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Geschichte

Das Internet-Zeitalter bricht an

2015-08-25

Das Internet-Zeitalter bricht an
Seit dem frühen 21. Jahrhundert gilt Korea in der Welt als eine Internet-Supermacht. Das bedeutet, dass Korea in diesem Bereich in vielen Punkten weltweit führend ist. So surfen Koreaner 2015 zum Beispiel im weltweit schnellsten Internet. Im Jahr 2013 rangierte Korea bei der Anzahl von stationären und drahtlosen High-Speed-Internet-Anschlüssen unter den OECD-Ländern auf Platz fünf, und 84,1% der Bürger, mehr als doppelt so viele wie der Weltdurchschnitt, nutzen das Internet. Darüber hinaus ist Korea weltweit die Nummer eins im ICT-Entwicklungsindex (IDI).

Seit dem Jahr 1994 erobern die Koreaner allmählich den Cyberspace. In weniger als zwei Jahrzehnten entwickelte sich das Internet in atemberaubender Geschwindigkeit und revolutionierte das hiesige Leben. Am 20. Juni 1994 startete Korea Telecom, heute KT, mit der Eröffnung des KORNET-Netzwerks die Ära des Internet für die Allgemeinheit. Der ehemalige Informations- und Kommunikationsminister Yang Seung-taik erzählt uns mehr über die Situation des Cyberspace zu der Zeit, als das Internet in Korea allmählich bekannt wurde.

Der Name „Internet“ kam erstmals im Jahr 1989 auf, als das World Wide Web ins Leben gerufen wurde, doch in Korea wurde er erst nach 1992 bekannt. Damals hatte Marc Andreessen einen Browser namens Mosaic entwickelt, der es allen Benutzern ermöglichte, das Internet zu entdecken, natürlich auch den Koreanern. So verband das Internet Korea mit der ganzen Welt.

Damals hatten gewöhnliche Menschen noch nie etwas vom Internet gehört. Es war ein abgeschottetes Netzwerk, zu dem nur wenige Spezialisten an Universitäten, in Labors und in Großunternehmen Zugang hatten. Die meisten Menschen wussten nicht einmal von seiner Existenz. Das Internet war nur über eine Telefonleitung via Modem erreichbar. Obwohl es nach heutigen Maßstäben quälend langsam war, eröffnete das Internet eine ganz neue Welt, in der der ganze Globus durch Computernetzwerke zusammenhing. Aber selbst damals war kaum jemand in der Lage, den fantastischen Erfolg des Internets vorauszusehen, selbst unter denjenigen, die im Computerbereich arbeiteten. Herr Lee Jin-se, ein Rundfunkingenieur, der Computertechnik studierte hatte, erinnert sich daran, wie es damals war.

Ich kam im Jahr 1978 an die Universität. Mein Hauptfach war damals Elektrotechnik, bis ich einberufen wurde. Als ich nach dem Militärdienst zurück an die Uni kam, hatte sich meine Abteilung in Elektro- und Computertechnik verändert. Es war ganz anders. Computer waren neu für mich und ich kam nicht leicht mit der Änderung zurecht. Das Internet war erst noch im Entstehen und es war schwierig, einen Computer zu bedienen, wenn man kein Spezialist war. Nicht viele Leute wussten, wie das funktioniert. Auch gab es noch gar keine PCs.

Das Internet kam wie aus dem Nichts herangeschlichen und schickte sich an, das Leben der Menschen immer schneller zu durchdringen. Privatunternehmen waren die ersten, die auf den vorwärts eilenden Trend aufsprangen. 1996 brachten Elektronikfirmen sogenannte Internet-TVs auf den Markt, mit denen die Menschen auf dem Fernseher im Internet surfen konnten. Und Online-Einkaufszentren, die es den Menschen erlaubten, Waren zu kaufen, ohne ihre Häuser zu verlassen, zeigten die kommerziellen Möglichkeiten auf und beschleunigten die Popularisierung des Internets.

Die Verbraucher erkannten bald den Zusammenhang von Information und Kommerz, und es gelang ihnen allmählich, sich in der grenzenlosen Cyberwelt zurecht zu finden. Dann kam die Finanzindustrie, um sich die Vorteile der bequemen Online-Finanztransaktionen zu Nutze zu machen. Das erste Online-Wertpapierhandelssystem Koreas wurde 1997 gegründet und zwei Jahre später wurde Online-Banking ins Leben gerufen, wodurch sich das Zentrum der Finanztransaktionen Koreas auf den virtuellen Raum verlagerte. Auch Zeitungsverlage und Rundfunkstationen fingen an, das Internet als neue Medienplattform zu nutzen. Im Oktober 1995 startete KBS als erster koreanischer Fernsehsender ein Internet-Angebot.

Die Entstehung des Internets führte zu neuen Kulturräumen in Form von Internet-Cafés. Gäste tranken Tee und Kaffee, während sie am Computer durchs Internet navigierten. Die folgenden Interviews vom 31. Juli 1996 zeigen, welche großen Hoffnungen die jungen Menschen in die neuen Möglichkeiten der Kommunikation, Information und Spielerei hatten.

Mann 1: Ich benutze schon lange einen PC, aber es ist noch nicht so lange her, dass ich mit dem Internet angefangen habe. Ich denke, das Internet ist in seiner Testphase und muss noch kommerzialisiert werden. Ich denke aber auch, dass ich Informationen über Online-Shopping und andere Zukunftsbranchen erhalten kann. Von daher ist es sinnvoll, das zu versuchen.

Mann 2: Die Internet-Welt ist ein neues Paradigma. Ich denke, das Internet wird ein universelles Werkzeug darstellen, das es uns erlaubt, Menschen auf der ganzen Welt zu treffen. Das Internet wird zu einem Medium des Informationsaustausches und der menschlichen Interaktion werden.


Die Zahl der Internet-Nutzer in Korea stieg rapide an, nachdem Schulen, öffentliche Einrichtungen und Privatunternehmen die Online-Welt nutzten. Nach Angaben der Korea Internet & Security Agency wuchs die Zahl der Internet-Nutzer von 138.000 im Jahr 1994 auf 731 000 im Jahr 1996 und knackte die 10-Millionen-Marke nur drei Jahre später, im Jahr 1999.

Korea war zwar ein Späteinsteiger in die Internet-Welt, holte aber die Spitzenreiter in puncto Abdeckungsquote und Internet-Geschwindigkeit schnell ein und wurde schließlich selbst zu einer Internet-Großmacht. 1994 wurde verkündet, dass jeder Koreaner Zugang zum Internet haben sollte, und 1999 wurde die Ära des High-Speed-Internets per ADSL eingeläutet. Bis dahin mussten Telefone und Computermodems die gleichen Verbindungswege benutzen, doch die Entwicklung und der Ausbau exklusiver Internet-Kommunikationsnetzwerke verwandelte Koreas Datennetzwerk in einen rasanten und bequemen Highway. Der Senior Fellow Ji Gyeong-yong vom Forschungsinstitut für Elektronik und Telekommunikation (ETRI) erklärt dazu:

Die USA haben im Jahr 1995 eine Reihe von Maßnahmen für die „Datenautobahn“ angekündigt. Ein Jahr später verkündete Korea nach dem Vorbild der USA einen ehrgeizigen Plan über die „koreanische Informationsinfrastruktur“. Teil des Plans war die Einführung der High-Speed-Internet-Technologie ADSL. Der damalige Präsident Kim Dae-jung hatte gesagt, dass er die Koreaner zu den Internet-versiertesten Menschen auf der Welt machen wollte, und im Jahr 1999 begann Korea mit dem Ausbau der ADSL-Technik. Bis 2002 hatte Korea die weltweit beste Internet-Infrastruktur.

Koreas Highspeed-Internet befeuerte die Entwicklung von verwandten Branchen wie Online-Spiele und E-Commerce. Nach der Einführung von Internet-basierten Diensten wie IPTV und Internet-Telefonie waren die Koreaner in der Lage, die Vorteile der Internet-Ära in vollen Zügen zu genießen.

Wie aber war es Korea möglich, ein solch schnelles Wachstum im Internet-Bereich zu vollziehen? Der ETRI-Wissenschaftler Ji Gyeong-yong beantwortet uns diese Frage.

Von der Angebotsseite her war die koreanische Regierung regelrecht dazu verpflichtet. Sie ließ sich von einer Vision leiten und führte konkrete Pläne aus, um diese Vision zu verwirklichen. Die erste Leistung war das koreanische Informationsinfrastruktur-Projekt, das von 1995 bis 2000 dauerte. Wo das KII-Projekt das Infrastrukturnetz für die Internet-Verbreitung bereit stellte, zielte das Projekt Cyber Korea 21, das im Jahr 1999 begann, darauf ab, das Zugangsnetzwerk, das mit dem Infrastruktur-Netzwerk verbunden ist, zu revolutionieren. Die ADSL-Technologie und der Netzwerkausbau ermöglichten das High-Speed-Internet in Korea und lösten den Internet-Boom aus.

