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Geschichte

Yu Deuk-gong, Wiederentdeckung des vergessenen Reiches Balhae

2013-01-24

<strong>Yu Deuk-gong</strong>, Wiederentdeckung des vergessenen Reiches Balhae
1784 wurde ein Geschichtsbuch mit dem Titel „Gedanken zu Balhae“ verfasst. Die folgenden Zeilen stammen aus dessen Vorwort:

„Als Baekje und Goguryeo untergingen, besetzte der Kim-Klan von Silla den Süden, der Norden wurde aber von Dae Jo-yeong und seinem Gefolge eingenommen und Balhae genannt. Richtig hätte daher die Geschichte eines südlichen und eines nördlichen Reiches niedergeschrieben werden sollen, doch die Goryeo-Dynastie versäumte dies.“

1145 waren „Die Chroniken der drei Königreiche“ von Kim Bu-sik entstanden, welche das erste Werk zur Geschichte des alten Koreas waren. Darin wurde eine historische Erbfolge von den drei Königreichen über das Vereinigte Silla bis hin zur Goryeo-Dynastie etabliert, die danach als allgemeingültig angesehen wurde. „Gedanken zu Balhae“ aus dem 18. Jahrhundert brach mit dieser Sichtweise und ließ auf die Zeit der drei Königreiche eine Ära mit zwei Reichen im Norden und im Süden folgen, die dann von Goryeo beerbt wurde. Diese ausgeweitete Auffassung der koreanischen Geschichte erschütterte zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches die Gemeinschaft der historischen Gelehrten Joseons.

„Gedanken zu Balhae“

Dae Jo-yeong war ein General des gefallenen Reiches Goguryeo gewesen. Er gründete im Jahr 698 mit Flüchtlingen aus Goguryeo und dem Mohe-Volk das neue Reich Balhae, das für 229 Jahre im Norden der koreanischen Halbinsel und der Mandschurei existierte, während der Rest Koreas das Vereinigte Silla bildete. Doch nachdem Balhae 926 von dem Kitan-Volk erobert worden war, verschwand es für Jahrhunderte aus der koreanischen Geschichtsschreibung. Erst das Werk „Gedanken zu Balhae“ machte wieder auf Balhae aufmerksam, und in der Folge interessierten sich mehr und mehr Gelehrte für die Geschichte des nördlichen Reiches. Wir wollen uns daher heute mit dem Autor dieses bahnbrechenden Werkes beschäftigen, Yu Deuk-gong.

Erste Schritte als Gelehrter

Yu Deuk-gong wurde im Jahr 1748 geboren. Da sein Urgroßvater väterlicherseits und sein Großvater mütterlicherseits beide Kinder von Nebenfrauen gewesen waren, wurde auch er als Sohn einer Konkubine betrachtet. Dann starb auch noch sein Vater, als Yu gerade einmal fünf Jahre alt war. So war seine Kindheit von gesellschaftlicher Stigmatisierung und Armut geprägt.

Yus Mutter ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Nachdem sie mit 28 Jahren Witwe geworden war, zog sie trotz der finanziellen Schwierigkeiten in die Hauptstadt, um ihrem Sohn eine Ausbildung zu ermöglichen. Sie ließ sich im Stadtkern nieder, wo viele hochrangige Beamte lebten, und verdiente den Lebensunterhalt für die Familie und das Geld für die Ausbildung ihres Sohnes mit Näharbeiten.

Durch seinen Onkel Yu Ryeon, der in Mathematik und Astronomie bewandert war, kam Yu Deuk-gong mit Silhak, also „Praktischem Lernen“ in Berührung, einer Schule in der konfuzianischen Philosophie, die gesellschaftliche Reformen propagierte. Mit ungefähr 20 Jahren kam er dann in Kontakt mit den Vertretern der sogenannten „Bukhak-Schule“, die das „Lernen vom Norden“, also von China, vertraten. Zu ihnen zählten unter anderem Park Ji-won, Park Je-ga und Lee Deok-mu.

Von da an machte sich Yu zunächst als Prosadichter einen Namen, der sich vor allem mit historischen Themen beschäftigte. So veröffentlichte er eine Sammlung mit alten koreanischen Gedichten, und nach einer Reise nach Gaeseong, Pjöngjang und die ehemalige Hauptstadt Baekjes Gongju im Jahr 1773 verfasste er das „Gedicht in Erinnerung an 21 Hauptstädte“, in dem er 21 Hauptstädte aus der koreanischen Geschichte besung.

Ein Historiker, der Spuren hinterließ

1774 bestand er die staatliche Beamtenprüfung und wurde 1779 gemeinsam mit anderen Vertretern der Bukhak-Schule wie Park Je-ga, Lee Deok-mu und Seo Yi-su auf einen Posten in der Königlichen Bibliothek Gyujanggak berufen. Dank König Jeongjo und der progressiven Atmosphäre dieser Zeit konnte Yu sich so von den Fesseln seines Status als Nachfahr einer Konkubine frei machen. Er diente anschließend auf verschiedenen Regierungsposten in der Provinz und wurde sogar drei Mal nach China entsandt – zweimal nach Peking und einmal nach Shenyang. Dies gab ihm die Gelegenheit, in die ehemaligen Gebiete Goguryeos und Balhaes zu reisen, die im Norden der koreanischen Halbinsel und in der Mandschurei lagen. Diese Erfahrung war mit Sicherheit ausschlaggebend für seine Entscheidung im Jahr 1784, die „Gedanken zu Balhae“ niederzuschreiben.

Im Jahr 1800 starb König Jeongjo, und König Sunjo bestieg den Thron. Ein Jahr später legte Yu seinen damaligen Posten nieder und zog sich in die Einsamkeit zurück, um sich auf das Studieren und Schreiben zu konzentrieren. Zu seinen wichtigsten Werken aus dieser Zeit zählen unter anderem die „Geschichten aus der Hauptstadt“, in denen zum ersten Mal die jahreszeitlichen Bräuche Koreas festgehalten wurden und die bis heute als wichtige Quelle zur Erforschung des Brauchtums der Joseon-Ära dienen.

1807 starb Yu Deuk-gong im Alter von nur 60 Jahren, doch er und sein Werk lebten in vielen späteren historischen Werken weiter, die er inspirierte: dazu gehörten „Geschichte und Geographie des koreanischen Gebietes“ des bekannten Silhak-Gelehrten Jeong Yak-yong und „Geschichte des Östlichen Königreiches“ von Han Chi-yun.

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