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Kultur

Bak Wan-seo: „Der Sommer des Betrugs“ (1976)

2022-10-11

ⓒ Getty Images Bank

Ständig kamen Limousinen und hielten direkt vor der automatischen Tür, und mausartige Männer, die offensichtlich ganz anders waren als mein Vater, die aussahen, als könnten sie im strömenden Regen meilenweit fahren, ohne einen einzigen Tropfen abzubekommen, stiegen immer wieder aus diesen Autos. Mein Vater empfing sie jedes Mal mit übertriebenem Gruß.

Vaters stattliche Statur und seine unangemessen auffällige Kleidung waren ein Clownskostüm, das gemacht war, um den Überlegenheitskomplex dieser Mäuse mit Krawatten zu erfüllen.

Erst da las ich das Schild „Pförtnerbüro“ über dem Fenster.


In der Einleitung zu seinem Buch „Jungs, seid ehrgeizig“ sprach er über die drei Leidenschaften, die sein Leben beherrschten. Das waren der Wunsch nach Liebe, das Erforschen von Wissen und das unbändige Mitgefühl für die Schwachen und Bedürftigen, die litten und unterdrückt wurden. Diese Passage brachte mein unschuldiges Blut immer zum Kochen. Dies waren die Werte, die meiner Leidenschaft bis zu meinem Tod wirklich würdig waren, dachte ich.

An einem heißen Sommertag kam Vater in mein Zimmer und starrte auf die Fotos von Herrn Jeon Gu-ra.

„Wie kannst du lernen, mit diesen Bildern überall in deinem Zimmer?“, fragte er.

„Vater, er ist keine Berühmtheit. Er ist...“, begann ich.

„Ist das nicht Jeon Gu-ra? Der hat sich mir einmal zu Füßen geworfen und um sein Leben gebettelt.“

„Das kann nicht sein. Du musst dich irren.“

„Langsam. Hör mir mal zu.“


Als Vater mich in das Schwimmbecken warf, hatte ich nur einen Moment lang gezappelt, bevor ich Halt fand. Als Vater die Vorstellung zerstört hatte, die ich von ihm gehabt hatte, und mich vor die automatische Tür warf, hatte es einige Zeit gedauert, bis ich mich wieder gefangen hatte.

Aber bis ich mich diesmal wieder fangen und schließlich auf eigenen Beinen würde stehen können, würde viel länger dauern.

Vielleicht würde ich ich niemals die wahre Haltung und die wahre Männlichkeit finden, die ich bis dahin irgendwoe in der Außenwelt gesucht hatte, wenn ich sie nicht in mir selber suchte. Bis dahin würde ich nur umherstolpern.

Alleine erwachsen zu werden. Was für eine schwierige und einsame Herausforderung das wwar. Ich war ganz allein. Das Glucksen meines Vaters peitschte mich noch tiefer in meine Einsamkeit hinein.




Bak Wan-seo (1931-2011): „Der Sommer des Betrugs“ (1976)

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