Der Ethikausschuss der Regierungspartei Macht des Volks (PPP) hat eine Disziplinarmaßnahme gegen den Vorsitzenden Lee Jun-seok beschlossen.
Grund ist der Vorwurf, dass er versucht habe, Beweismittel im Zusammenhang mit einem Bestechungsfall zu vernichten.
Das Gremium entschied am Donnerstag nach achtstündiger Beratung, dass die Parteimitgliedschaft des Vorsitzenden für sechs Monate ausgesetzt werde, weil er dem Ruf der Partei geschadet habe.
Die Entscheidung wird in der Partei voraussichtlich Unruhe auslösen, die internen Flügelkämpfe dürften sich verschärfen.
Ein Geschäftsmann soll Lee im Jahr 2013 eine sexuelle Dienstleistung bezahlt haben. Später soll Lee versucht haben, die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren.
Lee bestreitet die Vorwürfe.
Der politische Aufsteiger ist mit seiner bisher größten Krise konfrontiert. Als junger Politiker mit Harvard-Abschluss wollte er Schwung in die konservative Partei bringen. Er wurde als erste Person in ihren Dreißigern zum Parteivorsitzenden gewählt.
Unter seiner Führung siegte die PPP bei der Präsidentschaftswahl im März und den landesweiten Kommunalwahlen im Juni.
Als Vorsitzender lag er jedoch von Beginn an mit Parteikollegen im Streit, die dem Staatspräsidenten Yoon Suk Yeol nahestehen. Diese Faktion wird auch als "Yoonhaekgwan" bezeichnet, was in etwa wichtigste Gehilfen Yoons bedeutet.
Lee behauptete, dass seine Bestrafung das Resultat politischer Machenschaften dieser Gruppe sei.
Die Aussetzung der Parteimitgliedschaft gilt nach den Statuten als zweithöchste Bestrafung gemäß dem vierstufigen Strafenkatalog. Mit der Bestrafung des Vorsitzenden schadet sich die Partei möglicherweise auch selbst. Die PPP hat die Präsidentschaftswahl äußerst knapp gewonnen.
Die Partei könnte den Vorsitzposten neu besetzen müssen, Lees Amtszeit endet im Juni nächsten Jahres. Die PPP kann nun entweder einen Parteikongress einberufen oder sich für eine Interimsführung entscheiden.