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Wirtschaft

China erlebt große Stromknappheit

#Thema der Woche l 2021-10-04

ⓒ YONHAP News

China hat mit einer ernsthaften Stromknappheit zu kämpfen. Einige Experten warnen, dass die wirkliche Krise für die chinesische Wirtschaft nicht die hohe Verschuldung des einheimischen Immobilien-Riesen Evergrande ist, sondern die Stromausfälle, die sich auf das Wirtschaftswachstum des Landes und sogar auf die Weltwirtschaft auswirken. Auch Südkorea ist davon betroffen. Zum Thema sagt der Direktor des Global Economic Research Institute, Kim Dae-ho:


Die mangelnde Stromversorgung in China hat in der lokalen Wirtschaft und der Gesellschaft für Konfusion gesorgt. Es gibt mehrere Gründe für die Stromausfälle. China und Australien haben seit Mai die Güter des jeweils anderen Landes wegen politischer und ökonomischer Konflikte mit Sanktionen belegt. China stellte den Kohleimport aus Australien ein in der Erwartung, dass diese Maßnahme Australien einen Schlag versetzt. Doch Australien wandte sich anderen Ländern wie etwa Indien zu, um Kohle zu exportieren, während der rasche Schwund von Kohleimporten in China zu einem Anstieg der Kohlepreise führte. China importierte Kohle aus Indonesien, doch indonesische Kohle ist um 50 Prozent weniger effizient als australische. Dazu kommt, dass im Norden Chinas die Hitzesaison begonnen hat, was zu einer erhöhten Nachfrage nach Kohle führt. Die geringeren Kohlelieferungen und die weniger effiziente Kohle zwangen einige Kohlekraftwerke dazu, die Elektrizitätserzeugung zu senken. 


Die strengere Politik für den Energieverbrauch gilt als weiterer Grund für die Knappheit. Früher schränkte die Regierung die Industriestrom-Versorgung der Hersteller ein, die große Mengen an Strom verbrauchten. Diese Regelung wurde aber eher locker angewandt. Doch seitdem der chinesische Präsident Xi Jinping ankündigte, dass das Land bis 2060 kohlendioxidneutral werden müsse, haben lokale Regierungen die Vorgaben für einen reduzierten Stromverbrauch streng umgesetzt:


Globale Investmentbanken glauben, dass die Schuldenkrise von Evergrande eher übertrieben ist, und dass China die Situation in den Griff bekommt. Doch die Energiekrise könnte eine negative Auswirkung auf die verarbeitende Industrie haben, und sie kann nicht schnell gelöst werden. Rückschläge in der chinesischen Industrie können die globalen Lieferketten unterbrechen. Einige globale Investmentbanken hatten ursprünglich ein Wachstum von 7 bis 8 Prozent für Chinas Wirtschaft in diesem Jahr vorausgesagt, doch senkten sie wegen der Energiekrise ihre Prognosen auf 6 bis 7 Prozent. 


28 Prozent des weltweiten Wachstums entfielen zwischen 2013 und 2018 auf die chinesische Wirtschaft. Das war zweimal soviel wie der Anteil der USA, der größten Volkswirtschaft. Die Elektrizitätskrise in China bringt ausländische Firmen in dem Land in eine schwierige Situation. Koreanische Unternehmen sind keine Ausnahme. Der Stahlkonzern POSCO etwa stoppte am 17. September die Produktionslinien seiner Anlage in der Provinz Jiangsu. Der Süßwarenhersteller Orion stellte ebenfalls den Betrieb seiner Fabrik in der Provinz Liaoning seit dem 27. September ein:


Die Covid-19-Pandemie hat bereits die globalen Lieferketten unterbrochen. Ein Produkt, das zehntausende Teile erfordert, kann nicht fertiggestellt werden, wenn auch nur ein oder zwei Teile fehlen. Selbst jetzt noch herrscht bei einigen Produkten, Autos und Smartphones eingeschlossen, Mangel. Zahlreiche Industrieteile werden in China produziert, sowohl von lokalen wie auch von ausländischen Herstellern. Die Produktionsunterbrechung infolge der Stromknappheit in China wird das Bruttoinlandsprodukt des Landes nach unten ziehen, und auch die ganze Welt daran hindern, Produkte rechtzeitig herszustellen. Die unangemessene Versorgung mit Produkten könnte die Inflation nach oben treiben. Es wird befürchtet, dass die Situation eine Stagflation auslösen könnte, bei der die Inflation hoch ist, während sich die Wirtschaft abschwächt.


Die chinesische Wirtschaft hat dank massiver Unterstützungsmaßnahmen der Regierung klare Anzeichen einer Erholung von der Pandemie seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres gezeigt. