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Geschichte

Das Wunder am Han-Fluss

2015-02-24

Das Wunder am Han-Fluss
Am 13. Januar 1962 machte die koreanische Regierung eine wichtige Ankündigung. Park Chung-hee, damals Vorsitzender des Obersten Rates für den nationalen Wiederaufbau, stellte in seiner Neujahrsansprache einen Entwurf für die weitere wirtschaftliche Entwicklung vor, die Korea auf den Stand der wirtschaftlichen Eigenständigkeit führen sollte. Korea begann das Jahr 1962 mit dem landesweiten Vorhaben, die Kette der Armut zu durchbrechen und Wohlstand für alle zu erreichen. Das war der Anfang von dem, was zum Wunder am Han-Fluss wurde.

Die koreanische Wirtschaft war in den 1960er Jahren immer noch sehr rückständig. Das Pro-Kopf-Einkommen betrug nur 87 Dollar, es gehörte zu den niedrigsten in der Welt, und die Arbeitslosenquote erreichte 35 Prozent. Elend war die Norm für die Koreaner, sie brauchten dringend einen Ausweg aus der Armut. Die Regierung stellte daraufhin einen staatlich kontrollierten Wirtschaftsentwicklungsplan auf. Der Wirtschaftsprofessor Roh Young-ki (노영기) von der Chung-Ang-Universität erzählt uns mehr über die wirtschaftlichen Bedingungen der damaligen Zeit.

Die erste Phase des fünfjährigen Wirtschaftsplans ging von 1962 bis 1966. Sie zielte auf den ehrgeizigen Aufbau einer eigenständigen Wirtschaft und die Modernisierung des Vaterlandes ab. Der Plan sah vor, ausländisches Geld aggressiv anzuwerben, um primäre Sektoren wie Landwirtschaft und Fischerei zu modernisieren, den Energiesektor zu beleben und soziale Infrastruktur wie Straßen und Brücken zu bauen.

Die Regierung verfolgte die wirtschaftlichen Ziele, die sie in ihrem Fünfjahresplan festgelegt hatte, geradezu enthusiastisch. Das erste durchgeführte Projekt war der Bau eines umfangreichen Industrieparks für die Chemieindustrie nach Vorbildern wie das englische Manchester oder Pittsburg in den USA. Der Spatenstich für das Ulsan-Industriezentrum erfolgte am 3. Februar 1962.

Im darauf folgenden Jahr wurden wichtige Industrieanlagen wie die Ölraffinerie für die Korea Oil Corporation, Autofabriken und Werften errichtet, und das Wirtschaftswachstum in Korea schien endlich in Schwung zu kommen.

Doch das größte Hindernis bei der Umsetzung des wirtschaftlichen Entwicklungsplans war der Geldmangel. Die USA hatten ihre Hilfen seit Anfang der 1960er Jahre zurückgeschraubt und für Korea mit seinem niedrigen Rating war es schwer, an ausländische Kredite heranzukommen. Schließlich kam dem nach Investitionen hungernden Korea die Bundesrepublik Deutschland zur Rettung. Das gemeinsame Schicksal einer geteilten Nation brachte die Bundesrepublik dazu, Südkorea 150 Millionen D-Mark zu gewähren. Diese westdeutsche Unterstützung bildete den Grundstein für das Wirtschaftswachstum Koreas.

In der Nacht zum 9. Juni 1962 verkündete die Regierung die Einsetzung einer Notfallmaßnahme. Zur Legitimierung undurchsichtiger Geldströme und zu dessen Verwendung für Koreas Industrien beschloss die Regierung, eine umfangreiche Währungsreform durchzuführen. Die landeseigene Währung wurde von „Hwan" auf „Won“ umgestellt, wobei ein Won zehn Hwan entsprachen. Entgegen den Erwartungen der Führung verursachte die Währungsreform jedoch eine steigende Inflation und soziale Unruhen, und die Regierung sah sich gezwungen, die Notfallmaßnahme nur einen Monat später wieder zurückzunehmen.

Um die Bevölkerung zum Sparen anzuregen, produzierte die staatliche Filmproduktionsgesellschaft ein Video. In dem kurzen Werbefilm trat mit Kim Hee-gab (김희갑) der beliebteste Schauspieler der damaligen Zeit auf; das zeigt das verzweifelte Verlangen der damaligen Regierung nach Spareinlagen.

Diese Regierungspolitik veränderte das Leben der Koreaner. Von den Kindern bis zu den Senioren eröffnete jeder Bürger ein Bankkonto, und jedes Haus hatte ein Sparschwein fürs Kleingeld. Diese soziale Stimmung führte zur Einrichtung eines landesweiten Spartages im Jahr 1964. Die Koreaner handelten nach dem Sprichwort „Ein gesparter Pfennig ist ein verdienter Pfennig", indem Sie jede Münze zweimal umdrehten und mit Vergnügen zusahen, wie ein paar Münzen im Laufe der Zeit zu einer stattlichen Summe anwuchsen. Die Regierung förderte die Beteiligung der Öffentlichkeit nach Kräften, indem sie einen ungewöhnlich hohen Zinssatz von deutlich über 20 Prozent anbot. Koreas Sparquote stieg sprunghaft an und das Geld auf den Banken wurde für Unternehmenskredite und Investitionen verwendet, die das Wirtschaftswachstum des Landes ankurbelten.

Der Wirtschaftsentwicklungsplan brachte auch Dynamik in ländliche Gemeinden. Jeden Morgen wurde über Lautsprecher das „Lied des Wiederaufbaus" abgespielt, um die Dorfbewohner und Bauern aufzuwecken. Der Plan der Regierung zielte darauf ab, die kriselnde Agrarindustrie und ländliche Gemeinden zu beleben. Dr. Chun Qsyng (천규승) vom Koreanischen Entwicklungsinstitut (KDI) erzählt uns mehr darüber.
Die Regierung verfolgte die wirtschaftlichen Ziele, die sie in ihrem Fünfjahresplan festgelegt hatte, geradezu enthusiastisch. Das erste durchgeführte Projekt war der Bau eines umfangreichen Industrieparks für die Chemieindustrie nach Vorbildern wie das englische Manchester oder Pittsburg in den USA. Der Spatenstich für das Ulsan-Industriezentrum erfolgte am 3. Februar 1962.

Im darauf folgenden Jahr wurden wichtige Industrieanlagen wie die Ölraffinerie für die Korea Oil Corporation, Autofabriken und Werften errichtet, und das Wirtschaftswachstum in Korea schien endlich in Schwung zu kommen.

Doch das größte Hindernis bei der Umsetzung des wirtschaftlichen Entwicklungsplans war der Geldmangel. Die USA hatten ihre Hilfen seit Anfang der 1960er Jahre zurückgeschraubt und für Korea mit seinem niedrigen Rating war es schwer, an ausländische Kredite heranzukommen. Schließlich kam dem nach Investitionen hungernden Korea die Bundesrepublik Deutschland zur Rettung. Das gemeinsame Schicksal einer geteilten Nation brachte die Bundesrepublik dazu, Südkorea 150 Millionen D-Mark zu gewähren. Diese westdeutsche Unterstützung bildete den Grundstein für das Wirtschaftswachstum Koreas.

In der Nacht zum 9. Juni 1962 verkündete die Regierung die Einsetzung einer Notfallmaßnahme. Zur Legitimierung undurchsichtiger Geldströme und zu dessen Verwendung für Koreas Industrien beschloss die Regierung, eine umfangreiche Währungsreform durchzuführen. Die landeseigene Währung wurde von „Hwan" auf „Won“ umgestellt, wobei ein Won zehn Hwan entsprachen. Entgegen den Erwartungen der Führung verursachte die Währungsreform jedoch eine steigende Inflation und soziale Unruhen, und die Regierung sah sich gezwungen, die Notfallmaßnahme nur einen Monat später wieder zurückzunehmen.

Um die Bevölkerung zum Sparen anzuregen, produzierte die staatliche Filmproduktionsgesellschaft ein Video. In dem kurzen Werbefilm trat mit Kim Hee-gab (김희갑) der beliebteste Schauspieler der damaligen Zeit auf; das zeigt das verzweifelte Verlangen der damaligen Regierung nach Spareinlagen.

Diese Regierungspolitik veränderte das Leben der Koreaner. Von den Kindern bis zu den Senioren eröffnete jeder Bürger ein Bankkonto, und jedes Haus hatte ein Sparschwein fürs Kleingeld. Diese soziale Stimmung führte zur Einrichtung eines landesweiten Spartages im Jahr 1964. Die Koreaner handelten nach dem Sprichwort „Ein gesparter Pfennig ist ein verdienter Pfennig", indem Sie jede Münze zweimal umdrehten und mit Vergnügen zusahen, wie ein paar Münzen im Laufe der Zeit zu einer stattlichen Summe anwuchsen. Die Regierung förderte die Beteiligung der Öffentlichkeit nach Kräften, indem sie einen ungewöhnlich hohen Zinssatz von deutlich über 20 Prozent anbot. Koreas Sparquote stieg sprunghaft an und das Geld auf den Banken wurde für Unternehmenskredite und Investitionen verwendet, die das Wirtschaftswachstum des Landes ankurbelten.

Der Wirtschaftsentwicklungsplan brachte auch Dynamik in ländliche Gemeinden. Jeden Morgen wurde über Lautsprecher das „Lied des Wiederaufbaus" abgespielt, um die Dorfbewohner und Bauern aufzuwecken. Der Plan der Regierung zielte darauf ab, die kriselnde Agrarindustrie und ländliche Gemeinden zu beleben. Dr. Chun Qsyng (천규승) vom Koreanischen Entwicklungsinstitut (KDI) erzählt uns mehr darüber.

Das Kernziel des ersten wirtschaftlichen Fünfjahresplans war die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität. Die Leute denken oft, dass der Export das Wirtschaftswachstum Koreas antrieb, aber Export war im Jahr 1962 noch undenkbar, als der erste Fünfjahresplan initiiert wurde, weil es noch keine industrielle Basis für den Export gab. So bestand das erste Ziel darin, die Produktivität der heimischen Landwirtschaft und das Einkommen der Landwirte zu erhöhen. Als nächstes kamen Landgewinnungsprojekte, um die bewirtschafteten Anbauflächen zu vergrößern.


Damals waren mehr als 60% der koreanischen Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Dennoch musste der Großteil der Nahrungsmittel importiert werden und vier von zehn Bauern waren verarmte, kleine Pächter. Seit der Einführung des Wirtschaftsentwicklungsplans wehte ein neuer Wind in den ländlichen Gebieten. Hier sind persönliche Aussagen von älteren Landwirten, die ihr ganzes Leben bei der Landwirtschaft auf der Ganghwa-Insel (강화) verbracht haben.

Mann 1: Die erste Aufgabe nach dem Wirtschaftsplan bestand darin, die Straßen zu verbreitern. Wenn die Straßen schlecht waren, besserten wir sie mit dem Zement aus, das vom Staat zu Verfügung gestellt wurde. Das Wirtschaftswachstum brauchte Straßen. Auch kleine Dörfer machten ihre Arbeit gut.
Mann 2: Die ländlichen Gebiete zu der Zeit waren erbärmlich. Das größte Problem war die ineffiziente Landwirtschaft und ihre schlechten Ernten.
Mann 3: Die Dächer machten uns damals große Sorgen. Daher wurden die strohgedeckten Dächer durch Ziegeldächer ersetzt und die Halme wurden in den Reisfeldern ausgelegt. Nach der Kompostierung war der Reisertrag schließlich mehr als doppelt so hoch.


Die ländlichen Entwicklungsprogramme der Regierung veränderten die bäuerlichen Gemeinschaften. In dieser Zeit verlagerte sich die Zusammensetzung der koreanischen Wirtschaft von der Leichtindustrie auf die Schwerindustrie.

Das verarbeitende Gewerbe, gemeinhin als das Herz der Wirtschaft bezeichnet, blühte auf und viele importierte Haushaltsgegenstände wurden von lokal produzierten ersetzt. Damit legte die erste Runde des Wirtschaftsentwicklungsplans nach und nach die Grundsteine für Koreas künftiges Wirtschaftswachstum. Hier ist noch einmal Dr. Chun Qsyng (천규승) vom KDI über den Regierungsplan.

Das Bruttoinlandsprodukt in Korea stieg von 82 Dollar im Jahr 1961 auf 130 Dollar 1964. Auch der Export stieg von 24 Millionen Dollar 1960 auf 100 Millionen Dollar vier Jahre später. Der wirtschaftliche Entwicklungsplan hatte seine Berechtigung in der Tatsache, dass er dabei geholfen hat, die Grundlage für das rasante Wirtschaftswachstum Koreas zu legen. Das Land, das auch die einfachsten Haushaltsgegenstände importieren musste, wurde zu einem Ausfuhrland, das die Preise und die Qualität seiner Waren selbst bestimmen konnte. Das bemerkenswerteste Ergebnis der Regierungsplans war, dass die Koreanern lernten, dass sie Fabriken brauchten, um Waren für den täglichen Bedarf zu produzieren, und sie machten sich Gedanken darüber, woher sie Rohstoffe beziehen konnten und wie man Fabriken baut.

Unterdessen wurden überall Straßen gebaut, eine wesentliche Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung. Am 7. Dezember 1965 wurde eine Eisenbahnverbindung zwischen der Stadt Jinju im Südwesten Koreas und der Küstenstadt Samcheonpo (삼천포) eingeweiht, und nur vier Tage später wurde die Schnellstraße Gyeongchun (경춘) eröffnet, die Seoul und Chuncheon (춘천) in der Provinz Gangwon miteinander verbindet.

Die ursprüngliche Gyeongchun-Straße war in den 1920er Jahren angelegt worden, wurde aber nie zu einer befestigten Straße ausgebaut. Doch jetzt durchschnitt die asphaltierte Verkehrsader das Land von Westen nach Osten und verkürzte die Fahrzeit zwischen Seoul und Chuncheon von vier auf nur zweieinhalb Stunden. Fast ein Jahr später, am 14. November 1966, ging die Eisenbahnlinie Gyeongbuk (경북) zwischen Yecheon (예천) und Yeongju (영주) in der Provinz Nord-Gyeongsang in Betrieb.

Die Ergebnisse des Wirtschaftsentwicklungsplans übertrafen alle Erwartungen. Während der ersten fünfjährigen Phase erzielte Korea ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 7,9 Prozent, und die Exporte wuchsen von 54 Millionen Dollar im Jahr 1962 auf 835 Millionen Dollar 1970, also um mehr als das Zehnfache. Professor Roh Young-ki von der Chung-Ang-Universität gibt einen Überblick über die Leistungen des ersten Entwicklungsplans.

Der Umfang der koreanischen Wirtschaft nahm zu. Der Export stieg von praktisch null auf 100 Millionen Dollar. Heute befindet sich Koreas Export bei einer Billion Dollar, ein erstaunlicher 10.000-facher Anstieg gegenüber damals. Die Grundlage für den Billion-Dollar-Export wurde in der ersten Phase der wirtschaftlichen Entwicklung gelegt. Noch wichtiger war, dass der Plan dazu führte, die Welt auf Korea aufmerksam zu machen. Beschäftigung und Einkommen stiegen drastisch an und Korea lernte den Wert des Unternehmertums kennen. Ich glaube, dass der Grundstein für die weltweit zehntgrößte Volkswirtschaft im ersten Fünfjahresplan zur wirtschaftlichen Entwicklung gelegt wurde.

Die erste Runde des fünfjährigen Wirtschaftsentwicklungsplans Koreas ist ins Leben gerufen worden, als das Land sich in hoffnungsloser Verzweiflung befand und scheinbar nicht in der Lage war, sich von den Verwüstungen des Koreakrieges zu erholen. Dieser Herausforderung stellten sich die Koreaner mit den bloßen Händen und ihrem robusten Geist. Das nationale Vorhaben wurde ohne ausreichendes Geld und Technologien begonnen, entpuppte sich jedoch als durchschlagender Erfolg. Heute befindet sich Korea unter den am weitesten entwickelten Volkswirtschaften der Welt. Deshalb wird das unglaubliche Wirtschaftswachstum Koreas zurecht das „Wunder am Han-Fluss“ genannt.

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