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Geschichte

Kim So-wol: Gedichte über die koreanische Gefühlswelt

2012-09-13

<b>Kim So-wol</b>: Gedichte über die koreanische Gefühlswelt
Der Herbst steht für Kim So-wol

Am 7. September war „Baengno“, der Tag, der in der traditionellen koreanischen Jahreszeitenrechnung den endgültigen Beginn des Herbstes markiert. Dieses Jahr fiel er mit dem 110. Geburtstag des bekannten Dichters Kim So-wol zusammen, der mit seiner unverwechselbaren poetischen Sprache und seinen Gedichten, die von der Sehnsucht und dem Weltschmerz der Koreaner sprechen, als einer der beliebtesten Dichter der koreanischen Literaturgeschichte gilt.

Vor 110 Jahren wurde ein Dichter geboren

Kim So-wol wurde am 7. September 1902 in Guseong in der Nord-Pyeongan-Provinz geboren. Sein eigentlicher Name war Kim Jeong-sik. Nachdem sein Vater nach einem gewalttätigen Übergriff psychisch krank wurde, zog der Großvater, der Verwalter einer Mine war, den Jungen auf. Bereits im zarten Alter von zwei Jahren begann Kim, unter den Fittichen seines Großvaters die chinesische Schrift und Literatur zu lernen.

Später besuchte er erst die private Namsan-Schule und dann die Osan-Mittelschule. Diese wurde in den Nachwehen der Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März 1919 geschlossen, und Kim wechselte auf die Baeje-Oberschule, wo er seinen Abschluss machte. Die schicksalshafte Begegnung, die aus dem unauffälligen Schüler Kim Jeong-sik den Dichter Kim So-wol machte, fiel jedoch in seine Zeit an der Osan-Mittelschule. Denn dort traf er 1915 Kim Eok, der ihm sein Leben lang als literarisches Vorbild und Lehrer dienen sollte.

Kim Eok hatte 1912 im Alter von 20 Jahren seine ersten Gedichte veröffentlicht. 1921 stellte er mit seinen Übersetzungen von Gedichten der französischen Poeten Verlaine und Baudelaire den ersten Gedichtband der koreanischen Literaturgeschichte zusammen, 1923 veröffentlichte er unter dem Titel „Das Lied der Qualle“ die erste Sammlung mit eigenen Gedichten. Er war also ein Mann mit großem Einfluss auf die Entwicklung der modernen Dichtung in Korea. Den Schüler Kim Jeong-sik traf er kurz nachdem er begonnen hatte, an seiner Alma Mater, der Osan-Schule, zu unterrichten. Unter der Anleitung von Kim Eok begann Kim Jeong-sik, selbst Gedichte zu schreiben. 1920 veröffentlichte er in einer literarischen Zeitschrift seine ersten Werke, darunter „Der Frühling des Reisenden“ und „Ich vermisse dich“. Von da an verwendete er seinen Dichternamen Kim So-wol.

Unvergessliche Meisterwerke der koreanischen Dichtung

Die Veröffentlichung von „Meon Huil“, „Eines Tages“, ließ die literarische Welt zum ersten Mal auf Kim So-wol aufmerksam werden. Auf Deutsch lautet das Gedicht in etwa so:

Wenn du mich eines Tages aufsuchen solltest, werde ich sagen: „Ich habe vergessen“.
Wenn du mir innerlich Vorwürfe machen solltest: „Ich habe dich so vermisst, und schließlich vergessen“.
Wenn du mir dennoch Vorwürfe machen solltest: „Ich konnte es nicht glauben, deswegen habe ich vergessen.“
Nicht heute, nicht gestern, aber eines Tages in ferner Zukunft: „Ich habe vergessen“.


1922, während seiner Zeit an der Baeje-Oberschule, traf er mit Gedichten wie „Goldener Rasen“ und „Mutter, Schwester“ auf positive Reaktionen. Vor allem aber fällt in diese Zeit das Gedicht „Jindallaekkot“, „Azaleen“, das bis heute sein bekanntestes Werk ist.

Wenn du mich über hast und gehst,
werde ich dich nicht zurückhalten.
Ich werde deinen Weg mit Azaleen vom Yaksan-Berg in Yongbyeon bestreuen.
Gehe mit leichten Schritten deinen blütenbedeckten Weg.
Wenn du mich über hast und gehst,
werde ich keine Träne vergießen.


Das koreanische Originalgedicht hat einen eingängigen und natürlichen Rhythmus, dank dem es leicht zu rezitieren ist. Es bringt Liebe und Trennung mit zurückhaltenden, aber dafür umso eindringlicheren Versen zum Ausdruck und spricht die koreanischen Leser damit auf einer Ebene an, wie es kein westliches Gedicht vermag.

Der damals gerade zwanzigjährige Kim So-wol war weder ein großer Denker noch Teil des Widerstandes gegen die japanische Kolonialherrschaft. Er führte lediglich die Traditionen der koreanischen Dichtung und Lieder weiter und sprach auf Koreanisch und mit den einheimischen Rhythmen mal zurückhaltend, mal stürmisch von der koreanischen Gefühlswelt. Doch genau damit berührte er die Herzen der Menschen und wurde von ihnen bald als „Volksdichter“ bezeichnet.

1925 veröffentlichte Kim So-wol, der zu dem Zeitpunkt schon große Bekanntheit erlangt hatte, den Gedichtband „Azaleen“ und einen berühmten Aufsatz zur Dichtung in einer literarischen Zeitschrift. Als Dichter befand er sich damit auf dem Zenit, doch privates Glück brachte ihm das nicht.

Der frühe Tod eines Dichtergenies

1923 hatte Kim an der Wirtschaftshochschule in Tokyo ein Studium aufgenommen, das mit dem Großen Kanto-Erdbeben vom 1. September des gleichen Jahres aber ein jähes Ende fand. Er kehrte heim und half zunächst seinem Großvater bei der Führung seiner Mine. Als die Mine bankrott ging, siedelte er zur Familie seiner Frau im Kreis Guseong um. Dort leitete er das Regionalbüro der Zeitung Donga Ilbo, bis auch dieses Unternehmen scheiterte. Kurz darauf wurde Kim am 24. Dezember 2012 tot aufgefunden. Der Dichter hatte sich selbst vergiftet.

Kim So-wol starb mit nur 32 Jahren, doch in den sechs Jahren, in denen er sich der Dichtung widmete, hatte er insgesamt 154 Gedichte und Abhandlungen zur Lyrik geschrieben. Diese sind bis heute erhalten und sorgen dafür, dass sich Kim So-wol auch noch lange nach seinem Tod als einer der großen Dichter der koreanischen Literatur gilt.

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