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Nordkorea

Warum ist Nordkorea Mehl so wichtig?

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-03-29

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

Viele Menschen, die eine Diät machen, sagen, dass es ihnen schwer falle, ohne Lebensmittel aus Mehl, wie etwa Brot und Kekse, auszukommen. In Nordkorea glauben viele Bürger, dass Mehlprodukte nur bei wohlhabenden Familien auf den Tisch kommt. Der Sender Radio Free Asia berichtete, Nahrungsmittel auf der Grundlage von Mehl, Brot und Klöße eingeschlossen, seien in Nordkorea zu einem Symbol für Wohlstand geworden, weil die Preise für importiertes Mehl gestiegen seien. Auch wird gesagt, dass die Nordkoreaner früher mehr Reis und Mais gegessen hätten, die von Reis und Mehl ersetzt worden seien. 


Im vergangenen Dezember fand im Pjöngjanger Nudelrestaurant, einem berühmten Lokal in der Hauptstadt, eine Ausstellung für Mehlprodukte statt. Etwa 70 bekanntere Restaurants und Nahrungsmittelhersteller im Land stellten etwa 1500 Esswaren aus Mehl aus. 


Es war das erste Mal, dass so viele Mehlprodukte auf einmal präsentiert wurden. Zum Thema sagt Jeong Eun-mee vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung in Südkorea: 


Lassen Sie mich etwas über den Hintergrund der Ausstellung sagen. Erstens, die Nordkoreaner verbrauchen im Vergleich zu früher mehr Mehl für ihre Ernährung. Unter der Herrschaft von Kim Jong-un wurden Reis und Mais als Grundnahrungsmittel durch Reis und Mehl ersetzt. Zweitens, die Ausstellung zeigte die Bemühungen des Landes, seine chronische Lebensmittelknappheit zu überwinden, indem es nach Alternativen sucht. Für Nordkorea war es wegen der Covid-19-Pandemie, der internationalen Sanktionen, der Grenzschließungen und des Mangels an Devisen schwierig, seit 2020 Landmaschinen zu importieren. Während die Weizenimporte zurückgingen, stößt die eigene Weizenproduktion auf Grenzen. Weizen wird zu verschiedenen Mehltypen verarbeitet, und viele Bürger mögen Lebensmittelprodukte aus Mehl. Nordkorea veranstaltete die Ausstellung in dem Bemühen, eine neue Ernährungskultur zu etablieren, die den Verbrauch von Lebensmitteln aus Mehl fördert. 


Die nordkoreanischen Medien strahlten zuletzt mehrfach Kochprogramme zu Mehlprodukten aus. In einer Sendung zeigt eine Köchin, die den ersten Preis bei der Mehl-Lebensmittel-Ausstellung gewonnen hat, wie man zuhause Brot ohne einen Backofen macht. In einer anderen Sendung besucht ein Reporter die Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses und hört einer Hausfrau zu, die an Mehlprodukten interessiert ist, aber auch fragt, wie diese zubereitet werden. 


Dann erscheint ein Koch, der erklärt, wie man Udon-Nudeln mit Hühnerbrühe macht. 


In einem Programm wird eine lokale Fabrik vorgestellt, in der verschiedene Lebensmittel aus Reis und Mehl hergestellt werden. 


Nordkorea legt seit 2021 besondere Aufmerksamkeit auf Weizenprodukte. Machthaber Kim Jong-un ordnete in einer seiner Reden an, mehr Reis und Weizen müssten als wichtigste Getreidearten des Landes angebaut werden.  


Während einer Plenarsitzung der herrschenden Arbeiterpartei im Dezember des selben Jahres instruierte er die Funktionäre, Reis und Mais durch Reis und Mehl zu ersetzen:


Nordkorea traf während der Parteisitzung im Dezember wichtige Entscheidungen zu Fragen der Landwirtschaft. Es verkündete einen umfassenden Plan über eine ländliche Revolution, die den Agrarsektor und die landwirtschaftliche Gemeinde in den nächsten zehn Jahren weiterentwickeln würde. Einer der Kernpunkt des Plans war ein Wechsel der Getreideproduktion von Reis und Mais zu Reis und Mehl. Während eines Treffens der Partei im Juni jenes Jahres sagte der Machthaber, das Land steht vor einer kritischen Ernährungslage, und er wies die Funktionäre an, grundlegende Maßnahmen für eine größere Nahrungsmittelproduktion zu ergreifen. Am Ende des Jahres legte Nordkorea dann den Plan über die ländliche Revolution dar. Das Land ging davon aus, drei landwirtschaftliche Aufgaben in umfassender Weise angehen zu können, um eine stabile Nahrungsmittelproduktion zu ermöglichen. Die Aufgaben beziehen sich auf die Landwirte, die Agrarindustrie und die ländliche Bevölkerung. 


Republikgründer Kim Il-sung machte mehrere Versuche, den Wunsch der Bürger zu erfüllen, Reis mit Rinderfleischsuppe essen zu können. Er verlegte die oberste Priorität auf die Ernährung der Bürger. Als Teil dieser Bemühungen förderte er die Maisproduktion. In vielen Landesteilen wurden Bäume auf Hängen gefällt und Felder für die Getreideproduktion angelegt. Doch die Bebauung der Hänge führte während der Regensaison zu Erdrutschen. Auch benötigen Maispflanzen eine große Menge an Düngemitteln, um den Ertrag zu erhöhen. Die Übernutzung chemischer Düngermittel verursachte eine Bodenversauerung. Kims Sohn Kim Jong-il entschied sich für Kartoffeln als Grundnahrungsmittel für die Bevölkerung. Unter dem Slogan der “Kartoffel-Revolution” ließ er einen großen Kartoffelbetrieb in der Provinz Ryanggang bauen. Doch das Projekt erwies sich als erfolgslos. Der jetzige Machthaber Kim Jong-un betonte dagegen, mehr Reis und Mehl zu produzieren, weil unter seinen Vorgängern das Ernährungsproblem nicht gelöst worden sei: 


Der frühere Machthaber Kim Jong-il scheitete bei dem Versuch, Kartoffel als Grundnahrungsmittel anzubauen. Während Mais jahrzehntelang eine der zwei Hauptgetreidesorten Nordkoreas war, wurde der Maisanbau für die Bodenversauerung verantwortlich gemacht. Es war mit Blick auf die Umwelt im Agrarbereich vernünftig, von Mais auf die Weizenproduktion zu wechseln. Weizen kann überdies auf Reisfeldern angebaut werden, und Reis und Weizen können in der Provinz Hwanghae jedes Jahr wachsen. Weizen kann in Nordkorea, wo es nicht genügend Ackerland gibt, sowohl in bergigen Regionen als auch auf Feldern kultiviert werden. 


Die Nordkoreaner kamen seit Mitte der 1990er Jahre dank der Privatmärkte, oder Jangmadang, mit unterschiedlichsten Lebensmitteln in Berührung. Daraus entwickelten sich auch andere Verbraucherwünsche. Nun werden auch verarbeitete Produkte wie Instantnudeln, oder Ramyeon, sowie verschiedene Snacks im Land produziert. Größere Lebensmittelauslagen, die zahlreiche Mehlprodukte anbieten, werden von zahlreichen Bürgern in Pjöngjang besucht. Nordkoreanische YouTube-Videos, die der Propaganda dienen sollen, zeigen verschiedene Mahlzeiten, die verarbeitetes Mehl als Grundlage haben, wie etwa Instantnudeln. 


Die Veränderung des Verbraucherverhalten hat sich vermutlich auch auf die Agrarpolitik des Landes ausgewirkt:


Das Regime von Kim Jong-un tendiert dazu, seine Politik zu rechtfertigen, indem es sagt, dass sie die Lebensverhältnisse verbessern und das Menschen-Zuerst-Prinzip umsetzen soll. Nordkorea sagt zum Beispiel, dass der jetzige Machthaber eine mutige Entscheidung getroffen hat, den Maisanbau zu stoppen, der von Kim Il-sung gefördert wurde, und zum Weizenanbau überzugehen, weil die Ernährungsvorlieben der Menschen sich geändert haben. Um Kim als entschlossener Machthaber zu zeigen, versucht das Regime, die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen. Auch kamen zahlreiche Nordkoreaner, von der Mittel- bis zur Oberschicht, mehr mit ausländischer Kultur in Kontakt. Im Einklang mit den höheren Einkommen, wollen viele Bürger ausessen gehen und Mehlprodukte einschließlich Pizza und Pasta genießen. Dieser Trend spiegelt sich in der Agrarpolitik der Regierung wider. 


