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Lifestyle

Ein Spaziergang durch das Viertel Jeong-dong in Seoul

#Hallo, Wochenende! l 2023-03-17

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ⓒ Getty Images BankAls das abgeschottete Königreich Joseon in den 1880er Jahren seine Tore gegenüber dem Westen öffnete, wurde auch das kleine Viertel Jeong-dong in der Hauptstadt Seoul schnell von der Modernisierung erfasst. Hier befand sich der Palast Deoksu-gung, wo der damalige König Gojong 1897 das Kaiserreich Korea ausrief und die Verwandlung zu einem modernen Staat anstrebte. Entsprechend ließen sich auch die ersten westlichen Gesandtschaften in Jeong-dong nieder und mit ihnen natürlich ihre Diplomaten. Nach Jeong-dong folgten ihnen auch christliche Missionare und Berater aus dem Ausland, deren Rat der Kaiser für die Modernisierung des Landes gerne einholte.

Jeong-dong machte sich bald einen Namen als „Viertel der Gesandtschaften“, und damit begann auch seine Blütezeit. Es entstanden dort Gebäude im westlichen Stil, bald öffneten auch moderne Hotels und Geschäfte. Dass das Viertel Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts der wichtigste Schauplatz von diplomatischen Aktivitäten in Korea war, davon zeugen auch die Botschaften, die hier bis heute ihren Sitz haben, sowie die Residenz des US-amerikanischen Botschafters. Auf dessen Gelände steht bis heute noch ein Häuschen im traditionellen koreanischen Baustil aus dieser Zeit und es gilt als eines der ältesten im Ausland gelegenen Gebäude der US-Regierung, das noch bis heute genutzt wird. 

Und diesen und anderen Spuren des frühen 20. Jahrhunderts wollen wir dieses Wochenende einmal auf einem Spaziergang durch das heutige Jeong-dong nachgehen. Das Viertel Jeong-dong ist heute quasi umrandet von den U-Bahnstationen Seodaemun und Gwanghwamun der Linie 5 sowie von der U-Bahnstation City Hall der Linie 1 und 2. Wer aber zunächst den Palast Deoksu-gung besuchen möchte, sollte seinen Spaziergang am besten am Ausgang 2 der U-Bahnstation City Hall beginnen. Der Eintritt kostet für einen Erwachsenen 1.000 Won, also knapp 1 Euro. Der Palast ist außer montags täglich bis 21 Uhr geöffnet, wobei abends die Palastgebäude beleuchtet sind bzw. auch angestrahlt werden.

Zunächst trifft man auf Palastgebäude im traditionellen koreanischen Stil und stößt dann im hinteren Bereich des Palastgeländes auf Bauwerke im westlichen Stil, die Kaiser Gojong errichten ließ, um seine Entschlossenheit zur Modernisierung des Landes deutlich zu machen. Das größte westliche Gebäude davon ist Seokjo-jeon im neoklassizistischen Stil, das erst zwei Monate vor der Annexion Koreas durch Japan fertig gestellt wurde. Nach einer kompletten Restaurierung im Jahr 2009 dient Seokjo-jeon heute als Ausstellungsraum, der Besuchern einen Einblick in die Geschichte des koreanischen Kaiserreichs ermöglicht. Bei einer Führung kann man zum Beispiel sehen, dass auch die Wohnbereiche des Kaisers und seiner Familie dem westlichen Baustil entsprechend mit westlichen Möbeln ausgestattet waren. Im Gebäude nebenan befindet sich übrigens eine Filiale des Nationalen Museums der Modernen Kunst, das ebenfalls einen Besuch wert ist.

Viele spazieren auch gerne entlang der Steinmauer des Palasts, wobei dies früher für Liebespaare als Tabu galt, da es hieß, dass sie sich nach einem Spaziergang entlang dieser Mauer garantiert trennen. Das geht aber vermutlich darauf zurück, dass sich früher einmal in der Nähe des Palasts das Familiengericht befand und viele Ehepaare nach dem Scheidungsprozess am Palast vorbeigehen mussten. Trotz dieses Gerüchts gehört dieser Weg zu den beliebtesten Spazierrouten unter den Seoulern. Auf dieser Route läuft man auch an verschiedenen Museen vorbei, darunter das Seouler Kunstmuseum, dessen Fassade Merkmale des architektonischen Stils der 1920er Jahre erkennen lässt, oder das Baejae Museum, in dem man sich über die Geschichte der modernen Bildung im frühen 20. Jahrhundert in Korea informieren kann. Das Museum befindet sich in einem Gebäude aus dem Jahr 1916, das die Baejae-Schule, die erste westliche Bildungseinrichtung in Korea, für den Unterricht benutzte und heute unter Denkmalschutz steht.

Wer aber lieber weiter spazieren und die frische Luft genießen möchte, kann auch weiter auf der Straße in Richtung des kleinen Jeongdong-Parks laufen, wo sich heute u.a. die kanadische Botschaft und die niederländische Botschaft befinden – oder auch zurück zum Eingangstor des Palasts, wo sich in der kleinen Gasse nebenan ein kleiner Waffelladen befindet. Der Laden ist sehr bekannt und beliebt, sodass man immer ein wenig in der Warteschlange stehen muss, aber gerade nach einem langen Spaziergang kann man dem verführerischen Waffelduft einfach nicht widerstehen.

Das war unser Wochenendtipp für heute! Wir hoffen, Sie sind auch nächstes Mal wieder mit dabei!

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