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Reise

Der Yangnyeongsi in Seoul: der größte Markt für traditionelle Heilmittel in Korea

2011-03-22

Der Yangnyeongsi in Seoul: der größte Markt für traditionelle Heilmittel in Korea

Der Frühling hat mit milden Temperaturen und einer leichten Brise Einzug gehalten und die Erde aus dem Winterschlaf geweckt.

Die Frühlingswärme lässt den gefrorenen Boden tauen und gibt Samen, Bäumen, Tieren und allen anderen Lebewesen neue Energie. In der ostasiatischen Medizin gilt der Frühling als die Jahreszeit, in der neue Kräfte entstehen, doch dafür braucht man zu dieser Zeit auch besonders viele Nährstoffe. Das ist der Grund, warum der Yangnyeongsi im Frühjahr immer besonders voll ist.

Wir befinden uns auf dem Yangnyeongsi, dem Seouler Markt für traditionelle Heilkräuter und Arzneimittel, der sich im Nordosten der Hauptstadt befindet. Die Besucher kommen hierher, um nach traditionellen Heilmitteln zu suchen, die Körper und Geist anregen.

Ich bin hierher gekommen weil Frühling ist und ich mich müde fühle. Dies hier ist mein Lieblingsladen, heute will ich Tee kaufen. Ich habe hier einmal das Allheilmittel Sipjeondaebo-tang mitgenommen, und es hat Wunder gewirkt!

Eigentlich ist der Frühling die perfekte Jahreszeit, um im Freien etwas zu unternehmen, doch leider gibt es viele, die in dieser Zeit unter Atemwegskrankheiten oder anderen gesundheitlichen Problemen leiden. Der eine hat eine Pollenallergie, der andere verträgt den Sandstaub nicht, der durch die Westwinde aus China und der Mongolei herübergetragen wird. Das macht den Yangnyeongsi zum perfekten Ausflugsziel für alle, die in den nächsten Monaten in Korea sein werden, denn hier kann man lebendige koreanische Tradition erleben, und sich gleichzeitig auch um seine Gesundheit kümmern.

An der U-Bahn-Station Jegi auf der Linie 1 schlägt einem sofort der intensive Geruch von Arzneikräutern entgegen. Folgt man der Nase, gelangt man zum Eingang des Yangnyeongsi, einem traditionellen, farbenfroh bemalten Tor. Herr Namgung Cheong-wan, der Präsident der Händlervereinigung vom Seouler Yangnyeongsi, erzählt uns mehr.

Der Yangnyeongsi Seoul ist ein Markt für traditionelle Heilmittel. 70 % aller traditionellen Arzneimittel in Korea werden hier gehandelt, was ihn zum größten Markt Ostasiens im Bereich der traditionellen asiatische Medizin macht. Der Markt bietet nicht nur einheimische Heilmittel, sondern auch seltene aus dem Ausland importierte. Deswegen kommen alle, Laien wie Profis, hier her, um gute Qualität und seltene Waren zu günstigen Preisen zu erhalten.

Der Markt erstreckt sich über 235 500 m2 in den Stadtteilen Jegi-dong und Yongdu-dong. Mehr als 1000 traditionelle Arztpraxen, Apotheken, Händler und andere Unternehmen haben hier ihren Standort. Bei traditioneller asiatischer Medizin fallen den meisten zunächst Baumrinden, Samen, Pflanzen und Früchte ein, doch auf dem Yangnyeongsi gibt es noch vieles mehr. Hier kann man auch ganze Hirschgeweihe, Salamander, Schlangen und andere exotische Dinge finden, die in der koreanischen Medizin schon seit Jahrhunderten verwendet werden. Auch die Geschichte des Yangnyeongsi selbst reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück.

Im Joseon-Reich, vom Ende des 14. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, hieß das heutige Seoul Hanyang und hatte vier Kranken- und Armenhäuser. Vor dem Osttor gab es das Bojewon, vor dem Westtor Hongjewon, vor dem Südtor Itaewon und vor dem Gwanghui-mun im Südosten Jeonggwangwon. Diese Institutionen verteilten Essen und Kleidung an Bedürftige, behandelten Kranke und boten Unterhaltung für ältere Menschen. Der einzige Standort, der eindeutig feststellbar war, ist der des Bojewon, das sich dort befand, wo heute der Yangnyeongsi liegt. Ein Markierungsstein in einer Gasse des Marktes erinnert dort, wo das Bojewon stand, an die historische Institution. Der Yangnyeongsi sorgt sich also seit rund 600 Jahren um die Gesundheit des Volkes.

Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hat es dann immer mehr Händler für traditionelle Arzneimittel hierhergezogen, und der Markt hat sich zum größten Markt für traditionelle Medizin in ganz Korea entwickelt. Hier noch einmal Herr Namgung Cheong-wan von der Händlervereinigung.

Der moderne Markt hat sich aufgrund verbesserter Transportmöglichkeiten entwickelt. Die Gegend war mit den Bahnhöfen Seongdong und Cheongnyangri und dem Busbahnhof Dongmajang ein Verkehrsknotenpunkt, wo Arzneimittel aus dem ganzen Land ankamen. Ihnen folgten dann nach und nach die Händler. Heute sind es 1040 Unternehmen, was den Markt zum größten auf eine Warengruppe spezialisierten Markt der Welt macht.

Das Viertel wurde 1995 offiziell zum Markt für traditionelle koreanische Medizin und 2005 zur Sonderwirtschaftszone für traditionelle Medizin ernannt. Der Markt bietet eine große Auswahl an Heilkräutern und anderen Arzneizutaten zu günstigen Preisen, und zieht damit das ganze Jahr über Käufer und Verkäufer an. Und da der Markt die Herkunft aller Waren überprüft, kann man sich hier auf die Qualität verlassen.

Importierte Waren werden vier bis fünf Mal überprüft, einheimische zwei bis drei Mal. Dazu gehört auch die Überprüfung ihrer Herkunft und des Transportweges. Die überprüfte Ware ist absolut sicher, Sie müssen also nur darauf achten, dass die Apotheken, Händler oder Praxen lizenziert sind. Seit Neuestem muss auch bei Arzneimitteln der Herkunftsort angegeben werden. So können auch Laien gute Ware kaufen, wenn Sie nur auf die richtige Kennzeichnung achten. Noch besser ist es aber natürlich, die Beratung eines Fachmanns in Anspruch zu nehmen.

Wenn man durch die Gassen schlendert, fällt einem auf, dass die verschiedenen Geschäfte alle unterschiedliche Namen tragen: hier ein Hanuiwon, eine traditionelle Arztpraxis, hier eine Apotheke, Hanyakguk genannt, dort ein Hanyakbang, der ebenfalls wie eine Apotheke aussieht. Was ist der Unterschied?

Für die ältere Generation ist alles gleich. Aber Praxen, Hanyakguk, und Hanyakbang müssen alle unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen. In Apotheken namens Hanyankguk müssen ausgebildete Apotheker arbeiten, die auf traditionelle Heilkräuter und Medizin spezialisiert sind. Praxen müssen von Ärzten betrieben werden, die die sechsjährige universitäre Ausbildung in traditioneller Medizin absolviert und ein Staatsexamen bestanden haben. Die Apotheken namens Hanyakbang werden von anerkannten Spezialisten in asiatischer Medizin betrieben, die ihre Lizenz vor oder in den 80er Jahren erhalten haben. Dieses Lizenzierungssystem existiert nicht mehr, aber diejenigen, die die Lizenz bereits haben, dürfen weiterarbeiten.

Wer mehr über asiatische Medizin lernen möchte, sollte das Museum für traditionelle asiatische Medizin besuchen, das sich im zweiten Untergeschoss des Donguibogam Towers gegenüber des Marktes befindet. In traditioneller Kleidung gewandete Angestellte begrüßen die Besucher, bevor sie sie auf einen geführten Rundgang durch das Museum nehmen. In der Ausstellung erfährt man viel über die Eigenschaften und Wirkungen verschiedener Arzneimittel.

