ⓒ KBS NewsDie Bergregion Kumgang in Nordkorea wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Nach der Aufnahme der Koguryo-Gräber im Jahr 2004 und der Historischen Denkmäler und Stätten in Kaesong 2013 verfügt Nordkorea nun über drei Stätten auf der Welterbeliste. Der Kumgang-Berg wird seit langem als „atemberaubendster Berg unter dem Himmel” gepriesen, und es darf erwartet werden, dass die neueste Aufnahme erhebliche Veränderungen für den Tourismus in Nordkorea mit sich bringt.
Heute sprechen wir über die Ernennung des Kumgang-Berges zum Weltkulturerbe und ihre Auswirkungen mit Lee Young-jong, dem Direktor des Zentrums für Nordkorea-Studien am Koreanischen Forschungsinstitut für nationale Strategie (Korea Research Institute for National Strategy).
Am 13. Juli kam die großartige Nachricht aus Paris, dass die UNESCO während ihrer 47. Sitzung des Welterbekomitees vom 6. bis 16. Juli die Kumgang-Bergregion in Nordkorea als Weltkulturerbe anerkannt hat. Zu den neu aufgenommenen Stätten gehören auch die Felszeichnungen entlang des Bangucheon-Baches in der Stadt Ulsan im Südosten Südkoreas, die einen lebendigen Einblick in das prähistorische Leben auf der koreanischen Halbinsel bieten.
Während der Berg Baekdu in Nordkorea für seine imposante und majestätische Präsenz bekannt ist, wird der Berg Kumgang für seine wandlungsfähige Schönheit gefeiert, die zu jeder Jahreszeit unterschiedliche Reize offenbart – lebhaftes Herbstlaub, ruhige Winterlandschaften, zarte Frühlingsblüten und erfrischende Wasserfälle im Sommer. Mit seinem höchsten Punkt, dem Biro-Gipfel auf 1.638 Metern, bietet der Berg eine faszinierende Landschaft, in der einzigartig geformte Felsen, Wasserfälle und Teiche harmonisch nebeneinander existieren.
Vor der Teilung der koreanischen Halbinsel machten Schüler aus Seoul Ausflüge zu diesem Berg. Sie fuhren mit dem Zug entlang der Gyeongwon-Linie – ein Erlebnis, dass das berühmte Lied „Auf zum Berg Kumgang mit seinen 12.000 Gipfeln“ inspirierte. Eine lokale Volksweisheit besagt, dass man mindestens einmal im Leben den Kumgang-Berg besuchen muss, um nach dem Tod nicht in die Hölle zu kommen.
Der Kumgang-Berg ist neben dem Baekdu-Berg einer der bekanntesten und symbolträchtigsten Berge auf der koreanischen Halbinsel.
Die Bergregion Kumgang liegt inmitten des Taebaek-Gebirges, das das Rückgrat der koreanischen Halbinsel bildet. Sie ist unterteilt in den Inneren Kumgang im Westen und den Äußeren Kumgang im Osten, wobei der Biro-Gipfel, der höchste der 12.000 Gipfel, den zentralen Bergrücken markiert. Die Bergregion besticht durch wunderschöne Gipfel, Täler, Bäume und andere malerische Orte. Ihre Schönheit verändert sich im Laufe des Jahres, weshalb es für jede Jahreszeit einen anderen Namen gibt: Kumgang im Frühling, Bongnae im Sommer, Pungak im Herbst und Gaegol im Winter.
Um die außergewöhnliche Qualität der Bergregion bekannter zu machen, bemühte sich Nordkorea schon länger um die Anerkennung durch die UNESCO.
Nordkorea hat 2021 einen Antrag gestellt, den Kumgang-Berg als Weltkulturerbe anzuerkennen. Wegen der Corona-Pandemie hat sich der Prozess verzögert, doch dieses Jahr wurde die Stätte in die Liste der Kandidaten aufgenommen und schließlich anerkannt, also vier Jahre nach dem ersten Antrag. Nordkorea beantragte Berichten zufolge die Anerkennung als gemischtes Kulturerbe aufgrund der kulturellen und natürlichen Bedeutung der Bergregion. Mit der Ernennung zum Weltkulturerbe etabliert sich die Kumgang-Bergregion nun endgültig als weltweit anerkannt.
Seit Kim Jong-un an der Macht ist, beteiligt sich Nordkorea aktiv an Programmen der UNESCO zum Schutz des Kulturerbes. In verschiedenen Rundfunkprogrammen präsentiert Nordkorea die malerischen Kulturdenkmäler des Kumgang-Berges, darunter die kleine Podok-Einsiedelei des Pyohun-Tempels, der als einziger der vier großen Tempel der Bergregion erhalten geblieben ist.
In seiner Bemühung um die Anerkennung des Kumgang-Berges durch die UNESCO reichte Nordkorea einen umfangreichen, über 600 Seiten starken Antrag ein. Schließlich wurde der Kumgang-Berg nicht unerwartet in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Diese prestigeträchtige Auszeichnung könnte einen Wendepunkt für den Tourismus in dieser Bergregion bedeuten.
Nordkorea dürfte damit auch Touristen aus China und Russland anlocken. Im vergangenen Jahr versuchte Nordkorea, ausländische Investoren für die internationale Tourismuszone Wonsan-Kumgang zu gewinnen. Seit dem Ende der Corona-Isolation will das Land den Tourismus fördern, auch wenn das wegen der internationalen Sanktionen schwierig ist. Dennoch können begrenzt Tourismusprojekte durchgeführt werden, mit Ländern wie China und Russland, die eine freundliche Haltung gegenüber Nordkorea einnehmen.
Um dem Tourismus neues Leben einzuhauchen, beschloss die Oberste Volksversammlung Nordkoreas 2014, in der Region Wonsan-Kumgang eine internationale Tourismuszone einzurichten. Daraufhin organisierte Pjöngjang unter anderem in China Informationsveranstaltungen für Investoren. Das Tourismusprojekt verlor jedoch aufgrund der internationalen Sanktionen gegen Nordkorea und der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Grenzschließungen an Schwung. Vergangenes Jahr versuchte Nordkorea erneut, ausländische Investoren für dieselbe internationale Tourismuszone zu gewinnen. Ein russisches Reisebüro hat begonnen, nordkoreanische Tourismusprodukte zu vermarkten, und erklärt, dass in der Region um den Kumgang-Berg ein neuer, groß angelegter Tourismuskomplex entstehen soll.
Der Tourismus am Kumgang-Berg war ursprünglich jedoch ein Symbol für die Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südkorea und wurde von beiden Ländern gemeinsam verfolgt.
Der ehemalige nordkoreanische Staatschef Kim Jong-il machte den Kumgang-Berg zu einer Sonderzone, angeblich, um Südkoreanern den ersehnten Besuch dieses wunderschönen Berges zu ermöglichen. Der Gründer der südkoreanischen Hyundai-Gruppe, Chung Ju-yung, sprach bereits mit dem Gründer Nordkoreas, Kim Il-sung, über das Tourismusgeschäft am Kumgang-Berg. Sein Sohn Kim Jong-il setzte dieses Vorhaben schließlich um.
Die Kumgang-Bergtouren für Südkoreaner begannen 1998. Ursprünglich reisten die Touristen mit Kreuzfahrtschiffen zum nordkoreanischen Hafen Jangjon (장전), bis eine Landroute eröffnet wurde. Für das abgeschottete Nordkorea war dies ein bemerkenswert fortschrittlicher Ansatz. Ab 2002 leistete Südkorea Unterstützung bei der Infrastruktur. Es gab auch verschiedene Angebote, etwa Tagesausflüge zum Berg mit dem eigenen Auto und die Anlage eines Golfplatzes. Mit fast zwei Millionen Touristen, die bis Juli 2008 den Kumgang-Berg besuchten, herrschte großer Optimismus, dass das Reiseprojekt zu einem „kostbaren Juwel” der innerkoreanischen Beziehungen und der Sonnenscheinpolitik Südkoreas gegenüber Nordkorea werden würde.
Das Tourismusprojekt am Kumgang-Berg reicht bis ins Jahr 1989 zurück, als der damalige Vorsitzende der Hyundai-Gruppe, Chung Ju-yung, nach Nordkorea reiste und sich mit Kim Il-sung traf, um eine Vereinbarung zur Entwicklung eines Reiseprogramms für die Kumgang-Bergregion zu unterzeichnen. Etwa ein Jahrzehnt später, im Jahr 1998, unternahm Chung einen weiteren bedeutenden Besuch in Nordkorea, bei dem er eine Herde von 1001 Rindern mitbrachte. Er vereinbarte mit dem damaligen neuen Anführer Kim Jong-il das Tourismusprojekt in der Kumgang-Bergregion.
Südkoreanische Touristen, die schon lange davon geträumt hatten, den Kumgang-Berg zu besuchen, sahen endlich, zum ersten Mal seit der Teilung Koreas, den Berg in Nordkorea. Tief bewegt sangen sie spontan das Kinderlied, das mit den Worten „Auf zum Kumgang-Berg mit seinen 12.000 Gipfeln“ beginnt. Auch der nordkoreanische Reiseführer stimmte in das Lied mit ein, und so förderte das Reiseprogramm tatsächlich ein Gefühl der innerkoreanischen Harmonie.
Das Tourismusgeschäft wuchs schnell. Offizielle Landtouren begannen im Jahr 2003. Im Jahr danach wurden verschiedene Tourangebote wie Ein- und Zweitagespakete angeboten, um mehr Besucher anzulocken. Im Jahr 2005, sieben Jahre nach Beginn des Projekts, überschritt die Gesamtzahl der Besucher der Bergregion eine Million. Bis ins Jahr 2008 verlief das Tourismusprogramm reibungslos. Dann brachte ein unerwarteter Vorfall dieses vielversprechende Projekt jedoch zu einem abrupten Stillstand.
Im Juli 2008 erschoss ein nordkoreanischer Soldat die südkoreanische Touristin Park Wang-ja, die am Strand spazieren ging, möglicherweise weil er sie für einen Eindringling hielt. Zur Fortsetzung des Programms stellte Südkorea drei Bedingungen: ein Eingeständnis des Fehlverhaltens und eine formelle Entschuldigung, eine Verpflichtung zur Verhinderung ähnlicher Vorfälle und eine umfassende Untersuchung. Leider reagierte Nordkorea nicht auf die Forderungen Südkoreas. Für Südkorea war es ohne Sicherheitsgarantien einfach undenkbar, weiterhin Touristen zu entsenden. Das Reiseprogramm wurde daher zwangsläufig eingestellt.
Der Tourismus am Kumgang-Berg kam nach dem tragischen Tod einer südkoreanischen Touristin zum Erliegen. Das Projekt blieb ausgesetzt, da die innerkoreanischen Beziehungen nach dem Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffs Cheonan und dem Beschuss der Insel Yeonpyeong im Jahr 2010 eingefroren waren.
Dennoch gab es im September 2018 während des innerkoreanischen Gipfeltreffens in Pjöngjang, bei dem sich der damalige südkoreanische Präsident Moon Jae-in und der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un trafen, einen kurzen Moment der Hoffnung. Damals vereinbarten die beiden Koreas, das Tourismusprojekt am Kumgang-Berg weiterzuführen, sobald die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen seien. Nach dem zweiten Gipfeltreffen zwischen Nordkorea und den USA änderte sich jedoch die Haltung Nordkoreas.
Im Februar 2019 scheiterte der Gipfel zwischen Nordkorea und den USA in Hanoi, Vietnam. Aus der Sicht von Kim Jong-un war dies eine demütigende Niederlage, die seinen Stolz zutiefst verletzt hat. Er richtete seine Frustration in empörende Beleidigungen gegen Südkorea. Später besuchte der nordkoreanische Führer den Berg Kumgang und befahl, die südkoreanischen Einrichtungen vollständig zu entfernen, da er es nicht ertragen könne, sie anzusehen. Gemäß seiner Anweisung begann Nordkorea mit dem Abriss der Gebäude und Anlagen. Besonders herzzerreißend ist der Abriss der Einrichtung für die Wiedervereinigung getrennter Familien. Mit der Beseitigung dieses Wiedervereinigungszentrums scheint Kim Jong-un die historische Vision seiner Vorgänger auszulöschen – die Vision, dass die beiden Koreas auf eine Wiedervereinigung hinarbeiten sollten.
Nachdem das zweite Gipfeltreffen zwischen Nordkorea und den USA gescheitert war, verlagerte Kim Jong-un seinen politischen Fokus auf den Kumgang-Berg. Da sich die Spannungen zwischen Nordkorea und den USA negativ auf die innerkoreanischen Beziehungen auswirkten, hat Nordkorea die Einrichtungen der südkoreanischen Firma Hyundai Asan und des südkoreanischen Staates abgerissen. Auch das Wiedervereinigungszentrum für getrennte Familien, die letzte noch verbliebene südkoreanische Einrichtung in der Region, wird abgerissen.
Stattdessen verfolgt Nordkorea den Plan, die Tourismusregion am Kumgang-Berg eigenständig zu entwickeln. Im Jahr 2020 inspizierte der damalige nordkoreanische Premierminister Kim Tok-hun, der für die Wirtschaft Nordkoreas zuständig war, den Berg und äußerte seine Vision, die Tourismusregion am Kumgang-Berg zu einem Weltklasse-Resort auszubauen.
Die kürzlich erfolgte Ernennung des Kumgang-Berges zum dritten Weltkulturerbe Nordkoreas dürfte eine entscheidende Rolle bei der Wiederbelebung des Tourismussektors des Landes spielen. Nun stellt sich die Frage, ob diese Anerkennung möglicherweise auch Wege für einen Dialog und eine Annäherung zwischen Nord- und Südkorea eröffnen könnte.
Ich hoffe, dass die jüngste Ernennung Nordkorea dazu ermutigen wird, positiver auf die innerkoreanische Zusammenarbeit im Tourismusbereich zu reagieren. Tatsächlich beschränkt sich der grenzüberschreitende Tourismus nicht nur auf den Kumgang-Berg. Die Diskussionen über den innerkoreanischen Tourismus drehen sich auch über eine mögliche Verbindung zwischen dem Seorak-Berg in Südkorea und dem Kumgang-Berg in Nordkorea. Beispielsweise könnten Touristen, die in Seoul die Hallyu-Kultur erleben, zunächst den Berg Seorak besuchen und dann entlang der Ostküste zum Berg Kumgang reisen, bevor sie zurückkehren. Oder Reisende, die den Kumgang-Berg besuchen, können weiter zum Berg Seorak und dann nach Seoul reisen. Ohne solche integrierten Reiseprogramme wird der Berg Kumgang ein isoliertes Reiseziel innerhalb Nordkoreas bleiben.
Durch Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste gilt der Kumgang-Berg international als anerkannt. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Meilenstein den Weg für die Wiederaufnahme des innerkoreanischen Touristenprogramms ebnen wird, damit die Menschen in Süd- und Nordkorea gemeinsam ihr geschätztes nationales Wahrzeichen erleben können.