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Nordkorea

Museen in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2022-05-04

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News

Nordkorea hat Anfang April einen neuen Ausstellungsraum in einem größeren Museum in Pjöngjang eröffnet, um damit das zehnte Jahr nach dem Antritt von Machthaber Kim Jong-un zu feiern. Der neue Ausstellungsraum des Museums der Koreanischen Revolution sei “Periode des Kampfes” benannt worden, um einen Wendepunkt im Aufbau einer sozialistischen Macht zu kennzeichnen, berichteten die Staatsmedien. In dem Raum werden Fotos und Videos gezeigt, die wichtige Errungenschaften Kims seit dem siebten Kongress der herrschenden Arbeiterpartei im Mai 2016 dokumentieren sollen. Die südkoreanische Expertin Jang Kyung-hee von der Abteilung zur Erhaltung des kulturellen Erbes an der Hanseo-Universität beschreibt die Bedeutung der Museen in Nordkorea: 


Eines der beiden repräsentativen nordkoreanischen Museen ist das Zentrale Koreanische Geschichtsmuseium, das Zeugnisse von der prähistorischen Zeit bis zur modernen Zeit ausstellt. Das ander ist das Koreanische Revolutionsmuseeum mit einer Sammlung, die sich auf den Staatsgründer Kim Il-sung und die revolutionären Aktivitäten der Menschen um ihn herum und seiner Frau Kim Jong-suk beziehen. Museen werden als Mittel benutzt, um die ideologische Solidarität der Personen im nordkoreanischen Regime zu stärken, die ihre Legitimität hervorheben. 


Nordkorea hat etwa 300 Museen und Ausstellungshallen. Das Koreanische Revolutionsmuseum ist nur eines unter anderen, die Zeugnisse und Material zum Kampf der anti-japanischen revolutionären Truppen unter Kim Il-sung ausstellen. Es werden daneben weitere Errungenschaften des ehemaligen Staatschefs und seines Sohns Kim Jong-il gezeigt. Zuletzt wurden auch Zeugnisse über die Wirkung des Enkels Kim Jong-uns hinzugefügt. Die wichtigsten Museen befinden sich am Kim-Il-Sung-Platz im Herzen von Pjöngjang: 


Die Große Studienhalle des Volkes befindet sicht über dem Kim-Il-sung-Platz. Die Koreanische Kunstgallerie und das Zentrale Koreanische Geschichtsmuseum sind an der linken und rechten Seit des Platzes, während das Koreanische Folklore-Museum im Nordosten des Platzes steht. Kurz, der Platz ist umgeben von der Zentralbibliothek des Landes, einer Kunstgallerie und Museen. Am Eingang der Museen sieht man Dokumente über ausländische Staatsführer, die sie besuchten. Die Museen haben große Hallen, in denen die Besucher die Erklärungen zu den ausgestellten Kulturgütern hören können. Sie finden dort auch zahlreiche Bilder des sozialistischen Realismus und solche, die Kim Il-sung preisen. In Südkorea zeigen die Museen ihre Kulturgüter auf eine Art, die der Bequemlichkeit der Betrachter dienen soll. In Nordkorea ist der Fokus mehr auf das gerichtet, was das Museum den Betrachtern näher bringen soll, insofern die Themen vor allem um die Revolution und die Ideologie kreisen.  


Das erste moderne Museum in Korea war das “Yi-Kunstmuseum der Königlichen Familie”, das 1908 eröffnet wurde. Damals zeigte es Seladon-Keramik der Goryeo-Ära, buddhistische Skulpturen sowie Gemälde und Tonwaren der Joseon-Dynastie. Das allgemeine Regierungsmuseum wurde im Dezember 1915 während der japanischen Kolonialherrschaft eröffnet. Es wurde dann eine Zweigstelle in Gyeongju errichtet. Es folgten 1931 das Kaesong-Präfektur-Museum und 1933 das Pjöngjang-Präfektur-Museum. Als Korea 1945 befreit und danach geteilt wurde, war das Pjöngjanger Präfektur-Museum das einzige Museum im Norden. Im Dezember desselben Jahres wurde es unter dem neuen Namen Pjöngjanger Museum erweitert:


Nordkorea hatte vermutlich mehrere Gründe, um im Zuge der Regimegründung Museen zu nutzen. Im September 1945 besuchte Kim Il-sung einige historische Stätten, wie etwa den Ulmildae-Pavillon in Pjöngjang. Er glaubte, dass die historischen Bauten wichtig sein könnten, um seine Politik und Ideologie zu fördern. 1946 gab er eine neue Weisung über die Erhaltung von Kulturschätzen aus. Nordkorea grub landesweit Zeugnisse an archäeologischen und historischen Stätten aus und formulierte eine Museums-Politik. Danach eröffnete es nacheinander das Hyangsan-Geschichtsmuseum in der Provinz Nord-Pyongan, das Chongjin-Geschichtsmuseum in Nord-Hamgyong, das Hamhung-Museum in Süd-Hamgyong sowie das Sinuiju-Geschichtsmuseum in Pyongan.  


Während des Korea-Kriegs gründete Nordkorea 1952 die Nationale Akademie der Wissenschaften für die Ausgrabung und Erforschung von Kulturgütern. Auch restrukturierte es das Bildungssystem, um Ausgrabungsspezialisten auszubilden. Historische Stätten wurden als Standorte für Museen benutzt:


In der historischen Stadt Kaesong baute Nordkorea 1952 das Goryeo-Museum unter Nutzung des Sungkyunkwan, einem Institut für Konfuzius-Studien in der Goryeo-Ära. Im Juni 1954 wurde auch das Geschichtsmuseum in Kanggye in der Jagang-Provinz unter Nutzung des alten Regierungsgebäudes der Joseon-Ära errichtet. Auf diese Weise machte Nordkorea historische Stätten zu Museen. 


Nach dem Ende des Korea-Kriegs 1953 beherbergte das Pjöngjang-Museum nur 2500 Ausstellungsstücke. Mehr als 150.000 Zeugnisse wurden im Krieg zerstört. Nordkorea restaurierte das Museum und öffnete es 1954 wieder. Jetzt ist es unter dem Namen Zentrales Koreanisches Geschichtsmuseum bekannt: 


Nordkorea führte Ausgrabungen an historischen Stätten im Gebiet von Pjöngjang durch und fand eine große Zahl von Überbleibseln der alten koreanischen Königreiche Gojoseon, Goguryeo und Goryeo. Derzeit hat das dreistöckige Zentrale Koreanische Geschichtsmuseum über 150.000 Relikte und Kulturgüter. Museen in Nordkorea haben viele historische Objekte aus jenen Königreichen, doch nur wenige von den südlichen Königreichen wie Baekje and Silla. Die Sammlungen werden in chronologischer Ordnung gezeigt.  


Nordkorea gründete 1948 ein Komitee, das für die Errichtung der Nationalen Pjöngjanger Kunstgallerie verantwortlich war. Doch wurde die Gallerie während des Kriegs komplett zerstört. 1954 wurde die Zentrale Nationle Kunstallerie erbaut. Doch gab es damals nicht genügend Ausstellungsstücke. Es wurde später als Koreanische Kunstgallerie erweitert und stellt nun als einziges Museum des Landes Kunststücke allgemeiner Art aus, hauptsächlich aber Gemälde: 


Um ihre Sammlungen zu erweitern, kaufte die Koreanische Kunstgallerie alte Gemälde, Seladon und weißes Porzellan von Einzelpersonen. Auch kaufte es Kunstgüter im Ausland durch die Allgemeine Vereinigung der koreanischen Einwohner in Japan. Die Gallerie sicherte sich so Objekte aus der Joseon-Periode und der modernen Zeit. Was zeitgenössische Werke betrifft, so sammelte und zeigte sie Gemälde oder Skulpturen, die Preise bei nationalen Kunstausstellungen gewannen.  


Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des Ostblocks in den 90er Jahren fand sich Nordkorea zunehmend isoliert. Die wirtschaftlichen Probleme wurden größer, und es herrschte eine Zeit der Hungersnot, die in Nordkorea auch als “mühsamer Marsch” bezeichnet wird. Das Regime betonte umso mehr die von Kim Il-sung propagierte Juche-Ideologie der Eigenständigkeit. In dieser Zeit bekamen auch Kulturgüter von historischem Wert mehr Aufmerksamkeit:


Um die Öffentlichkeit zu ermutigen, Kim Il-sungs Juche-Ideologie zu befolgen, musste Nordkorea seine historische Legitimität betonen. Das bedeutet, Nordkorea musste zeigen, dass das Regime die Hinterlassenschaften der alten koreanischen Königreiche geerbt hat. Darum grub es das Grab Danguns, des legendären Gründers des ersten koreanischen Königreichs Gojoseon, sowie das Grab von König Dongmyeong der Goguryeo-Dynastie aus, während es das Grab von Wang Geon, dem Gründerkönig Goryeos, restaurierte. Nordkorea versuchte damit zu zeigen, dass der von Kim Il-sung geführte Staat der Nachfolger dieser Königreiche war. Durch die Betonung der Legitimität der Ideologie und der Überlegenheit des koreanischen Volkes sollte die innere Einheit gestärkt werden. 


Nordkorea verabschiedete 1994 das Gesetz zum Schutz der Kulturgüter. Unter dem geänderten Gesetz wurden die Güter in kulturelle Überreste und steinerne Relikte unterteilt. Sie wurden dann jeweils drei verschiedenen Kategorien zugeordnet: Nationalschatz, Semi-Nationalschatz und allgemeines Gut. Das Nationalkulturgut Nummer eins ist die Pjöngjanger Burg und das Nationalrelikt Nummer Eins ist ein Stein aus den Kmun-Ruinen des Kreises Sangwon in Pjöngjang. Nachdem Kim Jong-un die Macht überommen hatte, nutzte Nordkorea in Abkehr von der früheren Politik den Ausdruck “kulturelles Erbe” anstatt “Kulturgut” und erweiterte den Umfang des kulturellen Erbes auf materielle und immaterielle Dinge. Unter Kim Jong-uns Herrschaft bemühte sich Nordkorea stärker, kulturelle Überlegenheit zu demonstrieren. Auch versuchte es, Kulturschätze auf die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes zu setzen, um der internationalen Isolation zu entkommen: 


Kim Jong-un hofft, dass sein Land als normaler Staat anerkannt wird, und er will nordkoreanische Kulturgüter weltweit fördern. Goguryeo-Gräber wurden tatsächlich von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Nordkorea denkt, dass es einfacher ist, sein nicht-materielles Kulturerbe, wie etwa traditionelle Tänze, Lieder, Nahrungsmittel und Kleidung, auf die UNESCO-Liste zu bekommen. Das ist der Grund, warum das Gesetz zum Schutz des Kulturerbes erweitert wurde. 


Nordkoreanische Museen spielen wie Museen in anderen Teilen der Welt auch eine wichtige Rolle bei der Erforschung und der Erhaltung von Kulturgütern. Doch gibt es kleine Unterschiede zwischen Süd- und Nordkorea, wenn es um die Klassifizierung des Kultuerbes geht:


Süd- und Nordkorea haben früher einen lebendigen Austausch auf dem Gebiet der Museen und kulturellen Überbleibsel betrieben, weil historische und kulturelle Angelegenheiten nicht wirklich politische Interessen berühren. Kulturschätze, egal, ob sie sich im Norden oder Süden befinden, sind alle wertvolle Hinterlassenschaften, die die Legitimität und Unabhängigkeit der koreanischen Ethnie repräsentieren. In diesem Sinn sollte der innerkoreanische Austausch erneuert werden. Nordkorea hat viele Überreste von alten Königreichen, wie etwa Goguryeo, Balhae und Goryeo, weil sich ihre Hauptstädte im nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel befanden. Doch ist es schwierig, Kulturschätze von südlichen Königreichen wie Baekje, Silla und Gaya im Norden zu finden. Im Rahmen innerkoreanischer Kooperationsprogramme könnte Nordkorea Kulturgüter von den südlichen Königreichen aus Südkorea herbeischaffen und sie in den einheimischen Museen ausstellen, und umgekehrt. Es ist im Licht der gemeinsamen Geschichte beider Koreas wichtig, auf diesem Gebiet eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit umzusetzen. 


Es scheint, als ob die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Nordkoreas, die von den internationalen Sanktionen und den Grenzschließungen wegen der Corona-Pandemie verstärkt wurden, auch die Museen des Landes beeinträchtigen. Kulturelle Schätze in den nordkoreanischen Museen sind Teil der koreanischen Geschichte. Sollten sie beschädigt werden, wäre es schwierig, sie wiederherzustellen. Für Süd- und Nordkorea wäre es daher wichtig, den bilateralen Austausch nicht nur in Form gemeinsamer Ausstellungen von Kulturgütern wiederaufzunehmen, sondern auch bei der Technologie und dem Wissen zur Erhaltung kultureller Überreste.

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