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Geschichte

Go Hui-dong: Pionier der modernen koreanischen Kunst

2012-11-01

<b>Go Hui-dong</b>: Pionier der modernen koreanischen Kunst
Einführung der westlichen Malerei in Korea

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte die westliche Malerei in Korea keinen guten Ruf. Wer im Freien seinen Block aufschlug und anfing zu skizzieren, wurde vielmehr leicht mit Süßigkeiten- oder Zigarettenverkäufern verwechselt. Solche Vorurteile gegenüber der fremden Art zu malen machte die Einführung von neuen Stilen und Techniken schwierig. Ein Mann namens Go Hui-dong ließ sich davon jedoch nicht abschrecken und ging nach Japan, um dort westliche Malerei zu studieren. Er war der erste koreanische Kunststudent, der für seine Ausbildung ins Ausland ging, und nach seiner Rückkehr in die Heimat legte er durch vielfältigen Aktivitäten die Grundlage für die heutige koreanische Kunstszene.

Erste Berührungen mit der Malerei

Go Hui-dong wurde 1886 in Seoul geboren. Er war der dritte Sohn von Go Yeong-cheol, einem Kreisvorsteher, der modernen und aufklärerischen Ideen zugetan war. Auf Anregung seines Vaters besuchte Go Hui-dong ab seinem 13. Lebensjahr die damalige Französische Schule, an der die Schüler für einen späteren Dienst als Dolmetscher und Diplomaten ausgebildet wurden. Dort lernte Go vier Jahre lang Französisch und moderne Wissenschaften und kam so erstmals mit der westlichen Kultur in Berührung.

Aufgrund seiner guten Leistungen wurde er 1904 noch vor seinem Abschluss an den Hof berufen, wo er als Übersetzer und Dolmetscher tätig war. Nachdem Korea 1905 durch den Protektoratsvertrag mit Japan seine diplomatische Souverenität verlor, schied Go jedoch aus dem Beamtdendienst aus und wandte sich der Malerei zu.

Im Umfeld von berühmten Malern machte er seine ersten Schritte in der Kunst, doch schon bald musste er feststellen, dass die damals vorherrschende Art des Malens nicht seinen Vorstellungen entsprach. Denn die Maler Joseons begnügten sich zu der Zeit lediglich damit, Bilder aus chinesischen Bildbändern abzumalen. Go, der während seiner Zeit an der Französischen Schule bereits die westliche Kunst kennengelernt hatte und von einem Portrait seines Lehrers Leopold Remion zutiefst beeindruckt gewesen war, konnte sich damit nicht zufrieden geben. So ging er 1909 nach Japan und begann, an der Kunsthochschule Tokyo westliche Malerei zu studieren.

Ein Selbstportrait als Pionierwerk

Nach fünf Jahren Studium reichte Go als Abschlusswerk ein Gemälde mit dem schlichten Titel „Selbstportrait“ ein. Es zeigt einen jungen Mann in der koreanischen Tracht Hanbok und einem Jeongjagwan genannten Hut auf dem Kopf. Der Mann blickt den Betrachter an und von links fällt ein schwacher Lichtschein auf sein Gesicht. Das in Öl gemalte Bild gilt als das erste westlich inspirierte Gemälde in der koreanischen Kunstgeschichte, und es strahlt das Selbstbewusstsein eines jungen Mannes auf neuen Wegen aus.

1915 kehrte Go Hui-dong nach Korea zurück und begann, westliche Malerei zu unterrichten. Auch prägte er in dieser Zeit den Begriff „Misul“, das heute als das Wort für „Kunst“ fest in den koreanischen Wortschatz eingegangen ist. 1918 gründete er schließlich gemeinsam mit anderen bekannten Malern und Kalligraphen die Vereinigung für Kalligraphie und Malerei. Sie war die erste koreanische Künstlervereinigung im modernen Sinne. Der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten lag in der Organisation von Ausstellungen, bei denen die Werke der Mitglieder gezeigt wurden. Die erste Ausstellung fand 1921 in der Jungang-Oberschule statt, und auch sie war ein historisches Ereignis. Die Ausstellung war die erste moderne und für die Öffentlichkeit zugängliche Kunstausstellung in der koreanischen Geschichte.

Go war auch für die Herausgabe des ersten modernen Kunstmagazins Koreas verantwortlich, den „Annalen der Vereinigung für Kalligraphie und Malerei“. Bis zur Auflösung der Vereinigung 1939 durch die japanische Kolonialregierung bemühte sich Go so kontinuierlich um den Zusammenhalt unter den koreanischen Künstlern.

Grundsteinleger der heutigen koreanischen Kunstszene

Auch nach Koreas Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft 1945 spielte Go eine wichtige Rolle beim Aufbau der heutigen koreanischen Kunstwelt. So diente er in den Jahren direkt nach der Befreiung in verschiedenen landesweit tätigen Kunstvereinigungen als Vorsitzender. Nach dem Studentenaufstand vom 19. April 1960 war er außerdem für kurze Zeit als Abgeordneter der Demokratischen Partei in der Nationalversammlung und engagierte sich auch dort für den Aufbau einer institutionellen Infrastruktur für die koreanische Kunst.

Trotz dieser vielfältigen Bemühungen für die Entwicklung der koreanischen Malerei konnte er den Ruf, in der Kolonialzeit mit den Japanern kollaboriert zu haben, jedoch nicht abschütteln. Dieser Vorwurf ging insbesondere auf die Tatsache zurück, dass er 1915 ein Werk zu einer vom japanischen Generalgouverneur in Korea organisierten Ausstellung beigesteuert hatte. Vor diesem Hintergrund ist sein letztes Gemälde, das 1964 entstandene „Fluss, Wald und Hügel im Frühling“, von Bedeutung. In diesem Bild verwendete er eine kräftige grüne Farbe und eine Mischung aus den Kunststilen Ostasiens und des Westens. Dies wird allgemein als Zeichen interpretiert, dass er versuchte, seine Identität, die in den politisch unruhigen Zeiten der Vergangenheit ins Wanken geraten war, wiederzufinden.

Go Hui-dong starb am 22. Oktober 1965. Bis kurz vor seinem Tod war er schöpferisch aktiv, doch seinen Entfaltungsmöglichkeiten als Maler waren durch die geschichtlichen Umstände Grenzen gesetzt gewesen. Trotz dieser erschwerten Umstände gelang es ihm aber, der Kunst seiner Heimat neue Türen zu öffnen und eine Grundlage für die heutige koreanische Kunst zu legen.

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