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Geschichte

Die U-Bahn-Linie 1: ein neues Kapitel im öffentlichen Nahverkehr

2015-05-05

Die U-Bahn-Linie 1: ein neues Kapitel im öffentlichen Nahverkehr
Am 15. August 1974 startete morgens um 11 Uhr die U-Bahn-Linie Nummer eins in Jongno zu ihrer Jungfernfahrt. Die Eröffnung der Jongno-Linie machte Korea zum einundzwanzigsten Land weltweit, das eine U-Bahn unterhielt. Die Einweihung der Jongno-Linie stellte zugleich die Einrichtung eines Metrosystems für den gesamten Großraum Seoul dar. Dadurch wurde die Reisezeit zwischen Seoul und Bereichen innerhalb eines 45-Kilometer-Radius auf bis zu anderthalb Stunden verkürzt. Es war der Anfang eines ganzen U-Bahn-Netzes, das später auch in anderen Städten Koreas eingerichtet werden sollte.

Vor der Einrichtung eines U-Bahn-Systems kam es in den 1960er Jahren in Seoul immer wieder zu schweren Verkehrsstaus. Sie waren eine Folge der schnellen Industrialisierung und des anschließenden Zustroms einer Unmenge von Menschen in die Hauptstadt. Im Jahr 1968 verschwanden die Straßenbahnen aus Seoul und ein neues öffentliches Transportsystem wurde erforderlich, um sie zu ersetzen. Die Seouler Stadtverwaltung initiierte daher das U-Bahn-Projekt, um das immer schlimmer werdende Verkehrschaos in den Griff zu bekommen. Herr Sohn Gil-shin, Ehrenvorsitzender des koreanischen Verbands für Eisenbahn-Kultur (KRCA), erinnert sich an diese Zeit.

Die Verkehrsbedingungen zu der Zeit waren sehr schlecht. Alle Straßen führten ins Zentrum von Seoul. Dort gab es Straßenbahnen, doch die Schienen wurden 1968 abgebaut, weil die Straßen zu schmal waren, um gleichzeitig von Straßenbahnen und Autos befahren zu werden. Immer wieder wurde der Verkehr wegen der Straßenbahnen aufgehalten. Daher beschloss die Stadtverwaltung, die Straßenbahn abzuschaffen und nur noch Busse und Autos auf den Straßen zuzulassen. Doch die Menschen, die auf die Straßenbahn angewiesen waren, wussten nicht mehr, wie sie zur Arbeit kommen sollten, sodass die Stadt schließlich zu dem Schluss kam, dass Seoul ein U-Bahn-System brauchte. Aber das Wirtschaftsplanungsbüro war gegen die Idee, weil das Projekt für die finanzschwache koreanische Wirtschaft zu teuer sei.

So köchelte das U-Bahn-Projekt auf der Sparflamme vor sich hin, bis die Regierung im Jahr 1970 einen Plan für ein effektives Metrosystem für den ganzen Großraum vorlegte. Der historische Spatenstich erfolgte ein Jahr später, am 12. April 1971, vor etwa 30.000 Zuschauern vor dem Rathaus Seoul.

Der Bau der U-Bahn-Linie 1 wurde weitgehend mit hauseigener Technologie durchgeführt. Jedoch war das Projekt mit Schwierigkeiten verbunden, da die einheimischen Ingenieure zu der Zeit noch keine Erfahrung bei der Konstruktion und beim Bau einer U-Bahn besaßen. Hier ist erneut Herr Sohn Gil-shin, der Ehrenvorsitzende der KRCA.

Die Technologie Koreas war damals nicht sehr gut. Die Bautechnik, das sogenannte Cut and Cover, bestand darin, tiefe Gräben in den Boden zu ziehen, Schienen zu verlegen und die Tunnel mit Dachkonstruktionen abzudecken. Da der Boden von oben her ausgehoben werden musste, konnte nur dort gebaut werden, wo keine Gebäude standen. Sie mussten zuerst abgerissen werden.

Die Cut-and-Cover-Methode führte zu einer Reihe von Problemen. Weder wo Über- und Unterführungen oder Flüsse und Bäche verliefen noch wo sich kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten befanden konnte gebaut werden, und ständig musste der sich an den Baustellen aufstauende Stadtverkehr umgeleitet werden. Trotz dieser Komplikationen wurde das Projekt unter dem Motto „Lasst uns 1974 mit der U-Bahn fahren!" unbeirrt fortgesetzt. Am Ende konnte das Projekt in jenem Jahr plangemäß fertig gestellt werden, und die Stadt Seoul hatte 1974 endlich eine eigene U-Bahn.

Die neu eröffnete U-Bahn war ein Novum für die Koreaner. Die Leute dachten, dass es unterirdische Züge nur in Science-Fiction-Romanen geben würde, und staunten nicht schlecht über die hell erleuchteten U-Bahnhöfe und die blitzartig durch die Tunnel flitzenden Züge. Manch ein Neugieriger vom Land besuchte Seoul nur, um mit der U-Bahn zu fahren.

Ich war sehr erstaunt, als ich die Züge durch die Erde rasen sah. Ich kam aus einem kleinen Dorf und konnte es einfach nicht glauben.

Laut einer Übersicht über städtische Ereignisse aus dem Jahr 1974 fuhren am Tag nach ihrer Eröffnung rund 295.000 Menschen mit der U-Bahn. Die neue U-Bahn-Linie, die in den Medien und in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit auf sich zog, veränderte den Alltag der Einwohner Seouls grundlegend. Der Verkehrsexperte Hahn Woo-jin erzählt uns mehr darüber.

Die U-Bahn wurde 1974 in Betrieb genommen. Das Besondere an der U-Bahn-Linie 1 war, dass die Bahn in Jongno in Seoul mit der Stadtbahn nach Incheon und Suwon verbunden war. Damals waren Busse die einzigen öffentlichen Verkehrsmittel in Seoul gewesen, aber die Einrichtung des Metrosystems vergrößerte dieses einseitige Angebot und verringerte das Verkehrsaufkommen auf der Straße. Incheon und Suwon galten damals als abgelegene Orte, aber die Bahn brachte diese Städte den Menschen viel näher und erweiterte damit die Grenzen des Großraums Seoul. So wurde es den Leuten ermöglicht, per Metro über weite Strecken hin und her zu pendeln.

Als die U-Bahn neu eröffnete, betrug der Grundfahrpreis vom Seouler Hauptbahnhof nach Cheongnyangni 30 Won, also etwa 3 Cent. Pro Tag wurde sie von durchschnittlich 230.000 Menschen genutzt, die mit ihrer Hilfe die höllischen Staus in Seoul umgehen konnten. Die U-Bahn hatte neun unterirdische Stationen, und die Bereiche rund um die U-Bahn-Stationen entwickelten sich zu florierenden Zonen für Geschäftsleute. Der Verkehrsexperte Hahn Woo-jin erklärt dazu:

Früher benutzten die Leute Busse oder Autos, um lange Strecken zurückzulegen, doch jetzt fahren sie mit der Metro. Geschäftsleute bemerkten diese Veränderung im Lebensstil der Stadtbevölkerung natürlich. So wurde es ganz alltäglich, Läden am und in den U-Bahn-Stationen sowie Kauf- und Geschäftshäuser, die direkt mit den Stationen verbunden waren, zu besuchen. Auf diese Weise wurde der Fußgängerverkehr zur Laufkundschaft. Die U-Bahn brachte große Veränderungen ins Leben der Menschen. Die Zahl derjenigen, die direkt oder indirekt von der U-Bahn leben, einschließlich der Geschäfte in der Nähe der Stationen, hat sich ebenfalls erhöht. Die U-Bahn ist nicht nur ein Transportmittel, sondern ein wichtiger Faktor für das Bruttosozialprodukt der Stadt.

Die weltweit erste Untergrundbahn war die London Underground, die im Jahr 1863 eröffnet wurde. Genau 111 Jahre danach kam die U-Bahn in Seoul. Die Linie 1 wurde seit seiner Eröffnung kontinuierlich erweitert und mit lokalen Eisenbahnlinien verlinkt, und der Bau der ringförmig angelegten Linie 2 ab 1977 verknüpfte sie zu einem richtigen U-Bahn-Netzwerk.

Die zweite U-Bahn-Linie Seouls eröffnete im Jahr 1980. Fünf Jahre später, 1985, folgten Linie 3 und 4, die sich mitten in der Stadt kreuzen. In den 90er Jahren wurden vier weitere Linien gebaut, und die neunte und bisher letzte U-Bahn-Linie wurde im Jahr 2009 fertiggestellt. Die Seouler U-Bahn-Linien sind ihrer Bauzeit entsprechend in zwei Gruppen eingeteilt. Die Linien 1 bis 4 zählen zur ersten Phase und die Linien 5 bis 8 zur zweiten Phase. Der Verkehrsexperte Hahn Woo-jin erklärt den technischen Fortschritt der U-Bahn-Linien:

Eines der Merkmale des Seouler U-Bahn-Systems ist, dass jede Linie technologisch weiter fortgeschritten ist als seine Vorgänger. Die ersten vier U-Bahn-Linien wurden zwischen 1974 und 1985 eröffnet. Die Linien wurden nacheinander gebaut, und es wurden jeweils die neuesten Technologien zu der Zeit verwendet.

Mit neun U-Bahn-Linien kreuz und quer durch die Hauptstadt und darüber hinaus hat das Seouler Metrosystem die psychische Distanz zwischen Seoul und anderen großen Städten in der Nähe deutlich verkürzt. Inzwischen ist die Seouler U-Bahn mit den Bahnlinien nach Bundang und Suin sowie zum Flughafen Incheon und bis in die Provinz Süd-Chungcheong verbunden. Dank dieser umfassenden Vernetzung ist die Metro das beliebteste Transportmittel in Korea. Hier ist erneut Herr Sohn Gil-shin, der Ehrenvorsitzende der KRCA.

Als die U-Bahn-Linie 1 neu eröffnet wurde, wurde sie von etwa 230.000 Leuten pro Tag genutzt, und wenn man die restlichen Schienen-Strecken hinzunimmt, kommt man sogar auf 500.000. Inzwischen sind es mehr als sieben Millionen Personen täglich. Das ist ein etwa dreißigfacher Anstieg in den letzten vier Jahrzehnten. Nun gibt es auch mehr als 300 Stationen, mehr als dreißig Mal so viele Stationen wie an der U-Bahn-Linie 1. Auch die Gesamtstrecke des U-Bahn-Netzes wurde um mehr als das dreißigfache verlängert. Erstaunlicherweise sind alle diese Werte in den letzten 41 Jahren mindestens um den Faktor 30 erhöht worden.

Die erste Schicht der Seouler U-Bahn beginnt um 5:30 Uhr morgens, und sie fährt bis 1 Uhr nachts. Zusammengenommen fahren die Züge durchschnittlich 58.000 Kilometer, also fast eineinhalb Mal um die ganze Erde – pro Tag! Schnell, bequem, pünktlich und sicher, so ist die U-Bahn ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens geworden.

Frau 1: Ich fahre mit der Linie 1, weil mein Haus in der Nähe der Banghak-Station ist. Ich fahre nun schon seit 40 Jahren mit der U-Bahn. Ich muss nie im Stau stehen, und ich bin immer pünktlich.

Frau 2: Ich gehe in Cheonan aufs College. Die U-Bahn ist schneller, bequemer und zuverlässiger als die Busse.

Mann 1: Zeit ist Geld. Die U-Bahn ist eine absolute Notwendigkeit bei meiner Arbeit, eine absolute Notwendigkeit. Ich kann mir nicht vorstellen, nicht mit der U-Bahn zu fahren.


Das saubere und zuverlässige U-Bahn-System Koreas ist seit einiger Zeit ein unverzichtbares Erlebnis für ausländische Touristen. Darüber hinaus gibt es zum Beispiel einen Song namens „Seoul Subway“, geschrieben von Michael Aronson aus den USA. Michael schrieb das Lied nach seinen Erfahrungen mit der Seouler U-Bahn und veröffentlichte das Musikvideo 2011 auf YouTube. Inzwischen werden viele Videos von Ausländern, die mit der Seouler U-Bahn gefahren sind, auf Internetseiten veröffentlicht. Im Jahr 2013 kürte CNN das Seouler Metrosystem zu einer der neun besten U-Bahnen der Welt. Der Verkehrsexperte Hahn Woo-jin schreibt diese Auszeichnung der erstklassigen Technologie des Metrosystems zu.

Das Seouler U-Bahn-System ist mit einer Reihe fortschrittlicher Technologie ausgestattet, wie etwa dem T-Money-Bezahlsystem und automatischen Sicherheitstüren an jeder Station. Viele andere Städte haben gar keine Sicherheitsvorkehrungen. Außerdem kann man in den Zügen zuverlässig telefonieren und sogar auf das Internet zugreifen. Solche innovativen und praktischen Funktionen haben die Seouler U-Bahn zu einer der beliebtesten Touristenattraktion für ausländische Besucher gemacht.

Da die U-Bahn-Linien die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Seoul kreuzen, stellt die U-Bahn die beste Art und Weise dar, die Stadt zu entdecken und interessante Orte zu besuchen. Es ist erst vier Jahrzehnte her, dass die erste U-Bahn-Linie in Koreas Hauptstadt eröffnet wurde. Inzwischen verbindet die Metro Seoul und die umliegenden Regionen wie ein Spinnennetz und ist zu einem der meistgeschätzten Transportmittel der Welt geworden.

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