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Kultur

Arirang

2013-03-01

In Miryang in der südlichen Gyeongsang-Provinz, lebte einst Aerang, die Tochter des Kreismagistraten. Sie war lieblich und anmutig, ein Sinnbild jungfräulicher Schönheit. Da geschah es, dass sich ein niederer Beamter im Dienste des Magistraten unsterblich in Aerang verliebte und die heiß begehrte. Es bestand natürlich keinerlei Hoffnung, dass er sie jemals zu seiner rechtmäßigen Frau würde nehmen können. Deshalb bestach er die alte Amme des Mädchens, die sich schließlich dazu überreden ließ, nach dem Abendmahl mit Aerang zu einem besonders schön gelegenen Aussichtspavillon zu gehen. Während das junge Mädchen die herrliche Landschaft bewunderte, stahl sich die Amme heimlich davon.

Auf diesen Augenblick hatte der Bursche nur gewartet. Er kam aus seinem Versteck im Bambushain und überschüttete das Mädchen mit Beteuerungen seiner Liebe. Alles wolle er für sie tun für nur einen Kuss, eine Umarmung, einen köstlichen Augenblick des Sinnenglücks. Aerang versuchte, das Drängen dieses ungebetenen Freiers mit Worten abzuwehren. Der jedoch ließ sich nicht abweisen, verlor in seinem Liebestaumel schließlich völlig die Sinne und zog einen Dolch, um sich mit Gewalt zu holen, was mit süßen Worten nicht zu bekommen war. Aerang aber blieb standhaft, Tugend und Ehre galten ihr mehr als das Leben. Ihr Angreifer stach mehrmals auf sie ein und versteckte den blutüberströmten Körper dann im Bambushain.

Erst am nächsten Morgen, lange nach Sonnenaufgang, vermisste der Magistrat seine Tochter. Ein Suchtrupp wurde losgeschickt, kehrte aber zurück, ohne eine Spur von Aerang gefunden zu haben.

Die Zeit verging und der trauernde Magistrat wurde nach Seoul zurückberufen. Ein neuer Magistrat übernahm seinen Posten in Miryang. Aber der neue Magistrat wurde gleich am nächsten Morgen nach seiner Ankunft tot in seinem Zimmer aufgefunden. Schnell enstand das Gerücht, dass Aerangs Geist, der keinen Frieden hatte finden können, den beiden Magistraten erschienen sein musste, um sie um Hilfe anzuflehen. Den Magistraten sei vor Schreck das Herz stehen geblieben.

Da war natürlich niemand mehr bereit, den Magistratenposten zu übernehmen. Schließlich fand sich aber ein junger, mutiger Edelmann, der gerade um diesen Posten bat, um das Geheimnis zu lüften.

Als er an seinem ersten Abend in seinem Zimmer saß und eine Pfeife rauchte, kam ein plötzlicher Windstoß auf, der eine furchterregende Erscheinung ins Zimmer blies. Der Magistrat überwand sein Entsetzen, riss sich zusammen und fragte die Gestalt, wer sie sei und was sie wolle. Das unheimliche Wesen kam näher, einen Dolch in der Brust und drei rote Flaggen in der Hand, auf die es die Aufmerksamkeit des Beamten lenkte. Der Magistrat betrachtete sie eine Weile und nickte dann als Zeichen, dass er die Botschaft verstanden habe. Daraufhin verschwand die unheimliche Erscheinung.

Die ganze Nacht lang zerbrach dich der Magistrat nun den Kopf darüber, was die rote Farbe, die Flaggen und die Zahl drei für eine Bedeutung haben könnten. Am nächsten Morgen rief er den Vorstand der Magistratur und fragte, ob er jemanden kenne, der Hong, Ki-sam heiße. Hong steht für Rot, Ki für Flagge und Sam für die Zahl drei. Nun, Hong, Ki-sam war tatsächlich wohl bekannt unter den örtlichen Beamten und wurde sofort vor den Magistraten gebracht. Er gestand sein Verbrechen und brachte den Magistraten zu dem Ort, an dem er Aerang vergraben hatte. Die Leiche wurde ausgegraben und war wunderbarerweise noch immer frisch und frei von Verwesung.

Um den Geist von Ärang zu besänftigen und ihr Andenken zu bewahren, ließen die Bewohner von Miryang einen Pavillon errichten. Davor wurde eine Gedenktafel aufgestellt, die ihre Geschichte erzählte und ihre Tugend lobte.

Im Laufe der Zeit wurde aus dem Namen „Aerang“ „Arirang“. Das ursprüngliche Motiv des jungen Mädchens, das lieber stirbt als seine Tugend zu verlieren, ging verloren. And dessen Stelle trat das Motiv des heutigen Arirang-Liedes: Die traurige Sehnsucht der Geliebten und der Wunsch, dass ihr Geliebter sie nicht verlassen möge. Das Volkslied hat wie kein anderes die Gemüter der Koreaner in schweren Zeiten und Zeiten der Unterdrückung geeint, in Zeiten, als der Geliebte, das Heimatland, seine Geliebte, das Volk, zu verlassen drohen schien.

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