Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Yi Sam-pyeong: Töpfer aus Joseon, Vater des japanischen Porzellans

2012-04-12

<b>Yi Sam-pyeong</b>: Töpfer aus Joseon, Vater des japanischen Porzellans
Ein Koreaner bringt Porzellan nach Japan

Vor meinem Auge reihen sich die Häuser dicht an dicht,
wie die Zinken eines Kammes,
aus den Brennöfen steigt der Rauch.
Durch die Kiefern fährt ein Wind aus der Vergangenheit:
unser Vorvater Yi streichelt über die Hügel der Töpferei.


Saburo Kashita, der Gouverneur der japanischen Präfektur Saga auf der südlichen Insel Kyushu, rezitierte dieses Gedicht 1918, als er an den unzähligen Brennöfen des Dorfes Arita vorbeizog. Was das Gedicht für uns interessant macht, ist, dass der hier erwähnte „Vorvater Yi“ kein Japaner war, sondern ein Koreaner. Die Rede ist von Yi Sam-pyeong, einem Töpfer aus dem Joseon-Reich.


Aus Joseon nach Japan

In der Joseon-Ära war das Töpfern dem gemeinen Volk vorbehalten, das Geburten- und Todesfälle nicht verzeichnete. Über Geburtsjahr und -ort von Yi Sam-pyeong ist daher nichts genaues bekannt. Da sich aber Tonscherben, die aus der Anfangszeit der Töpferei im japanischen Arita stammen, mit Scherben aus der Joseon-Ära decken, die bei Ausgrabungen in der Nähe von Gongju in der Süd-Chungcheong-Provinz gefunden wurden, wird davon ausgegangen, dass Yi aus Gongju stammte. Von dort verschlug es ihn im Jahr 1598 nach Japan.

Im 16. Jahrhundert waren Joseon und die chinesische Ming-Dynastie die beiden Länder mit der am weitesten entwickelten Porzellankunst. Als Japan zwischen 1592 und 1598 während der sogenannten Imjin-Kriege zweimal in Joseon einfiel, sollte zu seiner Beute daher auch die koreanische Töpferkunst gehören. Für die Japaner nahm das einen so hohen Stellenwert ein, dass die Kriege in Japan auch die „Porzellankriege“ genannt werden. Die japanischen Soldaten hatten also den Befehl, alle Töpfer unter den Gefangenen die Töpfer nach Japan zu schicken. Genau dies tat der japanische Fürst Naoshige Nabeshima, als er Yi Sam-pyeong 1598 mit anderen Töpfern nach Japan verschleppte.

Die ersten Jahre arbeitete Yi für Yasutoshi Taku, den Schwiegersohn und Gefolgsmann von Nabeshima, bis er nach Arita in der Präfektur Saga zog und dort eine Porzellanmanufaktur eröffnete.


Der Beginn der japanischen Porzellankultur

Für Porzellan braucht man vor allem Kaolin, auch weiße Tonerde genannt. Auf der Suche danach zog Yi Sam-pyeong durch ganz Japan, bis er 1616 am Berg Izimi östlich von Arita eine Magnetit-Mine entdeckte, in der sich auch das Rohmaterial für Porzellan befand. Gemeinsam mit anderen Töpfern baute er daraufhin in Tengudani, wo es auch die anderen für die Porzellanproduktion benötigten Rohstoffe Wasser und Brennstoff gab, eine Porzellanmanufaktur auf. Die Manufaktur funktionierte nach einem System, das bereits stark an die heute übliche Arbeitsteilung erinnerte.

In Yis Porzellan kam seine Sehnsucht nach der Heimat zum Vorschein: es war von reinstem Weiß, mit Bambus- und Kiefernmustern verziert, und verkörperte mit seiner zurückhaltenden Schönheit und seiner Reinheit die Ästhetik Joseons in Perfektion. Auch Nabeshima, der Yi Sam-pyeong nach Japan verschleppt hatte, war von der Eleganz und Schönheit des Porzellans aus Yis Produktion beeindruckt und wurde ein leidenschaftlicher Unterstützer der ersten Porzellanmanufaktur Japans. In Arita entstanden darauf hin immer mehr Porzellanmanufakturen, und Yi Sam-pyeong erlangte in Japan als Vater des Porzellans Berühmtheit. Doch das war erst der Anfang.


Porzellan aus Arita geht um die Weltr

Das Porzellan aus Arita revolutionierte die Ästhetik der Japaner. Auf Grundlage der von Yi Sam-pyeong eingeführten Kunst entwickelten sich zwei Stilrichtungen, die das japanische Porzellan berühmt machen sollten. Zum einen wurde strahlendweißes Porzellan mit Hilfe von Kobaltpigmenten mit blauen Mustern bemalt, zum anderen wurde Porzellan mit prächtigen Malereien in den fünf Farben der Ming-Dynastie verziert. Im Jahr 1660, 50 Jahre, nachdem zum ersten Mal Porzellan in Japan hergestellt wurde, exportierte man die ersten Exemplare nach Europa, von wo aus das japanische Porzellan die Welt eroberte.

Mit seinen filigranen Mustern, den strahlenden Farben und den schlanken, aber stabilen Formen überwältigte das japanische Porzellan aus Arita die Europäer, und es breitete sich schnell über den ganzen Kontinent aus. Innerhalb von 70 Jahren nach dem ersten Export wurden rund 7 Millionen Porzellanwaren aus Arita nach Europa verkauft. Berühmt wurde vor allem auch ein Werk mit dem Titel „Das fließende Wasser des Berges Fuji“, das bei der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 ausgestellt wurde und ein Meilenstein in der Geschichte des Porzellans darstellt.

1917, zum 300-jährigen Jubiläum der Eröffnung der ersten Porzellanmanufaktur in Arita, wurde vor Ort in Arita ein Gedenkstein für Yi Sam-pyeong errichtet. Seitdem findet auch jedes Jahr im Mai ein internationales Töpfereifestival in dem Ort statt. Yi Sam-pyeong, der das Porzellan nach Japan brachte, ist so bis heute nicht vergessen.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >