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Geschichte

Yi Ung-no: Lichtfigur der modernen koreanischen Kunst

2013-04-04

<strong>Yi Ung-no</strong>: Lichtfigur der modernen koreanischen Kunst
In den 1930ern entdeckte die koreanische Kunstwelt neue Stilrichtungen wie den Fauvismus und den Expressionismus. Einer der jungen Künstler, die sich davon beeinflussen ließen, war Yi Ung-no, der auch unter seinem Künstlernamen Goam bekannt war. Indem er traditionelle ostasiatische Malerei mit modernen Einflüssen verband, schuf er einen ganz eigenen, unverwechselbaren Stil, und schlug damit ein neues Kapitel in der koreanischen Kunstgeschichte auf. Wir wollen heute Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Künstlers einmal näher betrachten.


Erste Schritte als Maler

Yi Ung-no wurde 1904 in Hongseong in der Süd-Chungcheong-Provinz geboren. Mit 19 Jahren zog er in die Hauptstadt Seoul, um seinen Traum von einer Karriere als Maler zu verwirklichen. Er begann, unter dem berühmten Kalligraphen Kim Gyu-jin traditionelle Malerei und Kalligraphie im Stil der Gelehrten des alten Koreas zu lernen. Schon nach kurzer Zeit gab er sein Debüt als Maler: 1924 war er mit dem Werk "Reiner Bambus" bei der dritten landesweiten Joseon-Kunstausstellung vertreten. Auch in der Folge nahm er an verschiedenen Ausstellungen teil, immer mit traditioneller Tuschmalerei und Bambusmotiven.

Doch mit Beginn des Koreakriegs, während dem Yis Familie getrennt wurde, verabschiedete sich der Maler zunächst von den Pflanzenmotiven der ostasiatischen Kunst und wandte sich dem Realismus zu. Seine Bilder aus der Zeit, darunter "Flucht" aus dem Jahr 1950, "Schauplätze des Wiederaufbaus" aus dem Jahr 1954, und "Wilder Tanz" aus dem Jahr 1956 sind ausdrucksvolle Beschreibungen des Nachkriegschaos und der Bemühungen um den Wiederaufbau.


Paris und internationale Anerkennung

1958, im Alter von 55 Jahren, verließ Yi Korea und ging nach Paris. Dort geriet er unter den Einfluss der Abstrakten Kunst und begann, mit vielfältigen und neuen Techniken zu experimentieren. Ein vorherrschendes Thema in seinen Werken dieser Zeit waren Collagen, die er aus allerlei weggeworfenem Papier und aus koreanischem Reispapier erstellte. Auch die Tusche der ostasiatischen Kunst verwendete er weiter, versetzte sie aber mit anderen Farben. Mit diesem neuen Stil, einer Mischung aus ostasiatischer und abstrakter Kunst, erlangte er bald internationale Bekanntheit.

Seine erste Einzelausstellung hatte er 1962 in der Galerie Paul Facchetti, die damals eine wichtige Rolle für die Pariser Schule der informellen Kunst spielte. Yis abstrakte Werke, die Malerei mit Collagen verbanden, trafen auf ein positives Echo. 1963 stellte er seine Werke auch beim sogenannten Pariser Herbstsalon aus und machte sich damit endgültig einen Namen in der europäischen Kunstszene.

1964 gründete Yi in einem Pariser Kunstmusem, dem Musee Cernuschi, ein Institut für Ostasiatische Kunst, um interessierten Künstlern in Europa Kalligraphie und die ostasiatische Malerei mit ihren Pflanzenmotiven beizubringen. Mit dem Gewinn des Ehrenpreises bei der 8. Internationalen Biennale von São Paulo betrat er dann die Weltbühne. Im Anschluss wurden seine Werke in Galerien und Museen verschiedener Länder, darunter auch Deutschland, die Schweiz und Dänemark, ausgestellt.


Die letzten Jahre: Hoffnung auf eine bessere Welt

In den letzten zehn Jahre seines Lebens malte der Künstler, in dessen Werk die Natur eine so große Rolle gespielt hatte, nur noch Menschen. Ein wichtiger Auslöser für diesen Wandel war die Demokratiebewegung von Gwangju 1980, die vielen Menschen das Leben kostete. Daraufhin fanden sich in den Bildern von Yi Ung-no vor allem Ansammlungen von Menschen, die tanzten, eins wurden und damit die Hoffnung auf eine bessere Welt zum Ausdruck brachten. Diese Bilder waren die Vollendung eines Künstlerlebens, das eng mit der von Krieg, Teilung und politischen Umwuchtungen gezeichneten Gegenwartsgeschichte Koreas verflochten war. Gleichzeitig standen sie symbolisch für den Schmerz und die Suche eines Künstlers, der überzeugt davon war, dass seine Bilder die Zeit, in der er lebte, widerspiegeln sollten.

Seine letzte Einzelausstellung hielt Yi 1985 in Tokyo ab. 1989 starb er während der Vorbereitung für eine Ausstellung in Korea an einem Herzanfall. Er wurde auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris beerdigt, wo bereits viele andere Künstler ihre letzte Ruhe fanden.

Yis Kunst überwand die Grenzen zwischen Ost und West: Er interpretierte die traditionelle ostasiatische Tuschmalerei auf moderne Art und Weise neu und eröffnete der koreanischen Kunst damit bis dato unbekannte Möglichkeiten. Seine Werke befinden sich heute im Besitz der großen Kunstmuseen der Welt, wie dem Museum der Dekorativen Künste im Pariser Louvre und dem Museum für Moderne Kunst in New York. Dank ihm wird also auch heute noch die ostasiatische Malerei einem internationalen Publikum nähergebracht.

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