Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Nordkorea

Programmsprecher in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2022-07-06

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News

Einige werden ihre Stimme auch in Südkorea sofort erkennen: Ri Chun-hee ist die bekannteste TV-Ansagerin in Nordkorea. Einige ausländische Medien haben sie auch als “Pink Lady” bezeichnet, weil sie oft ein pinkfarbenes, traditionelles Kostüm bei ihren Auftritten trägt. Ri gilt als repräsentative Programmsprecherin Nordkoreas. Doch in den vergangenen Jahren hat sich der Stil der Ansager und Ansagerinnen des Landes gewandelt. Zuletzt erschien Ri an einem Ort, an dem man sie eher nicht erwartet hätte. Sie nahm am 13. April, zwei Tage vor dem 110. Geburtstag des früheren Staatschefs Kim Il-sung, an der Feier zur Einweihung eines luxuriösen Wohnbezirks am Fluss Pothong in Pjöngjang teil. Dabei wurden Wohnungen an Ri und andere Leute vergeben, die sich um das Wohl des Staats verdient gemacht haben. Ri ist in Südkorea sehr bekannt. Sie war Ansagerin bei größeren Ereignissen, wie etwa dem ersten innerkoreanischen Gipfeltreffen im Juni 2000 oder zum Tod des früheren nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-il Ende 2011. Es gab später das Gerücht, dass Ri in den Ruhestand getreten sei. Doch trat sie weiter gelegentlich als Programmsprecherin auf. Im September 2017 las sie eine Erklärung des derzeitigen Machthabers Kim Jong-un vor, in der er den damaligen US-Präsidenten Donald Trump scharf attackierte und ihn als “verrückten alten Mann” bezeichnete. Ri arbeitet bereits seit fünf Jahrzehnten als Spitzen-Ansagerin im Staatsfernsehen. Über die Programmsprecher in Nordkorea sagt Kim Seung von der Abteilung für Digitale Kultur und Inhalte an der südkoreanischen Konkuk-Universität: 


Ri spricht die Nachrichten trotz ihres Alters in einem sehr überzeugenden Ton. Ihr Ansagestil zeichnet sich durch Ernsthaftigkeit und Aggressivität aus. Wenn es um die Präsentation geht, ist sie unübertroffen. Während einer Militärparade im vergangenen September saß sie neben Machthaber Kim Jong-un, legte ihre Hand auf seine Schulter und flüsterte ihm etwas zu. Physischer Kontakt zum Machthaber ist in Nordkorea etwa ganz Besonderes, und das unterstreicht Ris enge Beziehung mit dem Machthaber. 


Nordkorea hat Ansager aktiv dazu benutzt, um das Regime zu verteidigen und zu preisen. Der Republikgründer Kim Il-sung sandte während des Korea-Kriegs Rundfunksprecher in die Kriegsgebiete. Selbst als Truppen Südkoreas und der UN Pjöngjang einnahmen, setzten die Sprecher das Propaganda- und Agitationsprogramm an der Frontlinie fort. 


Nordkorea richtete schon seit den Anfangsjahren den Fokus auf Propaganda und Agitation. Noch bevor das Staatssystem vollständig etabliert war, gründete es ein Filmstudio für Propagandaaktivitäten. Nordkorea war sich der Rolle der Rundfunksendungen während des Korea-Kriegs voll bewusst. Das ist der Grund, warum es Rundfunksprecher während des Kriegs entsandte, um das kommunistische Regime zu fördern und den revolutionären Optimismus in der Öffentlichkeit zu verbreiten. 


Zu den nordkoreanischen TV-Sendern gehören das Mansudae-Fernsehen, die Ryongnamsan-Fernsehanstalt, das Athletische Fernsehen und die Zentrale Koreanische Fernsehstation. Letztere wurde 1963 als Pjöngjanger Sendenetzwerk gegründet. Es ist die einzige offizielle Quelle für Fernsehnachrichten für die Nordkoreaner. Es gibt dort nur eine kleine Zahl an Programmsprechern. Angehende Sprecher müssen sich einem harten Wettbewerb stellen. Die Zentrale Fernsehstation bringt seit Dezember 2017 ihr Programm in hoher Auflösung. Damals begannen nordkoreanische Sender damit, internationalen Standards zu folgen. Die TV-Station hat neue Filmtechniken eingeführt. So benutzt sie neben verschiedenen Kamerafunktionen auch Drohnen und 3D-Computergrafik. Früher saßen die Ansager am Tisch und lasen einfach nur die Nachrichten im Studio vor. Doch werden jetzt Journalisten oft an die Orte des Geschehens geschickt. Als Nordkorea 2020 von den Taifunen Bavi, Maysak und Haishen getroffen wurde, unterbrach die Zentrale Fernsehstation zum ersten Mal ihr reguläres Programm und zeigte in Echtzeit Katastrophenbilder. Damals wurde eine Reihe von Sprechern in die betroffenen Regionen geschickt. Einige standen dabei an überfluteten Straßen und beschrieben bei starkem Wind die Szene. Bilder, in denen nordkoreanische Programmsprecher im Regensturm stehen und berichten, gab es davor in dem Land so gut wie nie. 


Als sich 2020 ein Taifun Nordkorea näherte, begann das Koreanische Zentralfernsehen ein 24-Stunden-Programm auszustrahlen. Rundfunksprecher wurden zur Vor-Ort-Berichterstattung in die von Taifunen betroffenen Gebiete geschickt. Obwohl das Nachrichtenprogramm oft eine Stunde hinterherhinkte, lieferte die Fernsehstation die Katastrophen-Nachrichten sehr schnell und fast in Echtzeit. Die bemerkenswerte Veränderung war für das sozialistische Nordkorea etwas Besonderes. Davor zögerte das nordkoreanische Fernsehen, unangenehme Szenen aus überschwemmten Gebieten zu zeigen. Anders als in der Vergangenheit richtete es den Fokus stärker auf die Sicherheit der Menschen als auf den nationalen Stolz. Das Experiment des Kim-Jong-un-Stils übertrug sich somit auch auf die Rundfunksendungen. 


Als das Zentralfernsehen im Oktober 2020 eine Militärparade zum 75. Gründungstag der herrschenden Arbeiterpartei zeigte, wurden Ansager in jedem Abschnitt des Konvois von Fahrzeugen positioniert, um die Szene zu beschreiben. Es galt als ungewöhnlich, Journalisten zu solchen Großereignissen zu schicken, wo sich große Menschemengen befinden: 


In Nordkorea ist eine Militärparade ein ernstes politisches Ereignis, das die Stärke der Streitkräfte des Landes nach innen und außen demonstriert. Indem Journalisten vor Ort über das wichtige Ereignis berichteteten, übertrug das Staatsfernsehen die energiegeladene Atmosphäre des Ereignisses, und es nahm Abstand von dem typischen rigiden Präsentationsstil. Es scheint, als ob Nordkorea das bisherige Sendeformat zu strategischem Zweck veränderte, um mehr Menschen anzusprechen. 


Während Nordkorea oft auf die Vor-Ort-Berichterstattung zurückgreift, begannen populäre Sprecher, wie Prominente die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In Südkorea werden Personen, die Shows mit Unterhaltungselementen präsentieren, auch “Anatainer” genannt – eine Wortzusammensetzung aus Announcer (Ansager) und Entertainer. Der nordkoreanische Ansager Kim Song-gwang gilt als einer der sogenannten Anatainer. Im Gegensatz zu seinem strengen Image als Nachrichtensprecher, redet er gelegentlich mit Bewohnern, die ihre Hunde in einer Show für Pungsan-Hunde vorführen wollen. Kim versucht in seinen Sendungen, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen. Auch Choi Hyo-song ist ein populärer Ansager. So sagt begrüßt er zum Beispiel einen Papagei in einem Zoo. Er ist wegen seines guten Aussehens und seiner witzigen Bemerkungen in seinen Sendungen Männern und Frauen in fast jedem Alter bekannt. Er war auch Sprecher während eines gemeinsamen Auftritts süd- und nordkoreanischer Musiker im April 2018 in Pjöngjang. 


Unter den neuen Ansagerinnen ist in Nordkorea auch die frühere Schauspielerin Kim Un-jong sehr berühmt. Sie spielte etwa 2009 die Tochter der Hauptdarstellerin in dem Kunstfilm “Lebenslinie”. Es ist eher ungewöhnlich für eine Schauspielerin in Nordkorea, in den Beruf der Programmsprecherin zu wechseln. So ein Berufswechsel ist in dem Land nicht einfach. Sie trat nicht nur in Nachrichtenprogrammen, sondern auch in verschiedenen anderen Sendungen auf. Einmal assistierte sie auch einem Koch in einer Kochshow. Als die Yangdok-Thermalquellen öffneten, tauchte Kim selber ins Wasser, um zu zeigen, wie beruhigend es ist, in heißen Quellen zu baden. Nordkoreanische Ansagerinnen tragen sowohl traditionelle Kostüme, als auch Kleider westlichen Stils. Ihr spitzenartiger, violetter Einteiler zog die Augen der Zuschauer auf sich. Auch signalisierte der Stil eine Abkehr von der alten Praxis. In diesem Sinne sind nordkoreanische Programmsprecher auch “Anatainers”, die Veränderungen in der nordkoreanischen Rundfunkszene anführen:


Das Auftauchen der nordkoreanischen Version von “Anatainers” zeigt, dass Nordkorea den Fokus mehr auf die allgemeine Öffentlichkeit richtet, um den Menschen näher zu kommen. Das ist eine der bemerkenswerten Veränderungen in der Kim-Jong-un-Ära. Nordkoreanische Sendeprogramme kontrollieren streng die Umgebungsgeräusche, die normalerweise durch ausgesuchte Hintergrundmusik, Erzählungen und Klangeffekte ersetzt werden. Doch heutzutage sind die Ansager in den verschiedenen Programmen vor Ort. Veränderungen wurden seit der Machtübernahme von Kim Jong-un schrittweise vorgenommen. Ich denke, wir müssen die Veränderungen näher betrachten, die jetzt sehr weit reichen. 


Wenn Nachrichten ausgestrahlt werden, zeigt die Zentrale Koreanische Fernsehstation oft die Namen der Personen, die berichten, was das öffentliche Interesse an einzelnen Ansagern oder Reportern unterstreicht. Die nordkoreanischen Programmformate sind erweitert worden, während sich die Rolle der Programmsprecher stark verändert hat. Ob diese Änderungen auf die Programminhalte stärker durchschlagen, bleibt abzuwarten.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >