Justizministerin Choo Mi-ae hat den obersten Staatsanwalt Yoon Seok-youl wegen Korruptionsvorwürfen suspendiert.
Die Ministerin machte die überraschende Ankündigung am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Als oberste Aufseherin der Staatsanwaltschaft könne sie nicht länger tolerieren, dass Yoon weiter seine Aufgaben als Chefankläger wahrnehme.
Schweren Herzens teile sie der Bevölkerung mit, dass der oberste Staatsanwalt zurechtgewiesen und vom Dienst suspendiert werde. Das Ministerium sei verschiedenen Verdachtsmomenten gegen ihn nachgegangen und habe Fehlverhalten bei mehreren Anlässen feststellen können, erläuterte Choo.
Die Ministerin sagte weiter, dass es schwere und ernsthafte Korruptionsvorwürfe gegen Yoon gebe. Unter anderem habe es ein unangemessenes Treffen mit dem Besitzer einer Medienfirma gegeben.
Auch soll er in wichtigen Rechtsfällen eine illegale Überwachung vorgenommen haben, darunter des früheren Justizministers Cho Kuk. Ein weiterer Vorwurf lautet, dass er Ermittlungen in mehreren Fällen behindert habe, darunter der um die frühere Ministerpräsidentin Han Myeong-sook.
Auch Ermittlungen gegen ihn selbst habe Yoon zu verhindern versucht, indem er persönliche Befragungen durch Inspektoren des Ministeriums verweigert habe. Gegen das Gebot der politischen Neutralität habe er ebenfalls verstoßen, so der Vorwurf der Ministerin.
Erstmals in der südkoreanischen Verfassungsgeschichte hat damit ein Justizminister den Chefankläger vom Dienst suspendiert. Die Entscheidung bildet den vorläufigen Höhepunkt eines lange dauernden Konflikts beider Seiten um Reformen bei der Staatsanwaltschaft.
Yoon tauchte unterdessen als ein möglicher Präsidentschaftskandidat auf und übertraf in öffentlichen Umfragen zeitweise auch die führenden potenziellen Präsidentschaftskandidaten der Regierungspartei.
Während einer parlamentarischen Inspektion im letzten Monat sagte er, er wolle über Möglichkeiten nachdenken, um der Gesellschaft und der Öffentlichkeit weiter zu dienen, wenn seine zweijährige Amtszeit nächstes Jahr ende. Diese Äußerung wurde von vielen als Hinweis auf politische Ambitionen betrachtet.
In Reaktion auf die Entscheidung der Ministerin sagte Yoon, er habe sein Bestes getan, um die politische Neutralität der Staatsanwaltschaft zu verteidigen. Er habe als Generalstaatsanwalt nichts Schändliches getan.
Der Chefankläger fügte hinzu, dass er rechtlich gegen die Maßnahmen gegen ihn vorgehen wolle, die er als „illegal und unfair“ bezeichnete.