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Geschichte

Ju Si-gyeong: ein großer koreanischer Sprachwissenschaftler

2012-10-11

<b>Ju Si-gyeong</b>: ein großer koreanischer Sprachwissenschaftler
Ju Si-gyeongs Wörterbuchmanuskript wird Kulturerbe

Das südkoreanische Amt für Kulturerbe hat anlässlich des Tages der koreanischen Schrift Hangeul am 9. Oktober bekannt gegeben, dass bald einige Materialien zur koreanischen Sprache und Schrift in die Liste des koreanischen Kulturerbes aufgenommen werden sollen. Insgesamt handelt es sich dabei um sieben Dokumente von wissenschaftlichem und historischem Wert. Darunter ist auch das Originalmanuskript der „Wörtersammlung“, die der Sprachwissenschaftler Ju Si-gyeong um 1911 herum für die Herausgabe eines Wörterbuches der koreanischen Sprache anfertigte. Die Wörtersammlung wurde per Hand mit Pinsel und Tusche auf einem extra für das Lexikon angefertigte Manuskriptpapier mit 240 Zeichenkästchen pro Seite geschrieben. Auch wenn das Wörterbuch letztendlich nie herausgegeben wurde, gilt das Dokument als sehr bedeutungsvoll für die Geschichte der koreanischen Wörterbücher. Mit der Anerkennung seines Manuskriptes als Kulturerbe ist nun auch der Verfasser Ju Si-gyeong wieder mehr ins Lampenlicht gerückt.

Ein Leben für die Erforschung der koreanischen Sprache

Ju Si-gyeong wurde am 22. Dezember 1876 in Bongsan in der Hwanghae-Provinz geboren. Er war das zweite von sechs Kindern eines armen Gelehrten. Als er zwölf Jahre alt war, wurde er von seinem Onkel adoptiert und zog nach Seoul.

Von da an besuchte er fünf Jahre lang eine konfuzianische Schule und lernte die chinesische Schrift und Literatur, was einen großen Einfluss auf seine spätere Laufbahn haben sollte. Wenn die Lehrer in der Schule die chinesische Schrift auf Chinesisch lasen, saßen die Schüler oft verständnislos da. Erst wenn ihnen der Inhalt des Textes auf Koreanisch erklärt wurde, wussten sie etwas damit anzufangen. Diese Erfahrung ließ in Ju den Entschluss reifen, dass er in Zukunft nicht mehr mühsam Chinesisch lernen wollte, sondern sich vielmehr auf seine Muttersprache Koreanisch konzentrieren würde.

Von da an widmete sich Ju Si-gyeong der Erforschung der koreanischen Schrift und Sprache. Von 1894 an studierte er am Baeje-Kolleg, der ersten modernen Bildungseinrichtigung Koreas. Während seiner Zeit dort übersetzte er unter anderem gemeinsam mit dem Missionar Appenzeller die Bibel ins Koreanische. Dann traf er auf Philip Jaisohn, dessen koreanischer Name Seo Jae-pil war. Jaisohn bereitete nach seiner Rückkehr aus den USA die Herausgabe der Zeitung „Dongnip Sinmun“ vor, und 1896 schloss sich Ju Si-gyeong diesem Unternehmen als Buchhalter und Lektor an.

Systematisierung des geschriebenen Koreanisch

Die „Dongnip Sinmun“, auf Deutsch „Unabhängigkeitszeitung“, war die erste private Zeitung Koreas und die erste, die in der koreanischen Schrift Hangeul und nicht in chinesischen Schriftzeichen gedruckt wurde. Ju Si-gyeong erkannte, dass für eine rein in der koreanischen Schrift geschriebene Zeitung eine bessere Vereinheitlichung der Theorien und der Schreibweise von Hangeul nötig war, und gründete gemeinsam mit seinen Kollegen die „Gesellschaft für die Systematisierung der koreanischen Sprache“. Sie trieben die Erforschung der koreanischen Rechtschreibung voran und förderten außerdem die ausschließliche Nutzung von Hangeul, eine korrekte Getrenntschreibung und die Verwendung von einfachen Wörtern und Ausdrücken.

1898 musste Philip Jaisohn auf den Druck des koreanischen Hofes hin wieder nach Amerika ausreisen. Ju Si-gyeong verließ daraufhin die Zeitung und schloss sich Bewegungen an, die sich für die Aufklärung des koreanischen Volkes und die Wiederherstellung der vollen Souverenität Koreas engagierten. Gleichzeitig widmete er sich weiter der Systematisierung der koreanischen Schrift und Sprache und erforschte die typischen phonetischen Eigenschaften des Koreanischen. 1906 gab er als Ergebnis fünfjähriger Forschungen seine „Grammatik der koreanischen Sprache“ heraus, es folgten Werke zur Phonetik und zu anderen Bereichen der Sprachwissenschaft.

Ein Lehrer aus Leidenschaft

Vor allem aber bemühte sich Ju Si-gyeong um die korrekte Vermittlung der koreanischen Schrift und Sprache in allen Teilen der Gesellschaft. Er diente an zahlreichen Schulen und anderen Bildungsinstitutionen als Lehrer und unterrichtete oft bis zu 40 Stunden in der Woche. Zu seinen Schülern zählten unter anderem auch die späteren Sprachwissenschaftler Lee Gyu-yeong, Choi Hyeon-bae, Jang Ji-yeong und Lee Byeong-gi hervor, welche 1921 bei der Gründung der „Vereinigung für die Erforschung der Sprache Joseons“ eine zentrale Rolle einnehmen sollten. Die Vereinigung trotzte der Unterdrückung der koreanischen Sprache und Kultur durch die japanischen Kolonialherren und legte 1933 schließlich einen Entwurf für eine einheitliche Rechtschreibung des Koreanischen vor. Es waren die späten Früchten von Ju Si-gyeongs Lebenswerk, auch wenn er sie selbst nicht mehr erleben durfte.

Ein Gelehrter im Geiste König Sejongs

Nach der Annexion Koreas durch Japan 1910 hatte Ju noch an der Boseong-Mittelschule ein Institut für die koreanische Sprache gegründet und versucht, das Nationalbewusstsein seiner Schüler zu stärken. Doch seine Gesundheit war schlecht, und am 27. Juli 1914 verstarb er im jungen Alter von 38 Jahren in seinem Haus im Seouler Stadtteil Suchang-dong. Ju Si-gyeong hatte in Zeiten, in denen die koreanische Sprache unter dem Einfluss der Japaner zu leiden hatte, Pionierarbeit für ihre Systematisierung, Modernisierung und die Verbreitung der Schrift Hangeul geleistet. Damit ist er neben König Sejong, dem Erfinder der koreanischen Schrift, als einer der großen Sprachwissenschaftler Koreas in die Geschichte eingegangen.

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