Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Yi Gwang-hyeon: Händler und Taoist aus Balhae

2013-06-06

<strong>Yi Gwang-hyeon</strong>: Händler und Taoist aus Balhae
Das Königreich Balhae, dass von 669 bis 926 im Norden der koreanischen Halbinsel existierte, stand in einem regen Austausch mit seinen Nachbarländern China, Japan und Silla. Wie das Buch "Die neue Geschichte von Tang" aus dem 11. Jahrhundert berichtete, wurden dafür zahlreiche Routen genutzt, und auch Handel wurde zwischen den Ländern rege betrieben. Eine interessante Person aus dieser Zeit, die erst vor kurzem bekannt geworden ist, war Yi Gwang-hyeon, ein Händler aus Balhae und praktizierender Taoist. Sein Leben und Wirken sind heute unser Thema.

Auf der Suche nach dem Tao

Yi Gwang-hyeons genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, doch er soll im neunten Jahrhundert gelebt haben. Der Sohn einer reichen Handelsfamilie aus Balhae verlor seine Eltern früh und wuchs anschließend mit seinen Geschwistern und einer Reihe von Hausangestellten auf.

Als er 20 Jahre alt war, begann er dann ernsthaft mit dem Handel. Über das Gelbe Meer reiste er häufig an die chinesiche Ostküste, vor allem in die Provinzen Shandong, Jiangsu und Zhejiang. Doch im Gegensatz zu anderen Händlern, die nur auf Profit aus waren, strebte Yi nach mehr: er war auf der Suche nach dem Tao, also dem "richtigen Weg", wie er in der chineischen Philosophie und Religion des Taoismus beschrieben wird.

Die entscheidende Wende in seinem Leben kam, als er eines Tages auf der Rückreise von einer Handelsmission nach China auf einen Taoisten traf, der über 100 Jahre alt war. Yi war zu dem Zeitpunkt 24 Jahre alt. Als die beiden sich über Yis Reisen in verschiedene Länder unterhielten, fragte der alte Mann ihn, warum er an so viele Orte gereist sei. Yi antwortete darauf, dass er auf der Suche nach Menschen war, die das Tao gefunden hätten und nicht mehr durch weltliche Belange eingeschränkt seien.

Der alte Mann begriff, dass Yi ein Anhänger des Taoismus war und nach Erleuchtung strebte, und unterwies ihn daraufhin in den Praktiken der Religion. Nach dieser Reise zog sich Yi auf eine Insel namens Undo zurück, wo er zehn Jahre lang meditierte und den Taoismus praktizierte.

Nach dieser Zeit kehrte er als völlig neuer Mensch zurück, und die Menschen von Balhae begannen, ihn den "Gast der Meere" zu rufen. Doch Yi Gwang-hyeon selbst war sich den Grenzen seiner Erkenntnisse schmerzlich bewusst. Ihm war klar, dass seine Methoden ihm zwar zu einem langen Leben verhelfen würden. Doch zur Erlangung der Unsterblichkeit, nach der im Taoismus gestrebt wird, reichten sie nicht aus.

Eingang in die Geschichte des Taoismus

Yi entschloss sich daraufhin, nach China zu gehen. Die nächsten zwanzig Jahre verbrachte er damit, durch die Berge des großen Reiches zu wandern, immer auf der Suche nach der Erleuchtung. Eines Tages traf er einen taoistischen Priester, der ihn in die Lehren des Philosophen Ge Hong einweihte. Dieser ist für seine Schriften zu Theorie und Geschichte des taoistischen Einsiedlertums bekannt, vor allem das Buch "Baopu Zi".

Laut Ge Hong führte der Weg zur Unsterblichkeit nicht über die Entdeckung des Taos, sondern nur über die Einnahme einer speziellen Medizin, dem sogenannten "Elixier der Unsterblichkeit". Die Zubereitung dieses Elixirs lehrte einen demnach den Weg zur Erleuchtung.

Seine Gespräche mit dem taoistischen Priester hielt Yi Gwang-hyeon schriftlich fest. Er beschrieb in seinen Texten unter anderem die Zubereitungsmethode für das Elixir der Unsterblichkeit und stellte die idealen Orte für dessen Herstellung vor. Jahre später wurden Yis Schriften in gekürzter Fassung unter dem Titel "Die Lehren des Gastes der Meere" herausgegeben. Eine Zusammenfassung dieses Buches erschien auch 300 Jahre später in einer Enzyklopädie des Taoismus mit dem Titel "Taoshu". Yi wurde damit nachweislich Teil der Geschichte dieser chinesischen Religion und Philosohie.

Yi Gwang-hyeons Leben und Werk ist erst seit den 1990ern bekannt, als Wissenschaftler in China begannen, alte taoistische Schriften zu erforschen. Doch dieser Händler und Taoist aus dem neunten Jahrhundert verdient gleich aus mehreren Gründen unsere Aufmerksamkeit: Er war der erste Mensch in Balhae, der seine Erkenntnisse schriftlich für die Nachwelt hinterließ. Sein Werk ist gleichzeitig das älteste Dokument zum koreanischen Taoismus und schließt eine wichtige Lücke in der Geschichte, indem es Einblick in die Rolle dieser Religion in Balhae gibt. Und nicht zuletzt beleuchtet Yis Leben die regen Handelsbeziehungen zwischen Balhae und seinen Nachbarstaaten. Es bleibt also zu hoffen, dass sich in Zukunft noch mehr Menschen mit Yi Gwang-hyeon beschäftigen werden.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >