Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Lee Hyo-seok,Der Autor von „Wenn der Buchweizen blüht“

2012-11-22

<strong>Lee Hyo-seok</strong>,Der Autor von „Wenn der Buchweizen blüht“
Literatur in sprachlicher Vollendung

Sie gingen jetzt am Hang eines Berges entlang. Der Mond schien lebendig zu werden, wie ein Tier, sein Atem war in der Stille ganz deutlich zu hören. Gebadet im Mondlicht erschienen die Bohnenstauden und die Blätter des Maises noch ein wenig grüner. Die Berghänge waren von Buchweizenfeldern bedeckt und die Blüte hatte gerade begonnen. Der Anblick der weißen Sprenkel im sanften Licht des Mondes war so schön, dass einem der Atem stockte.

Diese Beschreibung eines 27 km langen Weges von Bongpyeong nach Daehwa stammt aus der Kurzgeschichte „Wenn der Buchweizen blüht“, die als eines der sprachlich schönsten Werke der koreanischen Literatur gilt. Sie stammt von dem Schriftsteller Lee Hyo-seok, und die Geschichte hat in Korea eine so große Bedeutung, dass auch heute noch am Schauplatz ihrer Handlung jedes Jahr ein Festival zu Ehren des Autors und seines Werkes stattfindet. Auch wir wollen daher heute einmal tiefer in das Leben von Lee Hyo-seok eintauchen.

Wer war Lee Hyo-seok?

Geboren wurde er am 23. Februar 1907 im Dorf Bongpyeong, welches im Kreis Pyeongchang in der Gangwon-Provinz liegt, östlich von der Hauptstadt Seoul. Die ersten Jahre seines Lebens wuchs Lee als Sohn eines Landadligen in dem Bergdorf auf. 1914 wurde er in die Grundschule in Pyeongchang eingeschult, die ungefähr 40 km von seinem Heimatdorf entfernt lag. Um diese Strecke zurückzulegen, kamen damals nur ein Ochsenkarren oder Laufen in Frage, und so wanderte der kleine Hyo-seok die Strecke zwischen Bongpyeong und Pyeongchang täglich hin und wieder zurück. Der lange Fußweg gab ihm die Gelegenheit, ganz in die Natur einzutauchen, und der Weg sollte später die Kulisse seiner bekanntesten Kurzgeschichte werden.

Lee war ein hervorragender Schüler, und 1920 ging er in die Hauptstadt, um dort die Oberschule zu besuchen. Während seiner Zeit an der 1. Oberschule Gyeongseong laß er die russischen Romane von Tolstoi, Turgenjew und Tschechow und freundete sich mit dem späteren Schriftsteller und Juristen Yu Jin-oh an, der eine Klassenstufe über ihm war. Durch diese Erfahrungen wurde zum ersten Mal sein Interesse am literarischen Schreiben geweckt.

1925 schloss er die Oberschule mit Auszeichnung ab und begann ein Studium an der Imperialen Hochschule Gyeongseong. Seine ersten Schritte in der Literatur machte er mit der Geschichte „Der Wanderer“, und 1928 gab er schließlich mit der Kurzgeschichte „Die Stadt und der Geist“ sein offizielles Debüt.

In den ersten Jahren war er vor allem der proletarischen Literatur zugeneigt. Aus dieser Zeit stammen Werke wie „Eine zufällige Begegnung“, „Die zerbrochene rote Lampe“ und „Das Meer vor Russland“. 1932 wurde er Englischlehrer an der Agrarschule Gyeongseong, und diese persönliche Veränderung spiegelte sich auch in seinem literarischen Werk wieder. 1933 wurde er Mitglied des literarischen Zirkels Guinhoe, also der „Gruppe der Neun“. Er wandte sich damit endgültig dem zu, für das er bis heute bekannt ist: der „reinen Literatur“ mit ihrer Poetik und den Themen aus der Natur.

Von der Realitätskritik zu Natur und Heimat

Auf „Das Schwein“ aus dem Jahr 1933, in dem es um einen armen jungen Mann vom Land geht, der ein Mädchen namens Bun-i liebt, folgten jedes Jahr rund zehn weitere Kurzgeschichten oder Aufsätze, die sich Themen aus der Natur und dem Leben auf dem Land widmeten. Sie trugen Titel wie „Der Berg“, „Das Feld“ oder „Der Granatapfel“. Mit ihnen machte er sich einen Namen als ein Literat, der die Gefühlswelt der einfachen Leute in lyrisch anmutenden Texten zum Ausdruck zu bringen vermochte. 1936 wurde er schließlich Professor an der Sungsil-Universität und veröffentlichte sein bekanntestes Werk „Wenn der Buchweizen blüht“, bis heute eine der schönsten koreanischen Kurzgeschichten.

Dank dieser Geschichte galt er bald als der Schriftsteller, der die reine Literatur zur Vollendung gebracht hatte. Seine Werke ziehen die Leser oft mit äußerst poetischen Beschreibungen in ihren Bann. Ein Beispiel dafür sind auch die folgenden Zeilen aus der Geschichte „Der Berg“.

Der weiß schimmernde Bergrücken ist der Rücken eines liegenden Stieres,
und die Blätter der Zitterpappeln, die selbst bei völliger Windstille ununterbrochen in Bewegung sind, sind sein Atem.

Die Sätze in Lees Werken sind oft kleine, poetische Kunstwerke und klingen im Leser durch ihre einzigartige Stimmung meist noch lange nach. Diese Hinwendung zur reinen Literatur, zur poetischen Ausdrucksweise und zur Natur war wohl sowohl Ausdruck von Lees ungetrübter Kindheit und Jugend auf dem Land als auch seines Schmerzes über den Verlust der Heimat, den er als Schriftsteller während der Kolonialzeit erleben und verarbeiten musste.

Früher Tod mit sechsundreißig Jahren

Über Jahre hinweg veröffentlichte Lee Hyo-seok in Zeitungen, Literatur- und Monatszeitschriften zahlreiche Texte. Doch nachdem er 1940 kurz hintereinander seine Frau und seinen Sohn verlor, erkrankte er auch selbst und starb nach schwerer Krankheit am 25. Mai 1942 im jungen Alter von nur 36 Jahren.

Sein Werk lebte jedoch auch nach seinem Tod weiter. Insgesamt drei Mal, im Jahr 1959, 1971 und 1983, wurden Gesamtausgaben all seiner Schriften veröffentlicht, und seit 1948 sind Kurzgeschichten und Aufsätze von ihm fester Bestandteil des Lehrplanes in koreanischen Mittel- und Oberschulen. Lee Hyo-seok ist also unbestritten einer der größten Prosaautoren der modernen koreanischen Literatur.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >