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Geschichte

Kim Jeom-dong: die erste Ärztin Koreas, Esther Park

2012-06-21

<b>Kim Jeom-dong</b>: die erste Ärztin Koreas, Esther Park
Pionierin und Wegbereiterin

Heute ist der Gang zum Arzt für Kranke in Korea eine Selbstverständlichkeit, doch das war vor einem Jahrhundert noch anders. Kurz nach ihrer Ankunft in Korea waren die westlichen Ärzte für die Menschen im Volk furchterregende Gestalten mit Nadeln und Skalpellen. Bei Frauen war die Situation noch schwieriger. In der konfuzianisch geprägten koreanischen Gesellschaft, in der die Bereiche der Geschlechter streng getrennt waren, war es für Frauen unverstellbar, sich von einem männlichen Arzt den Puls messen zu lassen, geschweige denn, ihm ihre kranken Stellen am Körper zu zeigen. Den Frauen blieb daher oft nur der Gang zur Schamanin, und dieser führte nicht selten zum Tod.

Aber auch in diesen Zeiten gab es eine Ärztin, die den Frauen in Korea medizinische Hilfe bot. Ihr Name war Kim Jeom-dong beziehungsweise Esther Park, und sie war die erste Ärztin Koreas.

Eine Schülerin der Ewha-Schule träumt vom Leben als Ärztin

Kim Jeom-dong wurde 1879 im Seouler Stadtteil Jeong-dong geboren. Im November 1886 wurde sie Schülerin an der ersten modernen Mädchenschule Koreas, der Ewha-Schule. Dass Kim, die aus einem armen Haushalt mit vier Töchtern stammte, als vierte Schülerin der Ewha-Schule aufgenommen wurde, war ihrem Vater zu verdanken. Dieser half dem Missionar Henry Gerhard Appenzeller bei seiner Arbeit und wurde so früh dem westlichen Gedankengut ausgesetzt. Er schickte seine Tochter zur Schule, wo sie die Bibel, die koreanische Schrift, Mathematik, chinesische Literatur und vieles mehr lernte und eine rasche Auffassungsgabe zeigte.

Vor allem in der englischen Sprache machte sie schnell große Fortschritte, und ihre Sprachkenntnisse verhalfen ihr zu einem Treffen mit der Missionarin und Ärztin Rosetta Sherwood Hall, die aus Amerika nach Joseon gekommen war. Die Schulleiterin der Ewha-Schule, Mary Fletcher Benton Scranton, empfahl der Ärztin, die Schülerin Kim als Dolmetscherin für die Behandlung der koreanischen Patientinnen einzustellen. So kam Kim zum ersten Mal mit der westlichen Medizin in Berührung. Doch zunächst zeigte sie kein großes Interesse an der Arbeit als Ärztin und ging nur in ihrer Aufgabe als Dolmetscherin auf.

Der entscheidende Wendepunkt kam, als sie Hall dabei beobachten durfte, wie diese eine Hasenscharte perfekt zunähte, ohne dass eine Narbe zurückblieb. In Korea galt die Hasenscharte damals als unheilbar, und Hall hatte mit der Operation das Leben eines kleinen Mädchen verändert, das zu lebenslangem Leid verurteilt gewesen war. Als Kim das sah, war sie so berührt, dass sie beschloss, Medizin zu studieren und den Menschen zu helfen.

Aus Kim Jeom-dong wird Esther Park

Rosetta Sherwood Hall begrüßte Kims Entscheidung und begann, sie in der westlichen Medizin zu unterweisen. Gleichzeitig stellte sie ihr den jungen Mann Park Yu-san vor, der als Assistent für Halls Mann, der ebenfalls Arzt war, arbeitete. 1893 heirateten Kim Jeom-dong und Park Yu-san. Ihre Trauung war die erste westliche Trauung in einer Kirche, die jemals in Korea stattfand.

Nach der Hochzeit nahm Kim Jeom-dong den Nachnamen ihres Mannes gemeinsam mit ihrem Taufnamen an und nannte sich von da an Esther Park. Als Rosetta Sherwood Hall im darauf folgenden Jahr nach Amerika zurückkehrte, gingen Esther Park und ihr Mann mit. Esther Park besuchte zunächst die amerikanische High School und stach auch dort mit herausragenden Leistungen hervor. Nach dem Abschluss nahm sie als jüngste Studentin in der Geschichte der Institution ihr Medizinstudium am Medizinischen Frauenkolleg von Baltimore auf.

Bei all ihren Studien war ihr Mann ihr größter Unterstützer. Um sie zu unterhalten, arbeitete er in New York auf einer Farm. Doch ein halbes Jahr, bevor Esther Park ihr Studium abschloss, erkrankte Park Yu-san an Tuberkolose und verstarb in Amerika. So konnte er nicht mehr miterleben, wie seine Frau Ärztin wurde.

Kampf gegen Krankheit und Aberglauben

Gemäß dem letzten Willen ihres Mannes kehrte Esther Park im Juni 1900 als erste koreanische Frau mit einem medizinischen Doktortitel nach Joseon zurück und nahm ihre Arbeit als Ärztin auf. Zunächst arbeitete sie im Bogu Yeogwan, einer Frauenklinik, die der damalige König Gojong in der Nähe des Dongdaemun-Tores eingerichtet hatte. Allein in ihren ersten zehn Monaten dort behandelte sie 3.000 Patientinnen.

Für die Frauen in Joseon, die sich nicht von männlichen Ärzten behandeln lassen konnten, war Esther Park die einzige Anlaufstelle. Park nahm ihre Verantwortung ernst und war Tag und Nacht auf den Beinen, um Patientinnen im ganzen Land zu behandeln. 1901 kehrte ihre Mentorin Rosetta Sherwood Hall nach Joseon zurück und eröffnete in Pjöngjang ein Krankenhaus. Esther Park folgte ihrem Ruf und verlagerte ihren Standort nach Pjöngjang, von wo aus sie unermüdlich durch die Provinzen Pyeongan und Hwanghae reiste und kostenlos kranke Frauen behandelte. Für ihre Arbeit wurde sie von König Gojong sogar mit einer silbernen Medaille ausgezeichnet.

Doch über ihre Arbeit vergaß Esther Park völlig, sich um sich selbst zu kümmern. 1910 erkrankte sie genau wie ihr Mann an Tuberkulose und starb im jungen Alter von nur 32 Jahren.

Esther Park leistete in einer Zeit Pionierarbeit, in der für koreanische Mädchen bereits ein Schulbesuch schwierig war und weibliche Ärzte unvorstellbar waren. Als erste Ärztin des Landes widmete sie ihr kurzes Leben ganz der Medizin und der Hilfe für Kranke und Bedürftige. 2006 fand ihr Lebenswerk schließlich Anerkennung und sie wurde in die koreanische „Hall of Fame der Naturwissenschaftler“ aufgenommen.

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