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Geschichte

Die Gründung der Republik Korea

2015-01-13

Die Gründung der Republik Korea
Auf den Tag genau drei Jahre, nachdem die Kolonialherrschaft Japans beendet worden war, am 15. August 1948, wurde die Regierung der Republik Korea inauguriert. An der Gründungsfeier der Regierung nahmen zehntausende von Zuschauern Teil, die das große, epochemachende Ereignis aufmerksam verfolgten.

An jenem Tag verkündete der erste Präsident Koreas, Rhee Syngman, offiziell die Gründung der Republik Korea, und er versprach, ein neues Land des Friedens und der Demokratie aufzubauen. Das war der Beginn der ersten Republik und stellte zugleich das Ende der dreijährigen Herrschaft des US-Militärs in Korea dar. Das Gebiet südlich des 38. Breitengrades wurde zum Territorium der Republik Korea.

Die Gründung der Republik Korea markierte den Beginn einer neuen Epoche. Obwohl das Land in zwei Teile aufgeteilt war, hatten die Leute große Hoffnung in diese neue Ära. Hier ist der ehemalige Unabhängigkeitskämpfer Jang Byeong-ha:

Wir hatten endlich eine rechtmäßige eigene Regierung. Wir waren überwältigt. Wir hatten auch die Erwartung, dass Dr. Syngman Rhee seiner Verantwortung als Präsident gut nachkommen würde. Gefühle überschlugen sich, die Leute versprachen, hart zu arbeiten, um ein starkes, erfolgreiches Land aufzubauen. Wir hatten große Hoffnungen, ein wohlhabendes Land zu errichten.

Die Leute erhofften sich damals ein geeintes und wohlhabendes Land. Doch die unterschiedlichen Ideologien, die sich seit der Unabhängigkeit auf der Halbinsel verbreitet hatten, führten den südlichen und den nördlichen Teil Koreas bereits 1948 in verschiedene Richtungen.

Am 28. Dezember 1945 gelangten Nachrichten über die Entscheidungen einer Dreier-Konferenz der Alliierten in Moskau auf die koreanische Halbinsel. Die Außenminister Amerikas, Russlands und Englands hatten sich darauf geeinigt, dass Korea für bis zu fünf Jahre unter der Treuhänderschaft von vier Schutzmächten stehen sollte, bis Korea seine Eigenständigkeit erlangt hat. Der Geschichtsprofessor Park Chan-seung von der Hanyang-Universität in Seoul erklärt diese Treuhänderschaft wie folgt.

Während des Zweiten Weltkriegs hatten die USA einen Schutzplan für die koreanische Halbinsel entwickelt. Das ist damals von Präsident Roosevelt vorgeschlagen worden. Die Entscheidung über die Treuhänderschaft ist bei dem Treffen der Außenminister im Dezember 1945 in Moskau gefallen. Die Sowjetunion wollte die Zeitdauer der Schirmherrschaft damals verkürzen, und die drei Mächte einigten sich dann auf eine Zeitdauer von fünf Jahren für die Treuhänderschaft. Jedoch hatten sie sich nie auf konkrete Deztails darüber geeinigt, wie diese Treuhänderschaft durchgeführt werden sollte.

Diese Nachricht stürzte die ganze Halbinsel in Aufruhr. Für die Koreaner, die gerade erst die japanische Besetzung losgeworden sind, war eine Schutzherrschaft eine andere Form der Kolonialherrschaft. Im Widerstand gegen die Treuhänderschaft gab es keine ideologischen Unterschiede. Zuerst erklärten lokale Regierungsbeamte ihre Opposition gegen die Entscheidung und veranlassten die Bevölkerung dazu, im ganzen Land Proteste durchzuführen.

Doch mit dem neuen Jahr 1946 änderte sich die Situation. Aus heiterem Himmel erklärte das Lager der Linken in Südkorea sein Einverständnis zur Treuhänderschaft. Diese unerwartete Situation führte das Land erneut ins Chaos. Das ging so weit, dass die Zeremonie zur Feier der Unabhängigkeitsbewegung des 1. März, die erste seit der Unabhängigkeit, jeweils separat von Linken und Rechten durchgeführt wurde.

Die Konfrontation zwischen den Rechten und Linken wurde mit der Zeit immer schlimmer. Bei den 1. März-Feierlichkeiten im Jahr 1947 kam es zu Gewaltausbrüchen zwischen den beiden Seiten mit 16 Todesopfern. Unterdessen brach die gemeinsame sowjetisch-amerikanische Kommission für die Einrichtung einer Übergangsregierung auseinander, die Hoffnungen der Koreaner waren dahin. Der Geschichtsprofessor Park Chan-seung erklärt mehr dazu.

Der einzige Weg für die beiden Koreas, eine gemeinsame Regierung einzusetzen und eine Teilung zu verhindern, bestand darin, dass die gemeinsame Kommission erfolgreich sein und amerikanische und sowjetische Kräfte sich darin einigen mussten, eine geeinte koreanische Regierung zu bilden. Die Kommission hielt 1946 und 1947 zwei Treffen in Seoul ab, doch die beiden Seiten einigten sich nicht etwa darüber, wie die Treuhänderschaft durchgeführt werden sollte, sondern darüber, welchen sozialen und politischen Gruppen es in Korea erlaubt sein sollte, an der Diskussion über die Treuhänderschaft teilzunehmen. Das Zerwürfnis resultierte aus dem eigennützigen Plan der Sowjetunion, eine pro-sowjetische Regierung auf der koreanischen Halbinsel einzusetzen, während die USA die gleiche Idee hatten, eine Amerika-freundliche Administration durchzusetzen. Aus diesem Grund war die Arbeit der gemeinsamen Kommission zum Scheitern verurteilt.

Während Südkorea in ideologischen Konflikten verwickelt war, ereignete sich auch in Nordkorea eine bahnbrechende Änderung. Kim Il-sung, der eingekleidet in eine sowjetische Armeeuniform im September 1945 nach Pjöngjang gekommen war, baute sich zügig seine eigene Machtbasis auf. Professor Lim Hyeong-jin von der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Kyung-Hee-Universität in Seoul erzählt uns mehr dazu.

Nordkorea war bereit für Kim Il-sung. Er gründete im September 1946, ein Jahr nach der Befreiung, ein Volkskomitee, das als Grundlage für die nordkoreanische Variation eines sozialistischen Regimes diente. Nach der Landreform 1946 wurde Land kostenlos an Bauern verteilt, die vorher keins besessen hatten. So war es nur natürlich, dass die Leute Kim Il-sung willkommen hießen. Sein Regime legte bereits die materiellen Grundlagen für ein sozialistisches Land. Während Syngman Rhee sich noch darauf vorbereitete, in Südkorea an die Macht zu gelangen, übernahm Kim Il-sung bereits zielstrebig und gründlich die Macht in Nordkorea.

Es wurde immer klarer, dass die koreanische Halbinsel bald schon geteilt werden würde. Als sich die gemeinsame Kommission in Auflösung befand, leiteten die USA die Angelegenheiten über die koreanische Halbinsel an die UNO weiter und ein interkoreanisches Referendum wurde für Februar 1948 angesetzt. Doch Nordkorea verweigerte den UN-Inspektoren die Einreise ins Land, um die Abstimmung zu beobachten. Südkorea verabschiedete daraufhin ein Wahlgesetz für Parlamentsvertreter im März desselben Jahres.

Am 10. Mai 1948 führte Südkorea seine eigenen Parlamentswahlen durch, es war die erste demokratische Abgeordnetenwahl. Dabei wurden 198 Vertreter für die Nationalversammlung gewählt. Hier ist noch einmal der Geschichtsprofessor Park Chan-seung von der Hanyang-Universität.

Die Wahlen am 10. Mai 1948 waren die ersten Parlamentswahlen in der Geschichte Koreas. Andere Ländern mussten viele Rückschläge erleben, bevor Parlamentswahlen allgemein üblich wurden, doch Korea hat solche Schwierigkeiten nicht durchmachen müssen, die Wahlen sind von Anfang an ohne Geschlechter- oder Klassenunterschiede durchgeführt worden. Diese Art der Durchführung war bereits von der provisorischen Regierung seit 1919 so vorgesehen gewesen. Damals hatte die provisorische Regierung angeordnet, dass im Falle der Unabhängigkeit Parlamentswahlen angesetzt werden sollten. Und so ist es 1948 dann auch schließlich gekommen.

Gleich nach den Wahlen erfolgte die Regierungsgründung. Die Nationalversammlung wählte am 31. Mai Rhee Syngman als ihren ersten Sprecher und verkündete die Verfassung. In einer indirekten Wahl am 20. Juli wurde Rhee zum ersten Präsidenten Koreas gewählt, und das Zeitalter der Republik Korea war am 15. August 1948 endlich angebrochen.

Die Gründung der Republik Korea war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, doch am wichtigsten war, dass sich an der ersten freien und demokratischen Wahl das ganze Volk beteiligt hat. Es war der Wille und der Ausdruck der Leute, eine eigene Regierung zu haben. Trotz Widerstand und Opposition einiger politischer Splittergruppen befürworteten die meisten Koreaner die Bildung einer rechtmäßigen Regierung.

Unterstützt vom Volk machte sich die Regierung gleich nach ihrer Einsetzung an die Lösung einiger dringender sozialer und wirtschaftlicher Angelegenheiten.

Die erste Aufgabe der Regierung war die Landreform. Damals bestand etwa siebzig Prozent der gesamten Bevölkerung aus Bauern, von denen mehr als die Hälfte als Pächter arbeitete. Für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes musste die Landangelegenheit schnell geregelt werden. Die neue Regierung machte sich gleich nach ihrer Einsetzung im September 1948 an die Reform. Wie erwartet kam es zu großen Protesten der Landbesitzer, doch die Regierung setzte ihren Plan fort. Das Gesetz zur Landreform wurde im Juni 1949 verkündet und im März des darauf folgenden Jahres durchgesetzt. Dazu kaufte die Regierung Land von den Landbesitzern und verkaufte es weiter an die Bauern. Dank dieser Reformen kamen unzählige Bauern an ihr eigenes Stück Land.

Ein anderes ehrgeiziges Projekt der Regierung war die Bildungsreform. Es begann mit der Errichtung neuer Schulen. Zwischen 1945 und 1952 sind beinahe doppelt so viele Grundschulen neu gebaut worden wie vor 1945. Im Dezember 1949 wurde das Bildungsgesetz überarbeitet und sechs Jahre gebührenfreie Grundschule wurde für alle Bürger verbindlich vorgeschrieben.

Die Regierung glaubte fest daran, dass Bildung der einzige Weg sei, die vom Volk erlittenen Demütigungen während der japanischen Kolonialherrschaft zu überwinden; außerdem schien es die rentabelste und sicherste Investition in die Zukunft zu sein. Die Koreaner sahen ein, dass die Schulen junge Intellektuelle hervorbringen sollten, um die Spuren des imperialen japanischen Schulsystems auszulöschen.

Am 3. Oktober 1949 fand auf dem Mani-Berg auf der Ganghwa-Insel die Zeremonie zum Tag der Staatsgründung Koreas statt. Dieses Ereignis war besonders bedeutungsvoll, denn es zeigte, dass Korea endlich wieder zur alten Überlieferung zurück gefunden hatte, die mit Dangun und Gojoseon begann und die die imperiale japanische Regierung auszulöschen versucht hatte; außerdem fand Korea sein eigenständiges Nationalgefühl zurück.

Als Reaktion auf die Einsetzung einer unabhängigen Regierung in Südkorea am 15. August 1948 verkündete Nordkorea die Demokratische Volksrepublik Korea im darauf folgenden September. Ein Land, das mehr als tausend Jahre lang ein Volk, eine Nation repräsentierte, wurde in zwei Teile geteilt, jedes von einer anderen Ideologie beherrscht. Die beiden Koreas sollten von nun an jeweils eigene Wege gehen, bis es kein Zurück mehr gab. Der Traum von einem geeinten Land war dahin, doch südlich des 38. Breitengrades wuchsen seit der Einsetzung der neuen Regierung neue Hoffnungen und Erwartungen.

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