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Nordkorea

Die Vorliebe der nordkoreanischen Elite für Luxusgüter

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-12-13

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News
Im Oktober waren vier nordkoreanische Flüchtlinge mit dem Boot nach Südkorea gekommen. Während der Befragung durch die Behörden gaben sie an, dass sie vor Hunger geflüchtet seien. In den nordkoreanischen Medien hieß es zuletzt: 

Die Ernte wird im Vergleich zum vergangenen Jahr um 120 Prozent höher ausfallen. 

Doch die Realität im Land sieht nach Einschätzung von Experten anders aus. Die Ernährungslage verschlechtere sich. Auf der anderen Seite zeigen sich die Mitglieder der Familie von Machthaber Kim Jong-un gerne mit Luxusartikeln, wenn sie öffentlich in Erscheinung treten. Besonders stach dabei in den vergangenen Monaten Kims Tochter Kim Ju-ae heraus, die im Ausland auch schon als mögliche Nachfolgerin ihres Vaters ins Spiel gebracht wurde. Einen öffentlichen Auftritt hatte sie etwa im November des vergangenen Jahres, als sie an der Seite ihres Vaters den Startplatz einer Interkontinentalrakete besuchte. Seitdem ist sie mehrmals von Kim Jong-un öffentlich präsentiert worden. Als sie den Teststart einer Interkontinentalrakete am 16. März dieses Jahres verfolgte, war sie mit einer Jacke gekleidet, die das Produkt einer französischen Luxusmarke war. Zum Luxusleben des privilegierten inneren Zirkels um den Machthaber Nordkoreas sagt Jeong Eun-yi vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung in Südkorea: 

Kim Ju-ae trug damals eine schwarze Kapuzenjacke der französischen Luxusmarke Christian Dior. Beim Blick auf ein vergrößertes Foto der Tochter des nordkoreanischen Machthabers können wir die typische quadratische und rautenähnliche Ausschmückung eines Dior-Stücks erkennen. Ihre Winterjacke schien eine Dior-Kids-Kapuzenjacke. Laut der Website von Dior kostet das Stück etwa 1900 Dollar. 

Kim Jong-uns jüngere Schwester Kim Yo-jong, die eine hohe Funktionärin der Arbeiterpartei ist, hielt eine französiche Tasche im Wert von 7000 Dollar, als sie im September in Russland eine Flugzeugfabrik besuchte. Die Vorliebe der Herrscher-Familie für Luxusmarken hat eine längere Vorgeschichte:

Kim Jong-un ist ein Liebhaber Schweizer Uhren. Er verbrachte seine Schulzeit in Bern, und er kennt sich gut aus mit Schweizer Uhren. Er ist bekannt dafür, oft Rolex-Uhren und andere Uhren als Geschenke für hochrangige Funktionäre einzukaufen. Jing Daily, eine chinesische Publikation für Luxusprodukte, berichtete, dass Kims Frau Ri Sol-ju sehr an ausländischen Luxusmarken interessiert ist. Sie trägt gerne eine Movado-Uhr aus der Schweiz. Movado ist für das erste Uhrendesign bekannt, das in den Bestand des Museum of Modern Art in New York aufgenommen wurde. Beide, Ri und ihr Ehemann, tragen Movado-Uhren. 

Seit den Anfangsjahren im Amt trug Kim mehrere Schweizer Luxusuhren der Marken Patek Philippe, Movado und IWC. Eine Patek Philippe etwa kostet mehr als 180.000 Dollar. Ri Sol-ju zeigt sich gerne mit teuren Handtaschen, Halsketten und Kleidern von Luxusmarken. Die Vorliebe der Kims für den Luxus gilt auch für andere Dinge:

Der geliebte Anführer Kim Jong-un sagte, dass er 800 terassierte Apartments entlang des Flusses Pothong als Geschenke für arbeitende Menschen vergeben würde, darunter Arbeits-Innovatoren, Personen mit Verdiensten in den verschiedensten Bereichen, Wissenschaftler, Erzieher und Schriftsteller. 

Im Jahr 2021 enthüllte Kim einen Plan für sehr luxuriöse Wohnungen als Geschenke für Modell-Arbeiter. Bei verschiedenen Gelegenheiten verteilte er Luxusartikel, damit die Funktionäre loyal bleiben. Er verfolgt eine “Geschenke-Politik” auch als Mittel, um sein Land zu regieren. Die nordkoreanische Außenministerin Choe Son-hui trug etwa eine Straußenleder-Handtasche, als sie im September in Russland war. Diese Art Tasche wird für 10.000 Dollar auf Websites für Gebrauchtwaren gehandelt. UN-Resolutionen verbieten den Mitgliedstaaten, Luxusartikel nach Nordkorea zu exportieren. Die Schweizer Regierung etwa beschloss 2016 eigene Sanktionen, wonach der Export von Luxusartikeln nach Nordkorea untersagt ist. Wie kommt Nordkorea dennoch an solche Produkte?

Der UN-Sicherheitsrat verbietet den Export von Luxusgütern nach Nordkorea, seitdem er 2006 die Resolution 1718 verabschiedet hat. Doch als Kim Jong-un Russland besuchte, brachte er seinen kugelsicheren Mercedes-Benz Maybach mit, eine Luxuslimousine, deren Import nach Nordkorea verboten ist. Das zeigt, dass es schwierieg ist, zu verhindern, dass Luxusgüter nach Nordkorea gelangen. Nordkoreanische Handelsvertreter, die ins Ausland geschickt werden, ihre Frauen und selbst Arbeiter, die im Ausland arbeiten, kaufen Luxusgüter, wie etwa Taschen und Kleidungsstücke, ein, um sie nach Nordkorea zurückzubringen. Menschen in China übergeben wahrscheinlich solche Dinge als Geschenk für ihre Handelspartner in Nordkorea. Was Luxusartikel betrifft, so wird gesagt, dass normale Nordkoreaner eine Vorliebe für Chanel-Parfüms haben. Hochrangige Beamte erwerben Luxusgüter als Hochzeitsgeschenke durch Tauschhandel.

Das “Sekretärsbüro” in Nordkorea hilft Kim Jong-un oder hochrangigen Beamten bei der Auswahl von Luxusartikeln. Nordkoreanische Botschaftsangehörige sowie Vertreter anderer privilegierter Kreise des Landes in Europa und pro-nordkoreanischen Ländern dienen als Mittelsmänner, um solche Artikel mitzubringen. Nordkoreas Importe von Luxusprodukten aus China erreichten bis zum Juli wertmäßig 40,64 Millionen Dollar. Nicht nur die Herrscherfamilie, auch die zunehmende Zahl von wohhabenden Geschäftstleuten in Nordkorea, die Donju genannt werden, schaffen eine Nachfrage nach Luxusartikeln: 

In Nordkorea gibt es in jeder Stadt und Provinz auch Kaufhäuser. Allein in Pjöngjang gibt es mehr als zehn Kaufhäuser, die Kaufhäuser Nummer 1 und 2 eingeschlossen. Das Taesong-Kaufhaus öffnete im August 2019, und es ist mit Artikeln von Luxusmarken wie Chanel und Ferragamo oder auch Uhren von Rolex, Omega und Tissot augestattet. Auch Produkte von Nike und Adidas sowie Haushaltsgeräte wie TV-Geräte von Philips und Waschmaschinen von Siemens können die Einheimischen kaufen. Das Rakwon-Kaufhaus, das vom Büro 39 der Arbeiterpartei betrieben wird, hat eine große Zahl von ausländischen Luxusmarken wie Chanel, Dior und Lancome. 

Das Büro 39 ist eine Art heimliche Organisation, die für den persönlichen Geheimfonds Kim Jong-uns zuständig ist. Das Kaufhaus selbst ist das wichtigste Geschäft für den Verkauf von Luxusprodukten. Fotos der Zeitung Chosun Shinbo vom letzten Jahr zeigen Chanel-Kosmetikprodukte sowie Staubsauger der Marke Dyson: 

Die Märkte in Nordkorea haben sich sehr entwickelt, und der Handel hat sich im Vergleich zu früher erweitert. Während dieser Zeit reisten zahlreiche Personen ins Ausland, und die neue „Donju“-Schicht, die Wohlstand mehrt, ist aufgetaucht. Die wohlhabenden Bürger richten ihr Augenmerk auf ausländische Luxusmarken. Sie tendieren dazu, Geld auszugeben, um ihren Wohlstand zu zeigen. Ausländische Sportartikel erscheinen oft in Fernsehserien und anderen Programmen, während die Kaufhäuser Luxusgüter auslegen. Das heißt, diejenigen mit Wirtschaftskraft haben einen starken Wunsch nach solchen Gütern entwickelt. Eine weitere Veränderung ist, dass viele Nordkoreaner neue Mobiltelefone auswählen, selbst wenn ihr altes noch funktioniert. 