Auf einem großen Bildschirm gegenüber dem Eingang werden allgemeine Informationen zur traditionellen koreanischen Medizin angezeigt. Anschließend teilt sich der Bildschirm in der Mitte, und die Besucher gelangen in die Ausstellung. Im ersten Teil wird die Geschichte und Kultur der koreanischen Medizin vom antiken Gojoseon bis in die Moderne beschrieben. Auch ein Model des alten Krankenhauses Bojewon gibt es, begleitet von Erklärungen.

Das Museum ist in sechs Bereiche unterteilt: Geschichte und Kultur der koreanischen Medizin, traditionelle Medizin und unser Körper, Geschichten aus dem Kräuterdorf, Rezepte für die Balance, koreanische Medizin für Kinder, und Geschichte und Tradition des Seouler Yangnyeongsi. In dem Bereich „Rezepte für die Balance“ können die Besucher mehr über verschiedene Arzneimittel lernen. Der Museumsleiter Lee Tae-mu.

Hier sind 413 Arzneimittel ausgestellt. 308 davon sind pflanzlich, 57 tierisch, und 48 mineralisch. Die drei beliebtesten, d. h. Pilze, Ginseng, und Hirschgeweih, werden in eigenen Sektionen ausführlich behandelt. Hier sind 10 Pilzsorten und sieben Ginsengarten ausgestellt, und die Geweihe sind nach Herkunft, Form und anderen Eigenschaften sortiert. Die Arzneimittel sind nach ihren Wirkungen angeordnet, und die Führer erklären, wie sich jedes einzelne im Körper auswirkt.

Auch seltene und ungewöhnliche Arzneimittel, die auf dem Markt nicht mehr verkauft werden, kann man hier besichtigen, und sie sind natürlich besonders interessant für die Besucher. Nachdem wir uns so ausgiebig über die Arzneimittel kundig gemacht haben, wollen wir uns nun der Frage zuwenden, welche Rolle koreanische Medizin im Alltag spielt. Herr Lee Tae-mu.

Dieser Bereich behandelt medizinische Tees, Essen und Bäder. Die koreanischen Heilkräuter sind gut für unseren Körper, weswegen wir versuchen, sie über Tee und Essen aufzunehmen. Auch unsere Vorfahren haben solch gesundes Essen schon genossen, wie sie hier zum Beispiel an dem Reis erkennen, dem Ginseng und Datteln beigegeben wurden. Auch durch Medizinbäder, bei denen das Badewasser mit Kräutern versetzt wird, können wir die guten Eigenschaften der Heilmittel in uns aufnehmen.

Ein weiterer Schatz des Museums sind die 25 Bände des Donguibogam, welches 2009 in die Liste des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Es ist eine Enzyklopädie der traditionellen asiatischen Medizin, und damit eine wertvolle Quelle für alle, die mehr über diese Heilkunde wissen möchten.

Die nächste Station ist die Kinderecke, wo die Kleinen spielerisch alles über verschiedene Arzneimittel lernen können. Ein wenig weiter erfährt man dann mehr über die vier Körpertypen, in die die Menschen eingeteilt werden. Für jeden Körpertyp ist andere Medizin und anderes Essen geeignet.

Wir schauen uns Körperbau, Persönlichkeit, Gesichtsform und Verhalten an und schließen daraus auf Ihren Typ. Dann wissen wir, was das beste Essen und die beste Medizin für Sie sind. Sie sind Typ Taeeum. Sie genießen Respekt und agieren sehr bedachtsam, sind aber auch etwas konservativ. Ihre Leber ist in einem besseren Zustand als Ihre Lungen, Sie sollten also Essen und Medizin zu sich nehmen, die den Atemwegen gut tun.

Nach einem Rundgang über den Markt und durch das Museum können Sie sich dann die Zutaten kaufen, die für Sie geeignet sind, und damit zu einem der vielen Tangjewon gehen. Dort wird man Ihnen aus den Zutaten einen medizinischen Tee brauen und portionsweise verpacken, sodass Sie ihn zuhause ganz einfach einnehmen können. Ein noch gesünderes Besichtigungsprogramm in Seoul wird wohl nur schwer zu finden sein.

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