Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Kim Geum-won, eine Frau auf Reisen

2013-02-07

<strong>Kim Geum-won</strong>, eine Frau auf Reisen
1795, in einem Jahr mit besonders schlechter Ernte, rettete auf der Insel Jeju eine reiche Handelsfrau mit dem Namen Kim Man-deok rund eintausend Menschen vor dem Hungertod. Der damalige König des Joseon-Reiches, Jeongjo, wollte ihr dafür seine Dankbarkeit ausdrücken und ihr einen Wunsch erfüllen. Auf die Frage, was er für sie tun könnte, erwiderte die Frau unter Tränen, dass sie gerne einmal die Gipfel des berühmten Geumgang-Gebirges sehen würde. Aus heutiger Sicht eine seltsame Bitte für eine reiche Frau – doch in der Joseon-Ära war Frauen das Reisen verboten.

Diese Anekdote verdeutlicht die Besonderheit unserer heutigen Hauptperson. Ihr Name ist Kim Geum-won, und sie machte sich im 19. Jahrhundert trotz der gesellschaftlichen Einschränkungen für Frauen auf eine Reise, um die Berge und Flüsse ihrer Heimat mit eigenen Augen sehen zu können.

Ein Mädchen träumt von der großen weiten Welt

Kim Geum-won wurde 1817 als illegitime Tochter eines armen Adligen in Wonju in der Gangwon-Provinz geboren. Sie war ein aufgewecktes, aber kränkliches Kind, und so ließ ihr Vater sie nicht wie andere Mädchen Nähen, Sticken und Haushaltsarbeiten erlernen, sondern brachte ihr das Lesen und Schreiben bei.

Kim erfuhr also die gleiche klassische Ausbildung wie Jungen, aber ihre Möglichkeiten waren begrenzt: Sie konnte die Konkubine eines adligen Mannes werden, den Sohn einer Nebenfrau heiraten, oder eine Gisaeng werden und männliche Gäste unterhalten. Kim haderte mit diesem Schicksal und träumte davon, die Welt hinter den Grenzen ihrer eng umrissenen Existenz zu entdecken. Im März 1830 überzeugte sie ihre Eltern und machte sich schließlich alleine auf den Weg zum Geumgang-Gebirge.

Alleine ins Geumgang-Gebirge

Für dieses Vorhaben verkleidete sie sich als Mann. Die Erlaubnis ihrer Eltern hatte sie zwar erhalten, aber eine Frau alleine auf Reisen war in der damaligen Zeit undenkbar, und diesem Tabu musste sie sich anpassen. Als erstes führte ihr Weg sie zum Uirimji-Stausee in Jecheon und zu den acht Sehenswürdigkeiten von Danyang, beides nicht weit von ihrem Zuhause entfernt. Dort konnte sie die Landschaften, die sie zuvor nur in den Gemälden von berühmten Malern wie Kim Hong-do hatte bewundern können, mit eigenen Augen sehen, und sie hielt ihre Eindrücke in Gedichten fest.

Nach einer Reihe von weiteren Stationen kam sie schließlich an ihrem Ziel, dem Geumgang-Gebirge, an. Dort besuchte sie unter anderem den Pyohun-Tempel, einen der wichtigsten Tempel des Gebirges, und das Manpodong-Tal, das für seine rauschenden Wassermassen bekannt ist. Durch ihre eigenen Erfahrungen konnte sie die Faszination, die das Geumgang-Gebirge seit jeher auf Maler und Dichter ausgeübt hatte, endlich verstehen.

Im Anschluss setzte sie ihre Reise fort. Sie führte sie durch die ganze Gangwon-Provinz, nach Goseong, Yangyang, Gangneung und Samcheok. Auch dem Seorak-Gebirge stattete sie einen Besuch ab. Dann reiste sie nach Hanyang, dem heutigen Seoul, und besuchte verschiedene berühmte Orte in der Stadt, wie den Nam-Berg, das Changui-Tor oder den Pavillon Segeomjeong.

Ein Reisetagebuch als Vermächtnis

Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt Wonju wurde Kim Geum-won zunächst eine Gisaeng und erbte damit den Status ihrer Mutter, wie es damals üblich war. Aber ihre Gedichte erlangten bald auch in der Hauptstadt Hanyang Berühmtheit, und ihr dichterisches Talent fand breite Anerkennung. So wurde sie schließlich die Konkubine von Kim Deok-hui, einem Cousin zweiten Grades des berühmten Kalligraphen Kim Jeong-hui.

Sie zog nach Hanyang und lebte bei ihrem Mann im Viertel Samhojeong. Bald war sie ein festes Mitglied der literarischen Kreise in der Hauptstadt. Mit anderen talentierten Gisaeng und Konkubinen gründete sie den ersten Dichterzirkel, der nur aus Frauen bestand, und benannte ihn nach dem Viertel, in dem sie lebte. Ihre Gedichte wurden auch von anderen, zumeist männlichen Dichtern geschätz, und sie stand in regem Austausch mit Dichtern und Gelehrten der Oberschicht.

Trotzdem weigerte sie sich lange Zeit, ihre Erfahrungen von ihrer Reise in Form eines längeren Berichtes niederzuschreiben. Erst 1851, etwa zwanzig Jahre nach der Reise, veröffentlichte sie schließlich ein Reisetagebuch namens „Hodongseorakgi“, in dem sie ihre Erlebnisse in Versform festhielt.

Was nach 1851 mit Kim Geum-won geschah, ist leider unbekannt. Vielleicht ist sie noch einmal auf Reisen gegangen, denn sie war Zeit ihres Lebens eine Frau gewesen, die die Fesseln der restriktiven Gesellschaft der Joseon-Ära und der Diskriminierung gegen Frauen durchbrach und in die Welt hinausging. In einem Gedicht aus ihrer Feder kommt diese Weltsicht besonders gut zum Ausdruck, und so gehört das Schlusswort heute Kim Geum-won:

Der Falke will aus seinem Käfig ausbrechen und in den Himmel aufsteigen,
so wie das Pferd sein Zaumzeug abwerfen und in die Ferne gallopieren möchte.
Die Welt ist tief und weit und kennt kein Ende.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >