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Geschichte

Die Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung

2015-02-03

Die Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung
Am 15. September 1955 wurde die Güterzuglinie Mungyeong (문경) eröffnet. Sie wurde für den Güterverkehr in der Bergbauregion der Provinz Nord-Gyeongsang eingesetzt, um Kohle, Zink und andere Bodenschätze aus dem Mungyeong-Gebiet zu transportieren. Vier Monate später eröffneten zwei weitere Bahnlinien, die Yongam(영암)- und die Yeongwol(영월)-Linie. Diese beiden Linien transportierten Kohle aus der Bergregion der Provinz Gangwon durch das tückische Gelände des 1500 Meter hohen Taebaek-Gebirges. Eine ganze Reihe neu errichteter Güterzuglinien bedeutete neue Verkehrsadern, die Koreas Volkswirtschaft auf ein neues Niveau brachten.

Der dreijährige Koreakrieg hatte das ganze Land verwüstet. Die Städte waren Ruinen und sechzig Prozent der sozialen Infrastruktur und Produktionsanlagen waren zerstört. Das Pro-Kopf-Einkommen Koreas lag 1953, gleich nach dem Koreakrieg, nur bei 67 US-Dollar. Dieser dürftige Wert spricht für die miserable Situation des Landes damals. Einige Zeitzeugen, die mittlerweile schon über 80 Jahre alt sind, erinnern sich an die harte Zeit damals.

Mann 1: Wir hatten nach dem Krieg drei Jahre Dürre. Wir mussten Kräuter essen, die auf Feldern wuchsen. Die schmeckten so schlecht, die Leute sagten, dass einem davon die Haare ausfallen würden. Wir aßen alles, war wir herunterkriegen konnten.
Mann 2: Es gab keinen Reis zum Essen. Also aßen wir die Hülsen von Eicheln, die bei der Herstellung von Eichelgelee (Dotorimuk, 도토리묵) übrig blieben. Sie waren so bitter, dass nicht mal Tiere sie aßen. Doch wir haben sie gegessen.
Frau 1: Wir wuchsen mit Beifuß-Wurzeln, Kudzu-Wurzeln und Kiefernrinde auf.


Es gab so wenig zu essen, dass sich die Leute um ihr tägliches Überleben sorgten. Die einzige Unterstützung für die koreanische Wirtschaft waren die Hilfslieferungen von der internationalen Gemeinschaft. Hilfen für das kriegserschütterte Korea kamen von der Koreanischen Aufbauagentur der Vereinten Nationen (UNKRA) und von Ländern auf der ganzen Welt. Der größte Spender waren die Vereinigten Staaten. Die Hilfen aus den USA machten ein Drittel des gesamten Regierungsbudgets von 1954 aus. Dr. Chun Qsyng (천규승) vom Koreanischen Entwicklungsinstitut (KDI) erzählt uns mehr über die Hilfsmaßnahmen der USA.

Die Hilfspakete aus den USA waren unterteilt in geplante Beihilfen und zusätzliche Nahrungsmittelspenden. Die geplanten Maßnahmen bestanden aus Aufbauhilfen für Industrieanlagen und die zusätzlichen Lieferungen enthielten Hilfsgüter wie Mehl, Maismehl und Milchpulver. Diese Hilfen dauerten bis 1957 an.

Die ausländischen Warenspenden hatten Einfluss auf die koreanische Wirtschaft. Die meisten landwirtschaftlichen Produkte wurden im Rohzustand geliefert, sodass sich in Korea eine Industrie formte und entwickelte, die das Mehl oder die Baumwolle in Endprodukte wie Brot, Zucker und Kleidung weiter verarbeitete. So entstanden Fabriken, die mit Krediten finanziert wurden, und damit war die Grundlage für die wirtschaftliche Unabhängigkeit geschaffen. Die Taechang-Textilfabrik, die im Oktober 1954 gegründet wurde, war eine dieser Fabriken, die mit ausländischer Hilfe gebaut wurden.

Nylon kam erst 1953 nach Korea. Zu der Zeit war dieses langlebige und pflegeleichte Kunststoffgewebe bei Koreanern die angesagteste Ware. Nun bekam Korea seine eigene Produktionsanlage für Nylon, genannt die Wunderfabrik, mit der dieser Stoff in ganz Korea verbreitet wurde und die das Wachstum der koreanischen Textilindustrie und der restlichen Wirtschaft vorantrieb.

Mitte der 1950er Jahre wurden Stimmen in der koreanischen Gesellschaft lauter, die nach mehr Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von ausländischen Hilfsleistungen riefen. Um diese Zeit begann die Regierung, die Bevölkerung dazu aufzufordern, Waren aus eigener Produktion zu kaufen, um die Konsumgüterindustrie zu fördern. Hier ist noch einmal Dr. Chun Qsyng (천규승) vom koreanischen Entwicklungsinstitut:

Korea konzentrierte sich auf die Produktion von Gummischuhen, Textilwaren und Kunstdünger. Es hatte in Südkorea auch Bergbau gegeben, die Bergwerke wurden also wieder aufgebaut. Die Regierung bemühte sich auch darum, eine grundlegende Industrie für Konsumgüter aufzubauen, um die importierten Waren zu ersetzen. Derartige industrielle Maßnahmen waren wichtig, um die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung Koreas zu legen.

Die Regierung gründete im Februar 1955 im Kabinett eine Wirtschaftsplanungskommission. Um die ausländischen Hilfsmaßnahmen zu ersetzen, wurden Pläne zum Aufbau einer unabhängigen Wirtschaft gemacht. Im Oktober fand zum zehnjährigen Bestehen der Unabhängigkeit eine Industriemesse im Changgyeong-Palast statt, die das Verlangen nach einer eigenständigen Wirtschaft ausdrückte.

Bei der Industriemesse wurden rund 40.000 Artikel ausgestellt, darunter Plastikprodukte und Kosmetik, die mit „Made in Korea“ bedruckt waren. Ursprünglich für zwei Monate geplant mussten die Organisatoren die Ausstellung um einen Monat verlängern, um alle Besucher aus dem ganzen Land zu erreichen. Am auffälligsten waren eine Mini-Bahn namens Samcheolli (삼천리) sowie das erste in Korea hergestellte Auto namens Sibal (시발). Das Fahrzeug war eine Modifizierung eines amerikanischen Armeejeeps aus dem Koreakrieg. Es gewann den Präsidentenpreis der Messe und symbolisierte einen neuen Anfang. Das Fahrzeug wurde zum gefragtesten Produkt der damaligen Zeit. 1957 wurde eine Sibal-Limousine für neun Personen in Korea hergestellt. Obwohl das Sibal bloß ein Stahlkasten auf Rädern war, läutete das erste heimisch hergestellte Fahrzeug ein neues Kapitel in der koreanischen Automobilindustrie ein.

Trotz der immer noch eintreffenden ausländischen Hilfen in den 1950ern wuchs das Verlangen nach ökonomischer Unabhängigkeit im Land von Tag zu Tag. Dieses Streben kam etwa in der Rede von Präsident Rhee Syngman zum Unabhängigkeitstag 1957 zum Ausdruck:

Dank der jährlich wachsenden Zahl von Produkten, die in Korea hergestellt werden, werden wir sehr bald in den Genuss unserer wirtschaftlichen Unabhängigkeit kommen. Unsere heimische Industrie wächst überall, besonders große Anlagen wie Kraftwerke und Zementfabriken. Wir bauen auch die Bergwerke für Kohle, Gold und Eisen aus und arbeiten hart daran, durch Wasserbewirtschaftung und Landgewinnungsprojekte mehr Land für die Landwirtschaft zu bekommen.

Einen Monat später eröffnete im September ein Zementwerk in Mungyeong in der Provinz Nord-Gyeongsang. Beton war für die koreanischen Aufbaupläne fundamental wichtig, doch das Land musste dafür auf importierten Zement zurückgreifen, weil es keine einzige Zementfabrik gab. Mit der Eröffnung des Zementwerks in Mungyeong war Korea endlich in der Lage, die Nachfrage nach diesem essenziell wichtigen Baustoff zu bedienen. Der Minister für Handel und Industrie sagte dazu in seiner Gratulationsansprache:

Zur Feier der Eröffnung des Zementwerks Mungyeong möchte ich Ihnen einen Bericht über die Bauarbeiten geben. Die gesamten Baukosten betrugen 8,94 Millionen US-Dollar und mehr als 200 Millionen koreanische Hwan. Der Bau ist hauptsächlich durch die dänische Firma FLSmidth durchgeführt worden, doch siebzehn koreanische Baufirmen haben den einen oder anderen Teil zum Hochbauprojekt beigetragen. Das Werksgelände misst 137.000 Quadratmeter und das Werk ist in der Lage, 200.000 Tonnen Zement jährlich herzustellen.

Das Zementwerk wurde in einem 137.000 Quadratmeter großen Industriekomplex errichtet und stellte einen weiteren Meilenstein in Koreas wirtschaftlicher Entwicklung dar. Im März des Jahres 1959 ging eine Kunstdüngerfabrik in Chungju in den Testbetrieb.

Am dringendsten war damals die Versorgung mit Lebensmitteln, der Ausbau der Düngemittelindustrie war daher ein Schlüsselfaktor zur Erreichung einer eigenständigen Nahrungsmittelversorgung. Im Zuge der Kunstdüngerfabrik in Chungju wurden zur Beschleunigung der schweren Chemieindustrie in Korea eine weitere Kunstdüngerfabrik in Honam sowie eine Glasfabrik eröffnet. Dr. Qsyng (천규승) vom koreanischen Entwicklungsinstitut erzählt uns mehr darüber.

1953, direkt nach dem Koreakrieg, lagen 70-80% der Industrieanlagen in Ruinen. Nur vier Jahre später waren 95% davon wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau nach dem Krieg geschah in einem atemberaubenden Tempo. Die grundlegende Infrastruktur wurde eingerichtet und die Bauern arbeiteten hart, um die landwirtschaftlichen Exporte anzukurbeln. Zur gleichen Zeit erließ die Regierung Landreformen. All diese Dinge ereigneten sich 1957. Trotz der drei lange Jahre währenden schrecklichen Auseinandersetzungen brauchte das Land nur vier Jahre, um alles wieder in den Stand vor Kriegsbeginn zu bringen.

1959 wurde ein neues Kapitel in der koreanischen Exportgeschichte geschrieben, als Korea seine ersten Industrieprodukte anstelle von Grundgütern wie Reis exportierte. Das war eine stolze Errungenschaft, die durch den unbeugsamen Geist der Koreaner und ihre harte Arbeit erreicht wurde.

Die koreanische Wirtschaft musste sich nach dem Koreakrieg aus der Asche des Krieges erheben. Der größte Wunsch der Koreaner war die wirtschaftliche Unabhängigkeit, nicht länger auf ausländische Hilfe angewiesen zu sein. Der Traum, ein starkes, wohlhabendes Land aufzubauen, ging nicht einmal im Nachklang des alles verwüstenden Koreakriegs verloren. Selbst als sie auf ausländische Hilfe angewiesen waren, gaben die Koreaner ihre Ziele nicht auf und erreichten den Aufbau der Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung inmitten der Ruinen des Koreakriegs.

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