Mit der Entwicklung der privaten Märkte seit der extremen Wirtschaftskrise in den 1990er Jahren wurden viele Nordkoreaner zu Donjus, zu „Meistern des Geldes“: 

Ich dachte, die Menschen mögen es, wenn ich Produkte, die sie benötigen, verkaufe, im Vergleich zu anderen Geschäften die Verkaufszeiten ausweite, vernünftige Preise sowie eine Qualitätsgrantie anbiete. Mit diesen Ideen begann ich meine Geschäftstätigkeit. 
 
Die wohlhabenden Geschäftsleute, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind, wie etwa Produktion, Dienstleistungen und Handel, vergrößerten ihren Wohlstand. Sie haben bis zu vier Handys und leben in luxuriösen Wohnungen. Sie zeigen stolz, dass sie sich Luxusartikel leisten können. Ihre Haltung sorgt für eine Polarisierung in der nordkoreanischen Gesellschaft:

Nordkorea leidet unter einer gravierenden Nahrungsmittelknappheit. Während es für einige Menschen schwierig ist, Nahrung zu sichern, machen andere Geld durch ihre Marktaktivitäten. Die Entwickung der Märkte bedeutet, dass einige Regionen urbanisiert wurden. Die Kluft zwischen urbanen und ländlichen Gebieten vergrößert sich immer mehr. Den Menschen in den Städten geht es besser als denen auf dem Land, da sie ihr Geld auf den Märkten verdienen. Viele sagen, dass immer mehr Städter Reis essen, während solche in den Bauerndörfern selbst Probleme damit haben, genug Mais zu finden, obwohl sie Getreide produzieren. 

In einem Bericht stufte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN im März Nordkorea als ein „Land mit einem weit verbreiteten Mangel an Nahrungsmitteln“ ein. Dagegen leben die Führung und die wohlhabenden Geschäftsleute ein anderes Leben: 

Unser Sushi-Menü hat gute Bewertungen bekommen. Wie werden weiter hart arbeiten, um noch bessere Sushi-Speisen zu machen. 

In Pjöngjang erfreuen sich japanische und italienische Restaurants eines Booms unter den privilegierten Schichten. Die Cafés bieten eine große Palette an Kaffeegetränken an, die von professionellen Baristas zubereitet werden. Über die Vorliebe der herrschenden Schicht für Luxusgüter wird oft in den Staatsmedien gesprochen. Wie sehen das die übrigen Bürger?

Wenn sie im Fernsehen reiche Leute sehen, wie sie gut essen und teure Produkte benutzen, fühlen sich viele abgekoppelt von dem, was passiert. Die Nordkoreaner gehen nicht so weit, um sich öffentlich zu beschweren. Doch wird gesagt, dass einige ihre Ansichten mit gleichgesinnten Bürgern teilen. Die Märkte haben sich seit dem „mühsamen Marsch“ vergrößert, was zu einer Teilung zwischen Reichen und Armen führt. Die Habenichtse haben einen Groll gegen die Besitzenden. Falls sich dieser Trend fortsetzt, wird das mit Sicherheit eine negative Auswirkung auf das nordkoreanische Regime haben. 

Nordkorea kämpft auch dieses Jahr mit einer ernsten Nahrungsknappheit. Zwischen Januar und Juli starben 240 Nordkoreaner vor Hunger. Im scharfen Kontrast zu den Menschen, die unter der Knappheit leiden, erfreut sich die herrschende Klasse immer mehr an Luxusgütern. Das ist ein typisches Beispiel für die immer größer werdende Kluft zwischen der allgemeinen Bevölkerung und der mächtigen, wohlhabenden Schicht des Landes.

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