen zu lassen.

Als er schließlich in die Grundschule eingeschult wurde, war er schnell als ein Junge mit großem Schreibtalent bekannt. Nach Abschluss der Grundschulausbildung besuchte er die Gyeseok-Mittelschule in Daegu und später die Gyeongsin-Oberschule in Seoul. Aufgrund seiner familiären Verhältnisse musste er jedoch schließlich die Schule abbrechen, und er wandte sich als Ersatz dem Lesen zu. Er verschlang eine beeindruckende Anzahl an Büchern, darunter philosophische Werke, Weltliteratur und ostasiatische Klassiker. Entscheidend dafür verantwortlich war sein ältester Bruder Kim Beom-bu, ein Gelehrter der chinesischen Klassiker und Philosophie. Ihm war es wohl zu verdanken, dass Kim Dong-ni zu einem der größten Schriftsteller der koreanischen Literatur werden sollte.

Aufstieg in der Literaturszene

Erstmals machte sich Kim im Jahr 1929 einen Namen in der Literaturszene, als er ein Gedicht mit dem Titel "Einsamkeit" veröffentlichte. Fünf Jahre später, 1934, wurde ein weiteres Gedicht von ihm, "Der weiße Reiher", beim Frühjahrsliteraturwettbewerb der Zeitung Chosun Ilbo akzeptiert. Im darauffolgenden Jahr wurde die Kurzgeschichte "Ein Nachfahre der Hwarang" bei einem ähnlichen Wettbewerb der Tageszeitung Joongang Ilbo aufgenommen. In den Jahren bis 1940 veröffentlichte Kim noch einige weitere Werke.

Nach der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft ließ sich Kim im Seouler Stadtteil Donam-dong nieder. 1946 gründete er mit anderen Literaten wie Jo Ji-hun, Hwang Sun-won, Park Mok-wol, Park Du-jin, Kim Dal-jin und Seo Jeong-ju den "Verband der jungen Schriftsteller Joseons". Kim Dong-ni diente als dessen erster Vorsitzender.

Kims wohl bekanntestes Werk ist "Die Schamanin", eine Kurzgeschichte über den Konflikt zwischen Familie und Religion. Sie handelt von einer Schamanin namens Mohwa und ihren Kindern, dem Sohn Ug-i und dessen Halbschwester Nang-i. In der Geschichte verarbeitete Kim seine Erfahrungen aus der Zeit, als er unter Einfluss seiner tiefgläubigen christlichen Mutter eine Zeitlang die Kirche besuchte.

Neben diesem titelgebenden Werk enthielt "Die Schamanin" auch acht weitere der 21 Kurzgeschichten, die Kim in der Zeit zwischen 1940 und 1945 geschrieben hatte. "Die Schamanin" selbst wurde mehrmals überarbeitet, bis sie schließlich 1978 als Roman unter dem Titel "Eulhwa" neugeboren wurde.

Der koreanischste aller Schriftsteller

In der zweiten Hälfte der 1940er arbeitete Kim als Chefredakteur einer Zeitung, während er weiter Literatur schrieb und veröffentlichte. Seine Werke aus dieser Zeit handelten vor allem von den Schwierigkeiten der Koreaner nach der Befreiung und dem Schicksal der Obdachlosen. Dies waren auch bei anderen Autoren in diesen Jahren die vorherrschenden Themen. Die Lebensbedingungen der Menschen und ihr Schmerz nach Kolonialisierung und Krieg fanden sich in vielen literarischen Werken dieser Zeit wieder. Die meisten Autoren machten die Gesellschaft und das System für die Probleme der Menschen verantwortlich und forderten diese auf, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Kim Dong-ni sah dies jedoch anders. Seine Charaktere nahmen die Schwierigkeiten der Zeit einfach so hin, wie sie waren, und suchten Zuflucht in Schamanismus und Religion.

Aufgrund dieser Stützung auf Mythologie und Schamanismus wurden Kims Werke häufig als unrealistisch bezeichnet. Trotzdem gilt er als der "koreanischste" aller Autoren, als der, der den Zustand des koreanischen Volkes nach der Befreiung am besten beschrieb.

Kim Dong-ni war Zeit seines Lebens äußerst produktiv; selbst im Alter von 75 Jahren veröffentlichte er noch literarische Werke. In dem Roman "Die Geschichte der Freiheit" und in der Essaysammlung "Überall sprudeln die Quellen der Liebe" spiegelt sich seine unendliche Begeisterung für das Schreiben wider. Doch nach einem Schlaganfall 1990 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand massiv, und 1995 erlag er schließlich dessen Folgen.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >