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Geschichte

Jin Chae-seon: Die erste Frau in der Pansori-Kunst

2013-02-28

<strong>Jin Chae-seon</strong>: Die erste Frau in der Pansori-Kunst
Pansori, die koreanische Oper, die von einem Sänger und einem Trommler dargeboten wird, hat in ihrer dreihundertjährigen Geschichte einige berühmte Künstler hervorgebracht. Der legendäre Yi Nal-chi soll zum Beispiel mit seinem „Lied der Vögel“ tatsächlich Vogelschwärme herbeigelockt haben, ein anderer Meistersänger, Jeong Chun-pung, gab für den Gesang einen sicheren Posten in der Regierung des Joseon-Reiches auf und wanderte durchs ganze Land, um seine Kunst zu vervollkommnen. Yi Dong-baek wurde dank seiner Stimme zum Volkssänger ernannt, und Yim Bang-ul gab mit seinem Gesang in den Zeiten der japanischen Kolonialherrschaft und des koreanischen Krieges unzähligen Menschen Hoffnung und Trost.

Sie alle hatten neben ihrem Gesangstalent noch etwas gemeinsam: sie waren Männer. Die Kunst das Pansori war für Jahrhunderte den Männern vorbehalten. Doch in den turbulenten Zeiten des späten Joseons, als sich die traditionelle Kultur gegen die aufkommende Moderne behaupten musste, tauchte zum ersten Mal auch eine Frau in den Reihen der Pansori-Künstler auf. Ihr Name war Jin Chae-seon, und ihren Lebensweg wollen wir heute näher betrachten.


Eine Schülerin des Komponisten Shin Jae-hyo

Jin Chae-seon wurde 1847 in einem Fischerdorf in Gochang in der Nord-Jeolla-Provinz geboren. Ihre Mutter war eine Schamanin, ihr Vater ein Künstler, welcher aber nur in seinem Heimatdorf auftrat, da er trotz seines großen musikalischen Talentes nie in den Genuss einer systematischen Ausbildung gekommen war. Beeinflusst von ihrem Vater träumte Jin von klein auf davon, eine Sängerin zu werden.

Ihren ersten großen Auftritt hatte sie beim Daesaseup-Festival in Jeonju, bei dem die besten Sänger und Künstler aus dem ganzen Land zusammenkamen, um sich aneinander zu messen. Doch die Reaktion des Publikums war zunächst wenig ermutigend. Jins Auftritt wurde als „Frauengesang“ abgetan, und die meisten wollten noch nicht einmal zuhören. Unbeeindruckt davon begann Jin zu singen, und nach und nach wurden die Anwesenden auf ihre wunderschöne Stimme aufmerksam. Als sie ihre Darbietung beendete, hatte sie mit ihrem leidenschaftlichen Auftritt das ganze Publikum beeindruckt und wurde mit begeistertem Applaus bedacht. Anwesend an dem Tag war auch der anerkannte Pansori-Komponist und -Förderer Shin Jae-hyo, und nach ihrem Auftritt trat er an Jin heran und nahm sie unter seine Fittiche.


Die Frau, die der Daewongun liebte

Auf Shin Jae-hyo gehen unter anderem die bis heute bekannten Pansori-Opern „Chunhyangga“ und „Simcheongga“ zurück. Dank ihm konnte Jin ihre Fähigkeiten voll entfalten, und sie wurde zu einer herausragenden Sängerin und Tänzerin, die mit ihrer vollen und kräftigen Stimme auch aus der Reihe von Shins Schülern heraus stach. 1869, als sie 22 Jahre alt war, wurde sie zu einem königlichen Bankett im Gyeongbok-Palast geladen. Ein Auftritt, der ihrem Leben wieder eine neue Wendung geben sollte.

Der damalige Regent Daewongun, der Vater des noch minderjährigen Königs Gojong, hatte berühmte Sänger aus dem ganzen Land geladen, um den Wiederaufbau des Palastes zu feiern. Jin war als Vertreterin der Region Gochang mit dabei und sang Ausschnitte aus Pansori-Opern ihres Förderers Shin. Mit ihrer Schönheit, ihrem Tanz und ihrem Gesang betörte sie das gesamte Publikum, vor allem aber den Gastgeber Daewongun.

Dieser verfiel ihr ganz und gar. Ihren Lehrer Shin Jae-hyo beförderte er als Zeichen der Anerkennung auf den Posten eines Militäroffiziers, Jin Chae-seon selbst zog in den Unhyeong-Palast ein, in dem der Daeweongun lebte. Doch schon bald vermisste sie ihren Lehrer und die Freiheit, die sie als Sängerin genossen hatte. Als der Daewongun vier Jahre später in Ungnade fiel, kehrte sie in ihre Heimat und zu ihrem Lehrer zurück.


Eine Wegbereiterin für alle Frauen, die nach ihr kamen

Shin, der 35 Jahre älter als Jin war, war jedoch bereits schwer krank und auf der Schwelle zum Tod. 1884 starb er, und Jin hielt die nach konfuzianischer Tradition vorgeschriebenen drei Jahre Trauerzeit ein, bevor sie spurlos verschwand. Was danach mit ihr geschah, ist unbekannt. Der Legende zufolge soll sie in einem kleinen Tempel in der Nähe von Gimje in der Nord-Jeolla-Provinz als Nonne ein einsames Leben gelebt haben und dort verstorben sein.

Ihre eigene Karriere nahm so ein frühes Ende, aber sie bereitete den Weg für viele andere Sängerinnen, die nach ihr kamen und bis heute eine wichtige Rolle in der Pansori-Kunst spielen. Alleine dadurch bereicherte sie das Pansori ungemein und wird für alle Zeiten unvergessen bleiben.

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