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Nordkorea

Hanbok-Kleidung in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-01-18

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

Ein Video mit der ehemaligen südkoreanischen Olympiasiegerin im Eiskunstlauf, Kim Yuna, im traditionellen Hanbok-Kleid wurde im Dezember auf Multimediatafeln auf dem Time Square in New York gezeigt. Es zog damals große Aufmerksamkeit auf sich. Vor dem Hintergrund des weltweiten Booms der koreanischen Pop-Kultur genießt auch Hanbok eine größere Popularität. Die traditionelle koreanische Tracht besteht aus einer Jacke mit langen Ärmeln sowie einem langen, weiten Kleid für Frauen und weit sitzenden Hosen für Männer. Sie ist nicht mehr nur eine Kleidung, sondern auch Teil der Kultur, die Korea repräsentiert. Die Tracht wurde von den Menschen in der Joseon-Ära, der letzten Königsdynastie Koreas, getragen. Die südkoreanischen TV-Serien und die K-Pop-Sänger machen heutzutage auch den Hanbok bekannter. Die Mitglieder der populären südkoreanischen Boygroup BTS trugen eine vom Hanbok inspirierte Kleidung, als sie ihren Hit “Idol” vor der Geunjeongjeon-Halle des Gyeongbok-Palastes in Seoul vortrugen. Das entsprechende Video wurde 2020 auch in der “The Tonight Show Starring Jimmy Fallon” des US-Senders NBC ausgestrahlt. Auch andere K-Pop-Bands wie etwa BLACKPINK oder Stray Kids tragen auf der Bühne eine Art moderne Tracht. Als eine nordkoreanische Künstlergruppe im Februar 2018 anlässlich der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang Südkorea besuchte, trugen die Mitglieder während eines Auftritts Hanbok-Kleidung, die unter anderem aus einem rosafarbenen Kleid bestand. Doch die Tracht, die von südkoreanischen Sängern und Sängerinnen getragen wird, unterscheidet sich von der derjenigen der Nordkoreaner. Zum Thema sagt Jeon Young-seon vom Institut für Geisteswissenschaften und Vereinigung an der Konkuk- Universität in Seoul: 


Der kulturelle Unterschied zwischen Süd- und Nordkorea lässt sich auch beim Hanbok erkennen. Der Hanbok, der von der nordkoreanischen Künstlergruppe getragen wurde, kommt dem traditionellen, authentischen Stil näher, während der südkoreanische Hanbok etwas verändert wurde und oftmals als modernes Bühnenkostüm verwendet wird. 


In Südkorea etablierte sich Hanbok als neues Modekleidungsstück. Nicht nur Prominente, auch normale Bürger zeigen sich oft in den sozialen Medien in der Tracht. Zahlreiche ausländische Touristen besuchen alte koreanische Paläste in der Hanbok-Kleidung. In der Nähe der touristischen Attraktionen gibt es oft Läden, die Hanbok-Kleider vermieten. Vor den Feiertagen um das Mondneujahr, oder Lunar, in diesem Monat bereiten viele Südkoreaner ihren Hanbok vor. Auch in Nordkorea tragen viele Menschen die Tracht an traditionellen Feiertagen. In den nordkoreanischen Fernsehprogrammen sieht man viele Zuschauer, die ein Mondneujahrskonzert besuchen, im Hanbok. Früher trugen noch viele Nachrichtensprecher und Sprecherinnen die Tracht im Fernsehen. Die bekannte nordkoreanische Nachrichtensprecherin Ri Chun-hee, die selbst Südkoreanern ein Begriff ist, trug beim Vorlesen typischerweise einen Hanbok. Ausländische Medien nannten sie auch “the pink lady”, wegen ihrer hellen, rosafarbenen Jacke. Als südkoreanische Sänger im Rahmen des innerkoreanischen Gipfeltreffens 2018 in Pjöngjang das berühmte Restaurant Okryugwan besuchten, hatte die Bedienung dort ebenfalls einen Hanbok an. Während die Südkoreaner überwiegend ihren Hanbok an traditionellen Feiertagen oder zu besonderen Gelegenheiten auspacken, tragen Nordkoreaner die Tracht oft auch im Alltag:


Allgemein tragen Menschen überall in der Welt ihre traditionielle Kleidung zu besonderen Gelegenheiten. In Nordkorea tragen die Bewohner einen Hanbok, während sie am Mondneujahrstag oder an den Geburtstagen der früheren Machthaber fröhlich tanzen. Studentinnen tragen eine weiße Hanbok-Jacke und ein schwarzes Kleid als Uniform. Auch Mitglieder von Chören sieht man so, wenn sie auftreten. 


In Nordkorea definiert das Große Koreanisch-Wörterbuch den Hanbok, oder auch Joseon-ot, als nationale Kleidung, die für das koreanische Volk typisch sei. Die nordkoreanischen Medien berichten oft, dass der Hanbok eine ausgezeichnete Kleidung sei. Joseon-ot sei eine schöne, elegante Kleidung. Ihr komme ein spezieller Platz in den großen Traditionen zu, die von den Vorfahren geschaffen wurden. Die verschiedenen Jacken und Kleider der Tracht seien einfach zu tragen. Sie seien auch ein Symbol, das die Nation repräsentiere:


Nordkorea verbreitete in den vergangenen Jahren das Motto “unser Staat zuerst”. In dieser Ära des “unser Staat zuerst” sollen die Menschen ihre Liebe für ihr Land direkt zum Ausdruck bringen. Nordkorea glaubt, dass Joseon-ot einer der größten Kulturschätze ist, und es ermutigt die Menschen, das traditionelle Kostüm oft zu tragen, um ihren Patriotismus zu zeigen und die wahre koreanische Identität zu enthüllen. 


Auf Staatsebene wird den Menschen also empfohlen, Hanbok zu tragen. Die lokalen Medien berichten über bekannte Trachten-Läden. Nordkorea begann um 1990 damit, aktiv für den Hanbok zu werben: 


Nordkoreas Trachten-Politik ist darauf konzentriert, nationale Kultur und sozialistische Kultur zu verbinden. Bis in die 1970er Jahre wurden die Frauen aufgerufen, kurze Röcke zu tragen, die als bequeme Kleidung für verschiedene Aktivitäten gesehen wurden, und mit denen man Stoffe sparte. Mit Beginn der 80er Jahre empfahl der Staat Kleider, die eine helle Stimmung verbreiten können. Ende der 80er Jahre, als das Motto “das koreanische Volk zuerst” erschien, betonte Nordkorea etwas, das authentisch koreanisch sein soll. Joseon-ot war Teil davon. Unter dem früheren Machthaber Kim Jong-il förderte das Land eine Politik, verschiedene Designs zu entwickeln, wozu auch das Design der traditionellen Tracht gehörte. Die Menschen wurden aufgerufen, Joseon-ot zu tragen, und es machten viele Geschäfte auf, die auf diese Kleidung spezialisiert waren. 


Nordkorea gründete den Joseon-ot-Verband, der seit 2003 eine jährliche Ausstellung für die traditionelle Kleidung ausrichtet. Es gab in diesem Rahmen auch Kurse zur Hanbok-Herstellung, Vorträge sowie Wettkämpfe, bei denen Preise verteilt wurden. Dadurch sollte auch die Hanbok-Industrie gefördert werden. Seit 2012, kurz nach der Machtübergabe an Kim Jong-un, erklärte Nordkorea bestimmte Traditionen zum Teil des immateriellen Kulturerbes, die Tradition des Joseon-ot eingeschlossen: 


Nordkorea hat ähnlich wie Südkorea ein materielles und immaterielles Kulturerbe. Zum materiellen Kulturerbe gehören Gräber und Burgen, während zum immateriellen Erbe die sozialen Wissenschaften, Archäologie oder auch die Folklore zählen. Unter der Herrschaft Kim Jong-uns betont Nordkorea stark die Objekte des nicht-materiellen Erbes. Es strebt aktiv danach, sie auf die Liste des nationalen Erbes wie auch auf die UNESCO-Liste des Welterbes zu setzen. Nordkorea versucht auf diese Weise, bei den Menschen einen Sinn für kulturellen Stolz hervorzubringen. Die offizielle Zeitung Rodong Sinmun bringt oftmals Geschichten über Joseon-ot. Auch in den Fernsehprogrammen wird die Tracht oftmals hervorgehoben. Damit soll die Notwendigkeit betont werden, das koreanische Kulturerbe in angemessener Weise zu erhalten. 


