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Geschichte

Ahn Chang-nam, Pilot und Unabhängigkeitskämpfer

2013-01-17

<strong>Ahn Chang-nam</strong>, Pilot und Unabhängigkeitskämpfer
„Seht Ahn Chang-nams Flugzeug hoch im Himmel, seht Eom Bok-dongs Rad unten am Boden!“

Diese Zeilen stammen aus einem koreanischen Lied aus der Zeit der japanischen Kolonialherrschaft in Korea. Zur Melodie eines Volksliedes mit dem Titel „Lied der Jugend“ war ein neuer Text getextet worden, und das Lied erfreute sich über Jahre hinweg großer Beliebtheit. Keiner wagte es damals, es den Japanern ins Gesicht zu singen, aber Kinder riefen die Zeilen gerne japanischen Polizisten hinterher, nur um dann gleich wegzurennen. Der Pilot Ahn Chang-nam war der erste Koreaner, der je ein Flugzeug über die Hauptstadt Gyeongseong, also das heutige Seoul, hinweggeflogen hat. Er gab den Koreanern gemeinsam mit dem Radfahrer Eom Bok-dong in der Zeit der Fremdherrschaft einen Grund zum Stolzsein. Heute wollen wir uns das Leben von Ahn Chang-nam einmal genauer ansehen.

Der Traum vom Fliegen

Ahn wurde 1900 in Seoul geboren. Mit vier Jahren verlor er seine Mutter, und auch sein Vater starb, als er erst 15 Jahre alt war. So konnte niemand mehr für seine Schulgebühren aufkommen, und er war gezwungen, die Hwimun-Oberschule zu verlassen, die er zu dem Zeitpunkt besuchte. 1919 ging er nach Japan.

Während seiner Zeit an der Oberschule durfte Ahn einmal dem amerikanischen Piloten Art Smith beim Vorführen von Flugkunststücken zuschauen, und von da an träumte er den Traum vom Fliegen. In Japan besuchte er zunächst die Schule für Automobiltechnik in Osaka und trat anschließend in die Akabane-Flugzeugmanufaktur ein. 1920 lernte er schließlich an der Okuri-Flugschule das Fliegen.

Ahn war so gut, dass er den eigentlich sechsmonatigen Kurs in nur drei Monaten absolvierte. Gleich nach seinem Abschluss stellte die Schule ihn als Lehrer ein. Im Mai 1921 war er der einzige Koreaner, der sich für die ersten Pilotenlizenzprüfung der japanischen Flugaufsicht anmeldete. Er absolvierte den Test mit den besten Noten und erhielt so umgehend eine Piloten-Lizenz der 1. Klasse, ohne weitere Prüfungen ablegen zu müssen.

Der erste koreanische Pilot am koreanischen Himmel

In einem Interview, dass er ungefähr zu dieser Zeit einer Tageszeitung gab, brachte Ahn seine Hoffnung zum Ausdruck, nach seiner Rückkehr nach Korea eine Flugschule aufzumachen und jungen Menschen dort die Grundlagen des Fliegens beizubringen. Er sagte auch, dass er schon bald in seiner Heimat einen Flug durchführen würde.

Doch erst im Dezember 1922 wurden Ahns Pläne für einen Flug in Korea genehmigt. In der Zeit nach der Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März 1919 wollte der japanische Generalgouverneur in Korea alles vermeiden, was eine große Menschenansammlung verursachen könnte. Im November 1922 nahm Ahn daher zunächst an einem Flugwettbewerb teil, bei dem die Piloten von Osaka nach Tokyo flogen, und gewann. Auf dem Höhepunkt seiner fliegerischen Fähigkeiten absolvierte er dann schließlich am 10. Dezember 1922 auf dem Flugfeld im Seouler Yeouido den historischen Testflug.

50.000 Menschen kamen am weißen Sandstrand von Yeouido zusammen, um Ahns Flug beizuwohnen. Das war eine enorme Anzahl, denn Seoul hatte damals nur eine Bevölkerung von 300.000 Menschen. Als sein Flugzeug Geumgang, auf das die Karte der koreanischen Halbinsel aufgemalt war, in den Himmel stieg, brauste im Publikum eine Woge von Applaus für den Piloten auf. Er war der erste Koreaner, der je in Korea einen Flug absolvierte.

Fliegen für die Unabhängigkeit

Ahns Flug gab den Koreanern in schweren Zeiten Trost und Hoffnung, aber der Pilot selber hatte gemischte Gefühle. Dies kam in einem Text zum Ausdruck, den er 1923 für die Januarausgabe des Magazins Gaebyeok schrieb. Seine Verzweiflung über die politischen Umstände in seiner Heimat waren aus den Zeilen herauszulesen.

„Der Himmel über meinem Gyeongseong, der mich immer warm empfangen wird! Ich wollte nicht einfach umkehren, und so flog ich mit meinem Flugzeug bis zum Tor der Unabhängigkeit und drehte dort einige Runden. Die Gefangenen des Seodaemun-Gefängnisses müssen etwas über ihren Köpfen gesehen haben, aber wie viele meiner Brüder, die dort festgehalten werden, haben die Absicht, die hinter diesem Abstecher lagen, wohl verstanden?“

Ahn war entschlossen, sich dem Kampf für die Unabhängigkeit anzuschließen, und ging im Dezember 1924 nach China. Er war überzeugt, dass er mit seinen Flugkünsten etwas Sinnvolles zur Sache beitragen konnte. Er trat einer anti-japanischen Gruppe bei und stellte deren Mitgliedern, die sich in Korea befanden, 600 Won für die Gründung einer koreanischen Flugakademie zur Verfügung. Zur damaligen Zeit handelte es sich dabei um eine beträchtliche Summe. Im April 1930 stürzte Ahn jedoch bei einem Übungsflug ab und starb mit nur 29 Jahren.

Trotz allem ein Pionier

Lange Zeit galt Ahn Chang-nam als der erste koreanische Pilot überhaupt, doch dies war falsch. Denn der Unabhängigkeitsaktivist Roh Baek-rin, der zur Provisorischen Regierung der Republik Korea gehörte, hatte bereits ein Jahr vor Ahns erstem Flug koreanische Piloten in den USA ausgebildet. Die historische Leistung, als erster koreanischer Pilot einen Flug in Korea absolviert zu haben, konnte ihm aber keiner nehmen.

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