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Nordkorea

Nordkoreas Maßnahmen gegen den Klimwandel

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-02-15

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

Ende Januar wurde die koreanische Halbinsel von einer extremen Kältewelle überzogen. Ausländische Medien wie CNN und BBC berichteten damals, die Kälte, die ganz Ostasien einschließlich Chinas und Japans im Griff habe, sei ebenfalls ein Ergebnis des Klimawandels. Auch Nordkorea habe eine Kältewarnung herausgegeben. Nördliche Provinzen wie Ryanggang und Hamgyong, die zu den ärmsten Gegenden des Landes gehörten, würden große Schäden durch Klimaschocks bevorstehen. Klimaexperten sagen, solche extremen Wetterphänomene seien Signale des Klimwandels. Sie seien das “neue Normal”. Es ist also keine Überraschung, dass das abgeschottete Nordkorea dem Thema große Aufmerksamkeit schenkt. Im Januar strahlte der zentrale staatliche Fernsehsender ein Spezialprogramm über drei größere Krisen aus, mit der es die internationale Gemeinschaft zu tun habe. Dazu zählten Naturkatastrophen, Infektionskrankheiten sowie Nahrungsmittelknappheit, die sich infolge des Klimawandels einstelle. In seinem Staatsbericht über nachhaltige Politik, die es 2021 bei den Vereinten Nationen einreichte, räumte Nordkorea ein, dass es eines der Länder sei, die den Extremen des Klimawandels besonders ausgesetzt seien. Zum Thema sagt die Forscherin Oh Sam-eon vom Nationalen Institut für Forstwissenschaft in Südkorea: 


Die globale Erwärmung ist auf der koreanischen Halbinsel stärker als im weltweiten Durchschnitt fortgeschritten, und Nordkorea erwärmt sich schneller als Südkorea. Die durchschnittliche Erdtemperatur ist über die Spanne von 133 Jahren um 0,85 Grad Celsius gestiegen, während die Temperatur auf der Halbinsel in nur 30 Jahren, zwischen 1081 und 2010, um 1,2 Grad zunahm. Die jährliche Durchschnittstemperatur in Nordkorea erhöhte sich alle zehn Jahre um 0,45 Grad, das ist um 1,3 Mal schneller als die Erhöhung um 0,36 Grad in Südkorea. In Nordkorea stieg die jährliche Regenmenge, während die Zahl der Regentage zurückging. Das bedeutet, das Land ist von starken Regenfällen mit großer Intensität betroffen. Leider kann sich Nordkorea auf die extremen Wetterereignisse nicht richtig einstellen. In einem Bericht, den das Büro des Direktors des nationalen Geheimdienstes in den USA im Oktober 2021 veröffentlichte, wurde Nordkorea als eines von elf Ländern genannt, die “sehr anfällig” sind, was ihre Fähigkeit betrifft, auf den Klimawandel zu reagieren. 


In seinem Staatsbericht erklärte Nordkorea, dass das Land seit den 1990er Jahren schwere Schäden durch Katastrophen wie Überflutungen oder durch Taifune erlitten habe. Die schwere Überschwemmung von 1995 wurde als schlimmste derartige Katastrophe seit 100 Jahren beschrieben. Die Weltorganisation für Meteorologie zählte die Überschwemmung von 1995 in Nordkorea zu den größten Naturdesastern in den vergangenen 50 Jahren. Bei den Überflutugen seien 68 Menschen ums Leben gekommen. Es seien 5,2 Millionen Menschen, oder etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung,  betroffen gewesen. Der Ernteausfall wurde mit 1,5 Millionen Tonnen beziffert. Auch als Folge der Fluten erlebte Nordkorea eine extreme Krise, die das Land als “mühsamer Marsch” beschrieb. Unzählige Menschen starben vor Hunger, und das Land war auf internationale Hilfe angewiesen. Auch in den 2000er Jahren wurde das Land von Überschwemmungen heimgesucht, die schwere Schäden anrichteten. Im Jahr 2020 verzeichnete Nordkorea im Sommer landesweit eine Niederschlagsmenge von durchschnittlich 852,3 Millimetern. Das waren um 146,1 Mal mehr als der sonst übliche Durchschnitt: 


In dem Bericht für die UN zeigt Nordkorea, dass die Zahl der Opfer von Naturkatastrophen im Land im Jahr 2015 bei 100 lag, 523 für 2016, 151 für 2018 und 127 für 2020. Nordkorea behauptet, dass es 2015 von der schwersten Trockenheit in einem Jahrhundert betroffen war. Laut Daten des Zentrums für die Erforschung der Epidemiologie von Katastrophen in Belgien waren 18 Millionen Menschen in Nordkorea durch die Dürre betroffen, während die Zahl der Opfer infolge von starken Niederschlägen im selben Jahr 3540 erreichte. Im darauffolgenden Jahr beschrieb Nordkorea die Situation ale die schlimmste Katastrohe seit der Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft. Die Überflutungen kosteten demnach 538 Menschen das Leben, und 600.000 waren dadurch betroffen. Auf der Grundlage der Daten der Weltorganisation für Meteorologie verglichen wir den Niederschlag in 13 Regionen in Nordkorea zwischen 2011 und 2020 mit der Niederschlagsmenge in 16 Regionen in Südkorea. Obwohl es keine großen Unterschiede gab, hatte Nordkorea mit größeren Überschwemmungsschäden zu kämpfen. 


Die Waldfläche in Nordkorea beträgt 9,06 Millionen Hektar, was 73,6 Prozent der Gesamtfläche ist. Nach der Statistik der Landwirtschaftsorganisation der UN von 2020 hatten fünf von 38 OECD-Mitgliedsländern über 60 Prozent ihrer Fläche mit Wald bedeckt. Die Waldfläche in Nordkorea beträgt 73,74 Prozent derjenigen Finnlands, welches das Land mit der größten Waldfäche unter den OECD-Staaten ist. Der Anteil in Nordkorea ist zwar hoch, doch sind die Waldflächen schwer beschädigt. Das Nationalinstitut für Forstwissenschaft in Südkorea beobachtet auf Zehn-Jahres-Basis die Waldflächen im Nachbarland seit 1999. Eine Analyse von Satellitenbildern von 2018 zeigte, dass 2,62 Millionen Hektar Waldfläche in Nordkorea verwüstet waren: 


Durch die Waldschädigung in Nordkorea nehmen die Schäden durch Naturkatastrophen zu. Der Verlust an Bäumen auf den Bergen und der Wälder führt zu Überflutungen und Trockenheit. Durch die Entwaldung in flussaufwärts gelegenen Regionen können Gebiete flussabwärts überflutet werden, was zur Zerstörung von Ackerland und Straßen führt. Die Wälder in Nordkorea wurden verwüstet, weil Bäume willkürlich gefällt wurden, um Auslandsdevisen einzunehmen und Nahrungsmittel und Brennholz zu beschaffen. Das Land ist in einem Teufelskreis von wirtschaftlichen Schwierigkeiten, Entwaldung und Naturkatastrophen gefangen. Die schlimme Situation hat Nordkorea dazu bewogen, etwas gegen den Klimawandel zu tun, was mit einer Wiederaufforstung beginnt. 


Nachdem Kim Jong-un Ende 2011 die Macht übernommen hatte, begann Nordkorea damit, seine verwüsteten Wälder wiederaufzuforsten. 2012 gab es dafür einen Zehn-Jahresplan. Der Machthaber sprach in seiner Neujahrsrede von 2015 von einem “Kampf” für die Aufforstung. Auch kritisierte Kim die Aufforstungspolitik der vorhergehenden Ära unter seinem Vater Kim Jong-il. Kim Jong-un betonte regelmäßig, dass es nötig sei, die Wälder des Landes wieder grüner zu machen:


Kim sagte, dass die baumlosen Berge zu schweren Überflutungen und zu Erdrutschen während der Regenzeit führen, und die Flüsse trocknen in anderen Jahreszeiten aus, was sich negativ auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau und das Leben der Menschen auswirken würde. Er betonte, dass das Land das Problem grundlegend angehen sollte, indem es die Wälder wiederherstellt und sich nicht nur von den Naturkatastrophen erholen sollte. Nach der Anweisung des Machthabers begann Nordkorea damit, sich auf die Aufforstung zu konzentrieren. Nordkorea beschrieb 2015 die Aufforstung als Krieg gegen die Natur und die Wiederaufforstungskampagen als “Schlacht”. Der Krieg gegen die Natur kann hier als Krieg gegen Naturkatastrophen verstanden werden. Der militärische Ausdruck “Schlacht” zeigt, dass Nordkorea die Aufforstung als dringliche Aufgabe versteht. 


Die erste Phase der Wiederaufforstung wurde 2017 abgeschlossen, die zweite Phase dauert von 2018 bis 2024. Nordkorea verbindet das Thema der Wiederaufforstung mit dem Klimawandel. So berichtet die offizielle Zeitung Rodong Sinmun öfters als früher über die Klimaveränderung: 


Rodong Sinmun hat das Krisenbewusstsein der Bevölkerung im Hinblick auf den Klimawandel geschärft. Die Zeitung berichtet häufig darüber, wie andere Länder auf den Klimawandel antworten. Im September 2021 schrieb die Zeitung, dass die Verhinderung abnormer Klimabedingungen die Aufgabe der gesamten Menschheit ist, und dass es nötig ist, die Bedingungen richtig zu verstehen und die Kampagne, um die Erde gesund zu machen, umgesetzt werden muss. Im März 2022 rief das Blatt die Bürger dazu auf, sich der Krise stärker bewusst zu sein und die Anstrengungen zu erhöhen, um Naturkatastrophen einschließlich Dürren zu verhindern. 


Als wichtige Maßnahme gegen den Klimawandel betont Nordkorea die Nutzung erneuerbarer Energien, wie etwa Solarenergie, Windkraft und Geothermalwärme. In Nordkorea sieht man an vielen Orten Sonnenkollektoren auf den Dächern von Fabriken und Wohnhäusern: 


Nordkorea setzte 2013 das Gesetz über erneuerbare Energien in Kraft. Erneuerbare Energien werden als regenerative Quellen einschließlich Sonne, Wind, Geothermie, Biomasse und des Meeres beschrieben. Das Land ruft dazu auf, erneuerbare Energien zu entwickeln, um das Probem der chronischen Energieknappheit zu lösen und zur gleichen Zeit die Kohlendioxidemission zu reduzieren. Um die Häuser, Schulen und öffentlichen Institutionen mit Strom zu versorgen, greift Nordkorea auf die Sonnenenergie zurück. So setzt es zum Beispiel Sonnenkraft für das Straßenlicht auf der Wisong-Straße für Wissenschaftler in Pjöngjang ein. Neue Slogans wie “Energie sparen, grüne Straßen” oder “Null-Kohlendioxid-Architektur” lassen erkennen, dass Nordkorea, wie es behauptet, eine Reihe von Strategien und Technologien im Energiebereich auf den Weg gebracht hat. 


Um sich den internationalen Maßnahmen gegen den Klimawandel anzuschließen, nimmt Nordkorea jedes Jahr an der UN-Klimakonferenz der Vertragsparteien teil. 2016 besuchte der damalige nordkoreanische Außenminister Ri Su-yong New York, um das Übereinkommen von Paris zum Klimaschutz zu unterzeichnen. Auf diese Weise demonstriert das Land, dass es aktiv mit der Klimaveränderung umgehen will: 


Nordkorea versprach 2016, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um acht Prozent zu reduzieren. Auch sagte es, dass es das Ziel auf 40 Prozent anheben kann, falls es international unterstützt wird. Nordkorea gab 2019 ein noch ehrgeizigeres Versprechen ab, insofern es von 11,4 Prozent beziehungsweise 52 Prozent sprach. Während der 27. Sitzung der UN-Klimakonferenz, auch als COP27 bekannt, im November 2022 in Ägypten sagte Nordkorea, dass es aktiv ein Projekt umsetzt, um zwei Millionen Hektar Waldland herzustellen. Auf diese Weise demonstriert Nordkorea seine eigenen Anstrengungen und Errungenschaften im Bereich der Aufforstung, um auf die Klimaveränderung zu reagieren. 


Nordkorea hat spezifische Pläne erarbeitet, um mit dem Klimawandel in internationaler Zusammenarbeit umzugehen. Es bleibt abzuwarten, wie weit diese eigenen Ziele erfüllt werden.

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