Während Kim Jong-un die Politik seines Vaters fortführte, die traditionelle Kleidung zu fördern, stellt er die Tradition des Joseon-ot etwas anders dar. Nordkorea organisierte 2013 eine Ausstellung für traditionelle Kleidung. Es wurde damals berichtet, dass auf der Grundlage historischer Forschung etwa 100 Kleidungsstücke der Goguryeo- und der Joseon-Dynastie produziert und gezeigt worden seien. Bei einer ähnlichen Ausstellung im darauffolgenden Jahr wurden neben Frauenkleidern auch zum ersten Mal Männerkostüme vorgestellt, um die Aufmerksamkeit der Besucher zu verstärken. Die Männer-Tracht gehörte davor nicht zu den Ausstellungsstücken. Der Hanbok wurde als Tracht der adligen Schicht und der Königsfamilie beschrieben. Doch seit Kim Jong-un an der Macht ist, erschienen solche Artikel in Ausstellungen und verschiedenen Publikationen: 


In Südkorea denken viele Menschen, dass sich traditionelle Kultur vor allem auf die Kultur der Joseon-Ära bezieht. Doch Nordkorea glaubt, dass seine Geschichte und die Kultur in den alten Königreichen wie Gojoseon, Goguryeo und Goryeo wurzeln. Besondere Betonung erhielt dabei Goguryeo. So stellte Nordkorea beispielsweise alte Gebäude in der architektonischen Bauweise von Goguryeo wieder her. Die traditionellen Kleider auf den Wandgemälden in den Goguryeo-Gräbern sehen anders aus als solche aus der Joseon-Dynastie. Doch die traditionelle Kleidung der Joseon-Ära liefert die Grundlage für den nordkoreanischen Hanbok, wie der Name “Joseon-ot” schon andeutet. Nordkorea erklärt, dass viele Sachen der Goguryeo-Traditionen während des Joseon-Königreichs vollendet wurden, und deshalb wurde die Joseon-Kultur akzeptiert. Für die erste Austellung des Hanbok für Männer wählte das Land das Bildnis von Admiral Yi Sun-shin, der großen historischen Joseon-Figur, aus. Das heißt, Nordkorea änderte seine negative historische Sicht auf Joseon. Nordkorea scheint zu glauben, dass die traditionelle Kultur in der Joseon-Zeit vollendet wurde. 


Früher trugen die Männer in Nordkorea nur selten Hanbok. Seit 2015 jedoch erschienen Männer bei verschiedenen Anlässen im Hanbok. Eine Seite in den sozialen Medien, die Nordkorea vorstellen soll, zeigt sogar den Republikgründer Kim Il-sung mit der Tracht. Unter Kim Jong-un hat die Betonung der Traditionen den Zweck, die Kulturindustrie zu entwickeln. Die Akzentuierung des Hanbok hat mit der Vermarktung und der Industrialisierung traditioneller Kleidung zu tun. Es wird vermutet, dass Nordkorea verschiedene Richtungen einschlägt, um den Hanbok zu modernisieren und die Expertise der Hanbok-Herstellung zu fördern:


Unter Kim Jong-un tragen die Nordkoreaner öfters einen Hanbok, und das Land produziert ihn als Exportartikel. Nordkorea wird diese Politik vermutlich beibehalten. Um 2017 herum erklärte Nordkorea eine Ära des “unser Staat zuerst”, in der der oberste Anführer eine Politik verfolgt, die sich um die Menschen kümmern soll, und die im Gegenzug ihren Patriotismus demonstrieren sollen. Nordkorea nutzt seine Trachten-Politik dazu, den inneren Zusammenhalt zu stärken. 


Es scheint, als ob das Tragen des Hanbok in Nordkorea nicht nur eine Sache der individuellen Wahl ist. Es stellt offensichtlich auch eine Verpflichtung dar, die nationale Kultur zu schützen und den kulturellen Einfluss von außerhalb zu blockieren.

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