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Kultur

Sanjo, improvisatorische Solostücke

#Musik verbindet l 2021-12-29

Musik verbindet

Sanjo, improvisatorische Solostücke

Im alten Korea war das Geomungo ein beliebtes Musikinstrument der konfuzianischen Schriftgelehrten, die als Seonbi선비 bezeichnet wurden. Nicht alle wussten auf diesem koreanischen Saiteninstrument zu spielen, aber das hinderte sie nicht daran, sich an der Musik zu erfreuen. Selbst ein Geomungo ohne Saiten, das Muhyeongeum무현금, wurde von den Gelehrten hoch geschätzt. In diesem Fall hörten die Seonbi die Klänge des Instruments sozusagen in ihrem geistigen Ohr. Man stellte sich sitzend in einem friedlichen Garten vor, während sanfte Winde die Saiten des Geomungo in Schwingung brachten. Es war so, als sei man zu einem himmlischen Wesen geworden und im Paradies gelandet. Fühlten sich die Zuhörer durch die Hofmusik bzw. Jeongak정악in einen ruhigen und gelassen Gemütszustand versetzt, neigte die Volksmusik eher dazu, das Publikum emotional aufzuwühlen und zu begeistern. 


Zu den Sanjo zählt auch das Ajaeng-Sanjo아쟁산조. Das Ajaeng ähnelt einer Zither und wird gespielt, indem ein Bogen über die Saiten gestrichen wird. Die Töne besitzen eine raue und zittrige Qualität und manchen scheint es sogar so, als streiche der Bogen direkt über das eigene Herz. Die Sanjo-Musik wurde im späten 19. Jahrhundert entwickelt und als ihr Erfinder gilt der Gayageum-Meister Kim Chang-jo김창조. Aufzeichnungen belegen, dass zu jener Zeit bereits Gayageum-Sanjo-Stücke von anderen Musikern gespielt wurden, was zu der Annahme führt, dass es bei der Sanjo-Musik nicht um eine völlig neue Schöpfung, sondern vielmehr um Wiederbearbeitungen von Volksmusikstücken wie Sinawi시나위 oder Pansori판소리 handelte. Die Sanjo-Musik beginnt zunächst sehr langsam und nimmt im Verlauf der improvisierten Melodie an Tempo auf. Für das damalige Publikum war diese Musikdarbietung eine ganz neue Erfahrung. Und das Aufkommen von Sanjo-Stücken führte schließlich zu zahlreichen Sanjo-Melodien für verschiedene Instrumente wie Geomungo, Daegeum, Haegeum und Piri. Die Sanjo-Stücke weisen dabei nicht nur die Grundrhythmen wie Jungmori중모리 oder Jajinmori자진모리 auf, sondern auch abwechslungsreiche Rhythmen wie Gutgeori굿거리, Hwimori휘모리 und Sesanjosi세산조시, was die Musik noch bereichert hat. 


Bei Sanjo handelte es sich am Anfang um Improvisationsmusik und jeder Musiker entwickelte eine eigene Melodie. Ihre Studenten lernten von den Meistern diese Melodien und fügten wiederum ihre eigenen Akzente hinzu. Sanjo wurde auf diese Weise von Generation zu Generation ohne festgesetzte Regeln weitergegeben. Diese über Generationen angesammelte Fülle an Melodien und Klängen führte dazu, dass ein Sanjo-Stück über eine Stunde Spieldauer erreichte. Aber es kann ebenso in weniger als zehn Minuten durchgespielt werden. Die Sanjo-Stücke werden in bestimmte Stile klassifiziert, die von bekannten Musikern entwickelt wurden. Da gibt es beispielsweise das Sanjo für Gayageum im Stil von Kim Juk-pa김죽파 oder das Sanjo für Geomungo im Stil von Shin Kwae-dong신쾌동. Einen Sanjo-Stil nach jemandem zu benennen, war auch ein Weg, um diese Künstler zu ehren. 


Wie bereits erwähnt wurde, galt das Geomungo lange als das Instrument der Seonbi. Diese hängten zuweilen das Geomungo auch an die Wand, um dem über die Saiten streichenden Wind zu lauschen, oder sie spielten selbst auf dem Instrument, um innere Ruhe zu finden. Das ist auch der Grund, warum das Geomungo als nicht geeignetes Instrument für die Volksmusik gesehen wurde, bei der es mehr um den Ausdruck von Gefühlen ging. Als das Geomungo dennoch für Sanjo-Stücke eingesetzt wurde, glaubten Geomungo-Traditionalisten, dass damit das Ende für ihr geliebtes Instrument eingeleitet werde, und sie kritisierten scharf diese Entwicklung. Heutzutage wissen jedoch viele die Sanjo-Melodien für das Geomungo wertzuschätzen, denn die Musik besitzt eine Komplexität und Eindringlichkeit, die die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen vermag. 


Musik

  1. „Jinyangjo“, gespielt am Ajaeng von Pak Dae-seong und am Janggu von Pak Hwan-yeong
  2. „Sesanjosi und Dwitdaseureum“, gespielt am Gayageum von Kim Il-ryun und am Janggu von Jang Jong-min
  3. „Jajinmori“, gespielt am Geomungo von Kim Mu-gil und am Janggu von Jang Deok-hwa

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