2022 war das Jahr, in dem Nordkorea die ländliche Revolution umsetzen wollte. Die Medien betonten, dass es nötig sei, Weizen und Reis anzubauen. 


Auch berichteten sie über Kollektivbetriebe, die die Weizenanbauflächen erweitert hätten. 


Die Landwirte könnten die Ernterträge durch andere Optionen verdoppeln, hieß es:


Es gibt keine Zahlen, die genau belegen, wie groß die Fläche für den Weizenanbau in Nordkorea ist. Nach Schätzung der Behörde für ländliche Entwicklung in Südkorea ging 2022 die Ernte in Nordkorea um 180.000 Tonnen im Vergleich zum Jahr davor zurück. Doch die Produktion von Weizen und Gerste ist schätzungsweise um 12,5 Prozent oder etwa 20.000 Tonnen gestiegen. Es scheint also, als ob der Weizenanbau in Nordkorea ausgedehnt wurde. Das Land hat offenbar im vergangenen Jahr in der Provinz Hwanghae eine doppelte Ernte mit Weizen und Reis gehabt. Doch das Ergebnis war wegen der unzureichenden Maßnahmen, gegen die Frühlingsdürre anzukämpfen und die Schäden durch das kalte Wetter zu beheben, nicht zufriedenstellend. Dennoch rief die Regierung seit Anfang dieses Jahres die Lokalregierungen und die Betriebe auf, sich gegen Naturkatastrophen infolge des Klimawandels besser zu schützen. Die Weizenproduktion könnte in diesem Jahrvin Nordkorea höher ausfallen. 


Während eines Parteitreffens vom 26. Februar bis zum 1. März besprachen die Teilnahmer einige der Probleme im vergangenen Jahr und wie sie behoben werden könnten:


Machthaber Kim Jong-un rief die Funktionäre auf, die Produktionsziele für den Getreideanbau in diesem Jahr zu erfüllen und eine wesentliche Umgestaltung der Agrarproduktion in den nächsten fünf Jahren voranzutreiben, um die Grundlage für eine stabile Entwicklung der Landwirtschaft zu schaffen. 


Es war eher ungewöhnlich für Nordkorea, eine Plenarsitzung der Partei zweimal inneralb von zwei Monaten abzuhalten und dabei die Landwirtschaft als wichtigstes Thema zu besprechen: 


Weizen wächst schnell im Frühling, wenn Nordkorea durch Trockenheit und kaltes Wetter größere Schäden erwartet. Im vergangenen Jahr schaffte es Nordkorea nicht, genügend Wasser für die Landwirtschaft bereitzustellen, was offenbar zu einem Rückgang der Ernte führte. Während der Parteisitzung in diesem Jahr schlug Nordkorea vor, das Bewässerungssystem zu verbessern. In der Realität scheint es jedoch für das Land nicht einfach zu sein, Ausrüstung und Materialen zur Erneuerung des Bewässerungssystems zur Verfüngung zu stellen, weil so große Bauprojekte in Pjöngjang und anderswo im Land laufen. Zuletzt berichtete die Zeitung Rodong Sinmun, dass die landwirtschaftlichen Betriebe wieder Brunnen benutzen, die lange Zeit nicht genutzt wurden, um Grundwasser abzuschöpfen. Für Nordkorea ist es eine weitere dringende Aufgabe, die Landwirtschaftsmaschinen zu modernisieren. Doch Militärgüter haben in der Maschinenindsutrie des Landes Vorrang. Es ist also schwierig, sich auf die Landwirtschaft zu konzentrieren. 


Es scheint, als ob Nordkorea bei der jüngsten Parteisitzung keine speziellen Maßnahmen angekündigt hat, um die Nahrungsmittelproduktion zu erhöhen. Das heißt, das Land wird wahrscheinlich weiter den Fokus auf den Weizenanbau legen.

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