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Nordkorea

Das Hochschulsystem in Nordkorea

2021-11-25

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ KBS

In der vergangenen Woche ging es an dieser Stelle um die Aufnahme an einer Hochschule in Nordkorea. Diesmal wollen wir einen näheren Blick auf das Hochschulsystem des Landes werfen. Dazu sagt die Vizevorsitzende des Korea-Instituts für Nationale Vereinigung, Cho Jeong-ah: 


Die Studenten in Südkorea können ihre Kurse wählen und ihren Studienplan selber bestimmen. Doch das ist nicht der Fall für die Studenten in Nordkorea. Ihr Studienplan ist wie bei Oberschülern festgelegt. Nordkorea ist sich bewusst, dass das System nicht besonders wettbewerbsfähig ist. Deshalb wies Machthaber Kim Jong-un die Beamten an, ein Leistungspunktesystem für die Weiterbildung einzuführen und die Wahlmöglichkeiten für Studenten bei den Kursen zu erweitern. Dafür ist es jedoch notwendig, einen neuen Lehrplan zu entwickeln und das Lehrpersonal auszubauen. Auch sollten mehr Klassenräume für die Studenten eingerichtet werden. Wegen der Beschränkungen haben nur einige renommierte Universitäten ihre Wahlkurse schrittweise ausgeweitet. 


Laut der sozialistischen Verfassung Nordkoreas hat der Staat die Aufgabe, die Prinzipien der sozialistischen Fortbildung umzusetzen und die Vertreter der neuen Generationen zu ideologiefesten Revolutionären zu machen, die kenntnisreich, moralisch und körperlich gesund sind. Die Studenten müssen historische Schlachtfelder besuchen, um etwas über die revolutionären Taten der früheren Machthaber Kim Il-sung und Kim Jong-il zu lernen. Auf ihre ideologische Erziehung entfallen 20 Prozent aller Kurse. Auch sind Arbeitseinsätze Teil der regulären Studienpläne:


Sozialistische Staaten gehen davon aus, dass Bildung und Wissen an Produktionsstandorten in die Praxis umgesetzt werden. Das Prinzip wird von der Grundschule bis zu den Universitäten in Nordkorea angewandt. Die Studenten verbringen insgesamt zwölf Wochen, oder drei Wochen in einem Jahr, mit Arbeit in landwirtschaftlichen Betrieben oder Fabriken. Angesichts des Mangels an Arbeitskräften im Land werden Studenten und Soldaten oft für verschiedene Ereignisse zur Arbeit mobilisiert, auch zu Bauprojekten.


Die Universitäten in Pjöngjang mussten 2011 vorübergehend den Lehrbetrieb einstellen, weil die Studenten zur Arbeit am Projekt zum Bau von 100.000 Wohnungen herangezogen wurden. Doch war das eher die Ausnahme. Zusätzlich zu Arbeitseinsätzen müssen die Studenten und Studentinnen sechs Monate lang ein militärisches Training absolvieren: 


Nordkoreanische Studenten verbringen ein gesamtes Semester beim Militärtraining. Sie essen und schlafen dort wie normale Soldaten. Bis Mitte der 1980er Jahre erhielten südkoreanische Studenten ein ähnliches militärisches Training. Doch in Nordkorea dauert das Training viel länger. 


Nordkorea ist dabei, das System für die höhere Bildung zu reformieren: 


Früher gab es nur eine Handvoll von Universitäten in Nordkorea, die Colleges machten den größten Teil der Institute für die höhere Bildung aus. Ab Mitte der 2010er Jahre, nachdem Kim Jong-un an die Macht gekommen war, begann das Land damit, die Zahl der Universitäten zu erhöhen. Ende 2019 gab es 20 bis 30 Universitäten, wobei einige Universitäten wieder zu Colleges wurden. Nordkorea setzte Reformpläne in zahlreichen Bereichen um, wie etwa den Ausbau der Graduiertenschulen, die Verbesserung der Lehrpläne Lehrmethoden und der Verwaltung. Auch kamen mehr Abteilungen für Wissenschaften und Technologie hinzu.


Auch weitete Nordkorea den Fernunterricht für die höhere Bildung auf der Grundlage von Computern und Online-Netzen aus. Die Kim Chaek-Universität für Technologie führte 2010 zum ersten Mal ein Fern-Bildungsprogramm ein: 


Fernunterrichtskurse wurden in Nordkorea an größeren Universitäten eingeführt, und einige Abteilungen geben Fern-Vorlesungen. Nach Angaben Nordkoreas lernen etwa 100.000 Studenten im Fernunterricht. Fabrikarbeiter nehmen an Online-Kursen von Bildungszentren teil, die mit Computern in den Fabriken ausgestattet sind. Das Programm für den Fernunterricht wird meistens vorher aufgezeichnet, auch gibt es Frage- und Antworten-Sitzungen. 


Beobachter gehen aber davon aus, dass Nordkorea zunächst die langjährigen Probleme seines Hochschulsystems lösen sollte, damit die Bildungsreform durchschlägt: 


Die Entwicklung der Wissenschaft und Technologie stößt innerhalb der jetzigen Situation sicherlich auf Grenzen. In Südkorea können selbst Grundschüler über das Internet an Information außerhalb des Landes kommen. In Nordkorea ist die Internetnutzung sehr beschränkt. Nur mit Genehmigung kann das Internet genutzt werden. Mit Ausnahme einiger Wissenschaftler und Professoren in bestimmten Bereichen sind die Nordkoreaner zum größten Teil von der Außenwelt abgeschottet. Abgesehen von den Problemen des sozialistischen Systems und der Politik stammen die Probleme von der isolierten und geschlossenen Gesellschaft. Das Land müsste für die Weiterentwicklung der höheren Bildung eine Politik der Reformen und Öffnung verfolgen.

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