Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Nordkorea

Die offiziellen Märkte in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-12-06

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ KBS News
Auf den traditionellen Märkten in Südkorea ist es noch heute üblich, eine Vielfalt von Pfannkuchen nach koreanischem Stil und frisch zubereiteten Reiskuchen zu sehen. Doch angesichts der Verbreitung großer Supermärkte haben zahlreiche traditionellen Märkte ihre Anziehungskraft für viele Bewohner verloren. Viele Märkte vollzogen einen Umbau auf moderne Weise. Auch die Märkte in Nordkorea haben sich verändert, sowohl was ihr äußerlicher Eindruck als auch die Warenqualität betrifft. Der Ausdruck “Jangmadang” bezieht sich auf die privaten Märkte in dem weithin abgeschotteten Land. Sie gelten auch als Saat für eine Marktwirtschaft. Sie sind der Ort, an dem die Bewohner jederzeit so gut wie alles haben können. Zum Thema sagt Jeong Eun-yi vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung:

Die Jangmadang sind sehr ausgedehnt, da sie Straßenmärkte, Einzelhandelsmärkte und öffentliche Märkte umfassen. Während das staatliche Verteilersystem während des „mühsamen Marschs“ in den 1990er Jahren zusammenbrach, erschienen private Märkte in verschiedenen Teilen Nordkoreas. Das Land legalisierte sie 2003 als „allgemeine Märkte”. Später gründete Nordkorea Märkte, die in einigen Gebieten bestimmte Einrichtungen aufweisen, und wo Marktgebühren und Steuern von den Händlern eingesammelt werden. 

Wegen des Zusammenbruchs des sozialistischen Blocks, die Auflösung der Sowjetunion 1991 eingeschlossen, erhielt Nordkorea keine Hilfe mehr. Hinzu kam, dass das Land von Überschwemmungen und Dürren betroffen war: 

Mit der Verschärfung der Nahrungsmitteknappheit in Nordkorea fehlten immer mehr Arbeiter an ihren Arbeitsplätzen, und viele Menschen durchzogen auf der Suche nach Nahrung das Land. Die Folgen der Nahrungskrise war sehr ernsthaft. 

Um dem Hungertod zu entgehen, bauten die Menschen eigenständig Märkte, die sich rasch ausdehnten. Seit ihrer allgemeinen Legalisierung werden die Märkte auch in offizielle und inoffizielle Märkte unterteilt. Ein offizieller Markt ist derjenige, auf dem die kommerziellen Aktivitäten von der Regierung genehmigt sind. Sie sind häufig auch mit Dächern ausgestattet, und die Händler entrichten eine Gebühr für ihre Tätigkeit. Jangmadang dagegen war eher ein umgangssprachlicher Ausdruck für illegale Märkte. Indem Nordkorea sie als „allgemeine Märkte” einstufte, nahm die Zahl der offiziellen Märkte zu: 

Satellitendaten von Google zeigen, dass es in Nordkorea mehr als 400 Märkte gibt. In der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang hat jeder Bezirk mindestens einen öffentlichen oder allgemeinen Markt. Viele Städte haben bis zu vier oder fünf Märkte, während es in den ländlichen Gebieten einen Markt oder mehrere Märkte gibt. Eine bemerkenswerte Veränderung ist, dass die Märkte auf systematische Weise organisiert sind. So wurden nicht nur Toiletten, sondern auch ein Verwaltungsbüro, Lagerhäuser, Fahrradständer und andere Einrichtungen innhalb des Markts gebaut.  

Bis 2022 gab es 414 offizielle Märkte. Ihre durchschnittliche Anzahl pro Provinz ist 45,5. So gibt es in Pjöngjang 30 Märkte. Der größte offizielle Markt ist der “Sunam Markt” in der Stadt Chongjin in der Provinz Nord-Hamgyong:

Der Sunam-Markt ist etwa doppelt groß wie der Dongdaemun-Markt in Seoul. Bis 2019 gab es auf dem Sunam-Markt 17.000 Stände. Das bedeutet, etwa 17.000 Händler arbeiten dort. Der Markt in Chongjin ist seit 2016 enorm gewachsen. Er befindet sich in der Nähe von Städten unweit der nordkoreanisch-chinesischen Grenze. Chongjin mit seiner großen Bevölkerung ist für den Transport günstig gelegen. Güter kommen über die Grenzregionen wie Rason, Hoeryong, Musan und Hyesan rein, und sie werden auf dem Sunam-Markt gesammelt. 

Ursprünglich gab es einen Markt in Chongam, einem Bezirk, der sich weiter weg von der Innenstadt von Chongjin befindet. Die Einheimischen beklagten sich über die langen Wege, so dass schließlich der Sunam-Markt im Herzen der Stadt errichtet wurde. Auf einer Gesamtfläche von 30.000 Quadratmetern hat der Markt Unterbereiche, die auf verschiedene Produktkategorien spezialisiert sind, wie etwa Industriegüter, Fleisch und Fisch, gebrauchte Kleidung und allgemeine Handelswaren. Der Kleidungssektor insbesondere hat die gleiche Bedeutung wie derjenige auf dem Okjon-Markt in Pyongsong in der Provinz Süd-Pyongan. Der Okjon-Markt befindet sich in der Nähe der größten Kleidungsproduktionsstätte in Nordkorea. Der Hyesan-Markt ist der am schnellsten wachsende offizielle Markt in dem Land: 

Bis in die 1990er Jahre war Hyesan noch sehr arm. Der Kollaps des Verteilersystems zwang die Nordkoreaner dazu, sich am Markt zu orientieren, um zu überleben. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich Hyesan zur aktivsten nordkoreanischen Stadt, was die Schmuggelaktivitäten betreffen, was leichter ist in dieser Stadt gegenüber einem aus China kommenden Fluss. Der Markt in Hyesan blühte auf, da sich dort die Waren von der Grenzregion zu China konzentrierten. 

Hyesan in der Provinz Ryanggang ist eine Grenzstadt am Oberlauf des Flusses Yalu. Ein nordkoreanischer Flüchtling sagt:

Sie brachten mich zu einem Haus und zeigten mir die Waren. Als ich sagte, dass ich nichts davon mag, öffneten sie die Vorhänge und zeigten verschiedene andere Sachen und sagten, dass ich unter ihnen wählen soll. Es gab viele erstaunliche Artikel, die die Menschen überraschten. 

Der Handel in dieser Stadt ist so aktiv, dass die Gebäude in der Nähe des Markts als geheime Lager dienen. Im Einklang mit dem Bauprojekt für Samjiyon boomte auch der Hyesan-Markt: 

Hyesan profitierte von der Entwicklung von Samjiyon. Falls Nordkorea ein umfangreiches Bauprojekt in einer bestimmten Region beginnt, werden dort Materialien und Geld konzentriert. So hat Samjiyon gewissermaßen die Mittel abgeschöpft. Doch werden sie nicht nur in Samjiyon ausgegeben, sondern sie fließen auch in die benachbarten Regionen wie Hyesan. Es ist einfach zu verstehen, dass die Entwicklung von Samjiyon das Wachstum von Hyesan ankurbelte. 

Samjiyon in der Provinz Ryanggang befindet sich südöstlich des Paektu-Bergs. Dort betätigte sich der Regimegründer Kim Il-sung in seinen Aktivitäten gegen die japanische Kolonialherrschaft. Auch soll dort sein Sohn Kim Jong-il geboren sein. Samjiyon gilt in Nordkorea als heiliger Ort der Revolution. Das Gebiet zog die Aufmerksamkeit auf sich, nachdem die Macht an den Enkel Kim Jong-un übertragen wurde. Nach der Anweisung des Machthabers begann Nordkorea 2016 mit dem Entwicklungsprojekt für den Kreis Samjiyon. Das Ziel war es, eine internationale Sonder-Tourismuszone zu bauen. Der kleine Kreis mit einer Bevölkerung von weniger als 40.000 Einwohnern wurde zu einer Stadt heraufgestuft. Auch wurde eine Eisenbahnstrecke fertiggestellt. Die “Hyesan-Samjiyon-Eisenbahn” verbindet die zwei Regionen miteinander, um den Tourismus am Paektu-Berg zu fördern. Auf diese Weise profitierte Hyesan von dem Entwicklungsprojekt. In der Nähe der chinesischen Grenzstadt Dandong befindet sich außerdem Sinuiju, die Nordkoreas größte Handels- und Logistikstadt ist. Der Namjungdong-Markt in der Stadt dient als Kanal für chinesische Importe, die in das nationale Verteilernetz Nordkoreas gelangen. Andere offizielle Märkte sind der Tongil-Straßenmarkt und der Chung-Bezirksmarkt in Pjöngjang. Dort werden vor allem die teuersten Importwaren umgeschlagen. Diese Märkte umfassen das Zentrum des nordkoreanischen Handels. Wer treibt dort Handel?

Die Händler sollten alle für den Markt gemeldet sein, und die Bedingungen sind sehr streng. So müssen sie Angehörige ohne eine Arbeit haben. Auch gibt es eine Altersbeschränkung. Ein Händler sollte jeweils einen Stand auf dem Markt haben. In Wirklichkeit aber betreiben einige mehrere Stände unter anderen Namen. Die Stände sind eher klein, nur 70 bis 80 Zentimeter breit. Die Verkäufer können also ihre Sachen nicht alle am Stand lagern. Darum benutzen sie die Namen von Verwandten, um einen weiteren Stand oder zwei weitere Stände zu kaufen. 

Der Anmeldeprozess für den Markt ist recht schwierig. Sobald die Händler ihre Geschäfte aufnehmen, sammelt das Verwaltungsbüro Gebühren von ihnen ein. Die „Marktsteuer” insbesondere ist eine Gebühr für die Benutzung eines Stands. Es sind offizielle Steuereinnahmen, die Nordkorea durch die Märkte hat. Es gibt mehr als 1,1 Millionen Händler auf den offiziellen Märkten, wenn man von einem Stand pro Händler ausgeht. Das sind nahezu 4,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Es wird geschätzt, dass die Regierung 2020 landesweit 290 Millionen Dollar an „Marktsteuern“ eingenommen hat: 

Die Märkte fallen unter die Zuständigkeit öffentlicher Behörden in der jeweiligen Region. Der Sunam-Markt zum Beispiel fällt in die Zuständigkeit der Verwaltungsstellen oder der Parteiorganisationen im Bezirk Sunam. Das heißt, ein Teil der Marktsteuern kann von der Zentralregierung beansprucht werden. Meine Forschung ergab, dass der größte Teil der Steuern für diese Region gebraucht wurde. So wird das Geld für den Bau einer Straße in Sunam von den Steuern abgedeckt, die vom Markt eingenommen werden. Die Lokalregierungen sehen die Märkte deshalb als wichtige Finanzquelle, und sie setzen die Modernisierung der Markteinrichtungen fort. Damit die Märkte verschwinden, müssen die Behörden ausreichend Gelder sicherstellen. Nordkorea müsste  das Verteilersystem auf der Basis starker Finanzrücklagen erneuern. In Wirklichkeit jedoch sind die Reserven des Landes äußerst dürftig. Es hat keine andere Wahl, sich von den Märkten abhängig zu machen. 

Die offiziellen Märkte sind auf diese Weise zu einer wichtigen Finanzquelle in Nordkorea geworden. Heutzutage sehen einige Märkte anders als früher eher wie Kaufhäuser aus, die in verschiedene Bereiche für die einzelnen Produktkategorien eingeteilt werden, um den Verfaufseffekt der Warenauslage zu verbessern. Nordkorea nimmt die offiziellen Märkte inzwischen als Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten wahr. Die Märkte werden voraussichtlich weiter wachsen, so lange sie den politischen Zwecken der Zentralregierung und der lokalen Regierungen dienen. 

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >