Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Lee Do-yeong: der erste Manhwa-Zeichner Koreas

2012-11-08

<b>Lee Do-yeong</b>: der erste Manhwa-Zeichner Koreas
Der Tag der koreanischen Manhwa

Am 3. November kamen rund 300 koreanische Comiczeichner zusammen, um den Tag der koreanischen Manhwa-Comics zu feiern. Bei der Veranstaltung, die inzwischen in ihrem zwölften Jahr ist, blickte die koreanische Comicbranche in die Zukunft und machte Pläne für die kommenden 100 Jahre. Wir dagegen wollen aus diesem Anlass 100 Jahre zurückgehen und an den Begründer der koreanischen Comics erinnern.

Geburt des koreanischen Comics

Der erste Manhwa, wie Cartoons und Comics in Korea genannt werden, erblickte am 2. Juni 1909 in der ersten Ausgabe der Zeitung Daehan Minbo das Licht der Welt. Es handelte sich um ein einziges Bild mit dem schlichten Titel „Illustration“, und es zeigte einen nach westlicher Art gekleideten Herrn, aus dessen Mund ein vierzeiliges Gedicht strömte. Die vier Zeilen begannen jeweils mit den Silben „dae“, „han“, „min“ und „bo“, aus denen sich der Name der Zeitung zusammensetzte. Das Gedicht handelte von der Rolle, die eine Zeitung auszufüllen hatte: Sie sollte die politischen Entwicklungen beobachten, den Nationalgeist stärken, auf die Stimme des Volkes hören und über alle wichtigen Ereignisse informieren. Gezeichnet worden war die „Illustration“ von Lee Do-yeong, der auch unter seinem Künstlernamen Gwanjae bekannt war, und als erster Comiczeichner Koreas in die Geschichte eingehen sollte.

In seinem frühen Leben deutete eigentlich nichts daraufhin, dass sich Lee einmal dem Comiczeichnen hinwenden würde. Er war 1884 in eine adlige Familie hineingeboren worden, deren Mitglieder seit Generationen auf hochrangigen Positionen in der Regierung dienten. Mit 18 Jahren begann er, klassische koreanische Malerei zu studieren. Seine Lehrer waren berühmte Maler wie Ahn Jung-sik und Jo Seok-jin, die sich damals großer Bekanntheit erfreuten. Stilistisch wurde er vor allem von Ahn Jung-siks Stil beeinflusst, der sich durch weiche und großzügige Pinselstriche und Motive wie Personen, Vögel und Stilleben auszeichnete. Erst der Kalligraph Oh Se-chang verwandelte den traditionellen Maler Lee Do-yeong in einen Comickünstler.

Mit Satire gegen den japanischen Einfluss

Oh Se-chang ist heute vor allem als einer der 33 Unterzeichner der koreanischen Unabhängigkeitserklärung vom 1. März 1919 bekannt. Er war ein begnadeter Kalligraph, der über ein umfassendes Wissen zur Malerei und Kalligraphie verfügte. 1902 wurde er jedoch einer politischen Verschwörung beschuldigt und flüchtete nach Japan. Dort traf er auf Son Byeong-hui, dem Gründer der koreanischen Religion Cheondogyo, und begann, sich für die koreanische Unabhängigkeitsbewegung zu interessieren.

Nach vier Jahren in Japan kehrte Oh Se-chang 1906 in die Heimat zurück. Er wurde Leiter der Tageszeitung Mansebo, die im Besitz des Religionsführers Son Byeong-hui war, und beteiligte sich unter anderem an der Kampagne für die Begleichung der nationalen Schulden. Als 1909 die Zeitung Daehan Minbo gegründet wurde, übernahm Oh deren Leitung und begann mit einer Kampagne zur Stärkung der Nation. In diesem Rahmen bat er Lee Do-yeong, einen Schüler der von Oh verehrten Künstler Ahn Jung-sik und Jo Seok-jin, die „Illustrationen“ zu zeichnen. Es sollte sich dabei um politische Cartoons handeln, und dies glich in der damaligen Zeit einer Revolution.

Lees Zeichnungen wurden mit Holzdruck gedruckt und kämpften mit ihren sprechenden Bildern gegen den zunehmenden japanischen Einfluss: sie zielten oft darauf ab, anti-japanische Gefühle in den Lesern zu wecken, versuchten, die Öffentlichkeit über die Krise aufzuklären, in der sich das Land befand, und karrikierten die Imperialmacht Japan und pro-japanische Koreaner. Die Reihe lief ein gutes Jahr lang, bis sie gemeinsam mit der Zeitung am 31. August 1910 aufgrund der Annektion Koreas durch Japan zwangsweise eingestellt wurde.

Zurück zur traditionellen Malerei

Danach kehrte Lee zur traditionellen Tuschmalerei zurück. 1911 unterrichte er an der Schule für Kalligraphie und Malerei, die von seinen Lehrern Ahn und Jo geleitet wurde. Als sein Kollege Go Hui-dong, der in Tokyo westliche Malerei studiert hatte, 1918 die Vereinigung für Kalligraphie und Malerei gründete, war Lee in führender Funktion mit dabei. 1921 beteiligte er sich auch an der ersten Ausstellung der Vereinsmitglieder, und in den Annalen der Vereinigung veröffentlichte er Artikelreihen zur ostasiatischen Malerei. 1933 verstarb Lee Do-yeong im Alter von 50 Jahren, doch bis zu seinem Tod war er ein wichtiges Mitglied der damaligen Kunstszene.

Die eigentliche Geschichte der koreanischen Manhwa begann erst nach Lee Do-yeong. In den 1920ern war die Hochzeit der politischen Karrikaturen, die in den Tageszeitungen ihren festen Platz hatten. Nach der Befreiung von der Kolonialherrschaft 1945 wurden die Comics länger, und es entstanden immer neue und vielfältigere Genre. Die neueste Entwicklung sind die sogenannten Webtoons, mit denen bekannte Manhwa-Künstler wie Kang Full derzeit im Internet für Furore sorgen. Am Anfang dieser Erfolgsgeschichte stand aber ein Comiczeichner, der eigentlich keiner war: der traditionelle Maler Lee Do-yeong.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >