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Wirtschaft

Die Wirtschaftspolitik Südkoreas für 2022

#Thema der Woche l 2021-12-27

ⓒ YONHAP News

Am 20. Dezember verkündete die südkoreanische Regierung ihre wirtschaftspolitischen Ziele für 2022. Erstes Ziel ist es demnach, die Covid-19-Pandemie zu überwinden und die Wirtschaft zu normalisieren. Dabei hofft sie, an die Impulse für eine wirtschaftliche Erholung in diesem Jahr mit steigenden Exporten und Investitionen anknüpfen zu können. Zum Thema sagt der Direktor des Global Economic Research Institute, Kim Dae-ho:


Die koreanische Wirtschaft verzeichnete 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, ein Negativwachstum. Für dieses Jahr sieht sie ein Wachstum von 4 Prozent und für nächstes Jahr von 3,1 Prozent voraus. Das Wachstumsziel is um 0,1 Prozentpunkte mehr als die frühere Schätzung. Der 0,1 Prozentpunkt scheint eine unbedeutende Zahl zu sein, doch spiegelt sie die Entschlossenheit der Regierung, eine rasche Wiederaufnahme der Kooperation mit den wirtschaftlichen Playern zu erreichen und sich auf das Wachstum im nächsten Jahr fokussieren zu können.


Damit die Wirtschaft wachsen kann, ist es dringend notwendig, die Binnennachfrage zu steigern. Die Regierung wird daher ihre expansive Geldpolitik im nächsten Jahr aufrechterhalten. Mit anderen Worten, sie wird mehr Geld in den Markt pumpen, um die Nachfrage und die Investitionen zu fördern. Konkret will sie spezielle Steuerkürzungen für Käufe auf den traditionellen Märkten einführen und noch mehr Rabatt-Coupons verteilen. Auch will sie zum ersten Mal seit 43 Jahren die Deckelung für zollfreie Einkäufe durch Koreaner aufheben, um die Duty-Free-Industrie zu unterstützen und Touristen zu ermutigen, mehr in Korea zu kaufen als im Ausland. Die Regierung will 97 Milliarden Dollar für die Umsetzung staatlicher Projekte ausgeben und private Invesitionen stärker fördern. Sie will zudem 65 Technologien in verschiedenen Bereichen wie Halbleiter und Batterien zu “nationalen strategischen Technologien” erklären und für sie größere Steuervergünstigungen gewähren. Für die Realisierung der sogenannten Koreanischen New Deal 2.0-Initiative sollen 28 Milliarden Dollar investiert werden: 


Über die wirtschaftliche Normalisierung hinaus sieht die politische Richtung der Regierung für 2022 massive Investitionen in künftige Geschäftsfelder und neue Technologien vor. Dazu gehören solche in Verbindung mit Halbleitern, Batterien und der Wasserstoff-Wirtschaft. Damit will sich Korea zu einer wertschöpfenden Wirtschaft hinwenden. 


Die Ziele für nächstes Jahr umfassen auch die Unterstützung anfälliger Gruppen der Gesellschaft. Für diejenigen, die besonders hart von der Pandemie betroffen sind, will die Regierung Niedrigzins-Darlehen im Volumen von 30 Milliarden Dollar bereitstellen. Der Zinssatz soll bei einem Prozent liegen. Mehr kleine Betriebe wie etwa Friseursalons können bei Verlusten auf Zuschüsse hoffen. Die untere Grenze dafür wird von derzeit 84 Dollar im Quartal auf 420 Dollar erhöht:


Die Förderung des Wachstums und die Eindämmung der Inflation sind zwei grundlegende Ziele für die Wirtschaft. Korea zielt auf ein Wachstum von 3,1 Prozent und eine Verbraucherpreisinflation von 2,2 Prozent im nächsten Jahr ab. Eine hohe Inflation ist nicht gut, weil sie das Wachstum verhindern könnte. Falls die Regierung wählen muss, was dringender ist, dann müsste sie sich mehr auf die Kontrolle der Inflation fokussieren. 


Die Regierung plant, die Nebenkostenpreise wie etwa Strom und Gas im ersten Quartal des nächsten Jahres einzufrieren, um die Wirkung der steigenden Preise auf das Leben der Menschen einzudämmen. Die derzeitige Treibstoff-Abgabenkürzung soll bis zum April dauern, doch könnte sie verlängert werden. Das Problem ist, dass die Förderung der Nachfrage in Konflikt mit dem Ziel geraten könnte, die Inflation unter Kontrolle zu halten:


Einige weisen darauf hin, dass die koreanische Wirtschaft hinsichtlich der Wirtschaft zu optimistisch ist, insbesondere, was die Pandemie-Lage betrifft. Es gibt zudem externe Risikofaktoren. Die Spannungen zwischen den USA und Russland wegen einer potenziellen russischen Invasion in die Ukraine nehmen zu. Es ist möglich, dass die Öl- und Erdgaspreise wieder steigen. Die wachsenden Schulden Koreas sind ein weiteres Problem. Das Land könnte mehr Staatsanleihen ausgeben, um die Schulden zurückzuzahlen, doch der Schritt könnt zu höheren Zinsen führen. 


Zahlreiche Länder bewegen sich gegenwärtig in Richtung einer strafferen Geldpolitik, um die Folgen der Pandemie für die Wirtschaft abzufedern. In der Folge könnten sich die Unsicherheiten in den aufstrebenden Volkswirtschaften erhöhen, während die Finanzmärkte stärkeren Schwankungen ausgesetzt sein könnten: 


Ich denke, dass sich sowohl die koreanische Wirtschaft wie auch die Weltwirtschaft im nächsten Jahr gut entwickeln. Die Pandemie erfolgte nicht aufgrund eines wirtschaftlichen Scheiterns. Die Welt hat jetzt Vertrauen gewonnen, die Krise überwinden zu können. Wenn die Pandemie zu einem Ende kommt, wird der Nachholbedarf bei der Nachfrage explodieren, während die Investitionen, der Verbrauch und die Exporte sich erhöhen. Insbesondere die koreanischen Exporte blieben stark und stiegen in diesem Jahr auf ein Rekordhoch. Doch sollte Korea nicht zu optimistisch sein. Es sollte eine sorfältig geplante Politik formulieren, mit dem schlimmsten möglichen Fall im Hinterkopf. Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, die richtige Balance zwischen Wachstum und Inflation zu finden und die wachsenden Staatsschulden zu managen.

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