Korea hatte das Aufkommen des Informationszeitalters vorausgesehen und bot alle Ressourcen auf, um das Kommunikationsnetzwerk zu erweitern und IT-Spezialisten auszubilden. Bei der Zeremonie anlässlich des 27. Science Day am 21. April 1994 verkündete der damalige Präsident Kim Young-sam, dass Korea das Informationszeitalter anführen werde. Die Regierung engagierte sich in Projekten zur technologischen Entwicklung und kümmerte sich darum, IT-Experten auszubilden. Solches Engagement auf Regierungsebene führte zu Fortschritten in Internet-verwandten Industriezweigen. Hier ist erneut der ETRI-Wissenschaftler Ji Gyeong-yong.

Die Forschung und Entwicklung in Korea war immer stark staatlich gefördert. Dazu gehörte auch das staatlich finanzierte Forschungsinstitut für Elektronik und Telekommunikation (ETRI), das neue Technologien entwickelte und diese kleineren Unternehmen und Großkonzernen für ihre Produkte für den einheimischen Markt zur Verfügung stellte. Solche positiven Kreisläufe wurden vom staatlich geförderten Forschungs- und Entwicklungssystem ermöglicht. Staatlich finanzierte Forschungsinstitute hatten volle finanzielle Unterstützung von der Regierung, und Fertigungsgiganten wie LG und Samsung verwendeten die Technologien von Forschungsinstituten wie dem ETRI in ihren Produkten für den einheimischen Markt, bevor sie nach Übersee exportiert wurden. Es war eine gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten.

Von den frühen Stadien der kommerziellen Internet-Nutzung an hatte die koreanische Regierung durch die Bereitstellung von Internet-Kursen für Senioren, Hausfrauen und Soldaten alle Koreaner dazu ermuntert, sich das Internet zunutze zu machen. Angetrieben von der gesellschaftsweiten Förderung der Internetnutzung wuchs die Zahl der Internet-Nutzer in Korea weiter an. Der ehemalige Informations- und Kommunikationsminister Yang Seung-taik sagt, dass die Finanzkrise, die Korea im Jahr 1998 hart traf, einen neuen Wendepunkt für das Wachstum der IT-Branche des Landes darstellte.

Das Internet spielte eine große Rolle bei der Überwindung der Finanzkrise in Korea. Als Umstrukturierungen massive Entlassungen nach sich zogen, beschloss die Regierung, die Computerkenntnisse der Entlassenen zu trainieren, bevor sie wieder auf den Arbeitsmarkt gelangten. Alle Postämter wurden zu Computer-Ausbildungszentren, in denen IT-Kenntnisse vermittelt wurden. Das war ein großer Anschub für die IT-Branche in Korea. Mehr als 10 Millionen Menschen ließen sich die Chance nicht entgehen, zuhause einen Computer einzurichten und die neu erworbenen Computerkenntnisse zum Arbeiten einzusetzen. Das bedeutete auch einen großen Boom für den Hardware-Markt in Korea.

Auch half Koreas einzigartige Wohnungssituation dabei, das Land bis auf das höchste Niveau in der Computer- und Internetnutzung zu bringen. Die meisten Koreaner lebten in Appartment-Wohnanlagen und dicht besiedelten städtischen Gebieten, was die Installierung von Netzwerken erheblich erleichterte. Die weltweit höchste Internet- sowie Computer-Verbreitungsquote half auch dabei, die koreanische Industrie an die Weltspitze zu führen, und bis zum heutigen Tag ist das Land eine unangefochtene Internet-Supermacht. Hier ist noch einmal der Ex-Minister Yang Seung-taik.

Koreas Internet-Infrastruktur ist seit langem hochkarätig, und alle Koreaner haben Zugriff auf die volle Nutzung dieser erstaunlichen Internet-Netzwerke. Es gibt keine vergleichbaren Länder. Wir können alles im Internet finden. Selbst Kanadier oder Amerikaner sagen, dass man sich Korea anschauen sollte, wenn man die Zukunft der IT-Branche sehen will.

Auch 21 Jahre nach der Einführung des Internets in Korea gehört das Land zu den Internet-Speerspitzen, die die globale IT-Revolution anführen.

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