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Nordkorea

Auswirkung von Covid-19 auf die Lage auf der koreanischen Halbinsel

2020-02-27

Schritte zur Wiedervereinigung

© YONHAP News

Nordkorea hat die Grenzen zu China aus Furcht vor einer Einschleppung des neuartigen Coronavirus dichtgemacht. Doch die Schließung der Grenzen könnte sich negativ auf die Wirtschaft Nordkoreas auswirken, das nach wie vor unter strengen internationalen Sanktionen steht. Die Aussetzung des Austauschs mit China führte bereits dazu, dass die Preise für Artikel des täglichen Bedarfs deutlich gestiegen sind. Zum Thema sagt der politische Kommentator Choi Young-il:


Nordkoreas medizinische Infrastruktur ist sehr schlecht. Es ist weithin bekannt, dass Kleinkinder und Schwangere in dem Land unterernährt sind. Durch die Schließung seiner Grenze zu China, um die Einschleppung des Covid-19-Erregers zu verhindern, und das trotz der starken Abhängigkeit vom Handel mit China, verschlimmert sich die Lage. Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich das Virus schon bald eindämmen lässt, wird die ohnehin angeschlagene nordkoreanische Wirtschaft noch stärker leiden. 


Bei einem wichtigen Parteitreffen Ende des vergangnen Jahres verkündete Nordkorea, einen “frontalen Durchbruch” schaffen zu wollen, um wirtschaftlich selbstständig zu sein. Doch der Ausbruch von Covid-19 stellt für das Land eine ungeahnte Gefahr für seine Ziele dar, einschließlich der Überwindung der Last durch die Sanktionen. Auf der einen Seite muss Nordkorea Arbeitskräfte so massiv wie möglich mobilisieren, auf der anderen Seite muss es die Bewegungen der Menschen kontrollieren, um den Ausbruch einer Seuche zu blockieren: 


Kim Jong-un verfolgt in diesem Jahr die große Mission, seine wirtschaftlichen Ziele zu erreichen und den Menschen Vorteile zu verschaffen. Doch ich zweifle, dass das möglich ist. Während die Wirtschaft auf dem Boden liegt, ist der Schmuggel mit China wegen des Virus so gut wie unmöglich. Was den offiziellen Handel betrifft, so ist Nordkorea harten Sanktionen der UN und der USA unterworfen. Für das isolierte Regime scheint die wirtschaftliche Kooperation mit Südkorea der einzige Weg, um die Wirtschaft laufen zu lassen. Südkorea sandte kontinuierlich Signale dahingehend aus, dass beide Seiten ihre grenzüberschreitenden Wirtschaftsprojekte, darunter Einzelreisen zum Kumgang-Gebirge im Norden, wiederaufnehmen sollten. Die Wiederaufnahme von Gruppentouren nach Nordkorea sowie des Betriebs des Kaesong-Industrieparks scheint dagegen eher schwierig zu sein. 


Das US-Außenministerium äußerte am 13. Februar die Bereitschaft, Nordkorea wegen Covid-19 zu helfen. Die USA seien sehr wegen der Anfälligkeit der Nordkoreaner besorgt. Sie könnten Lieferungen durch internationale Hilfs- und Gesundheits-Organisationen zustimmen. Am 18. Februar rief das Ministerium Nordkorea auch zur Rückkehr zu den Verhandlungen auf:


Nordkorea drohte im vergangenen Jahr damit, ein “Weihnachtsgeschenk” an die USA zu schicken. Das löste die Befürchtung aus, Nordkorea könnte Provokationen unternehmen. Doch bisher nahm das Land davon Abstand. Doch sobald Nordkorea keine Erwartungen mehr an die USA hat, kann ich mir vorstellen, dass es einen Atomtest durchführen und die Entwicklung von Interkontinentalraketen (ICBM) vorantreiben wird. Vor der Präsidentenwahl wäre das eine schlechte Nachricht für Trump, der glaubte, Nordkorea bisher unter Kontrolle bringen zu können. Die Trump-Regierung könnte also auf einige der Forderungen Pjöngjangs Schritt für Schritt eingehen. 


Es gibt Spekulationen, wonach die USA einige Sanktionen gegen Nordkorea zumindest vorübergehend lockern könnten, um das Land von weiteren Provokationen abzuhalten. Ein Schlüssel ist, wie lange der Ausbruch von Covid-19 noch andauert. Sollte der Ausbruch nicht bis März oder April eingedämmt sein, wenn die Reispflanzung beginnt, könnte Nordkorea zu Provokationen greifen, um die Unzufriedenheit der Bürger zu zerstreuen:


Die nordkoreanische Wirtschaft hat ihre Grenzen erreicht. Nordkorea hat zwar den Stillstand in den Nuklearverhandlungen mit den USA durchgehalten, doch es hat nichts dabei gewonnen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Dialog oder Provokationen. Bewaffnete Provokationen zielen nicht auf eine militärische Konfrontation mit den USA ab. Sie können vielmehr eine Strategie sein, um in den Verhandlungen einen Durchbruch zu finden und die wirtschaftlichen Grenzen zu überwinden. 


Die Krise könnte jedoch auch eine Gelegenheit für die Akteure auf der koreanischen Halbinsel bieten:


Die Angst vor dem Virus zwang Nordkorea dazu, seine Grenze zu China zu schließen, während seine Beziehungen zu den USA stagnieren. Nordkorea könnte also seine Strategie ändern und sich auf den wirtschaftlichen Austausch mit Südkorea richten. Die südkoreanische Regierung sollte genau auf jegliche Dialoggeste Pjöngjangs achten und sie als Gelegenheit nutzen, um den Stillstand in den Beziehungen zu überwinden.

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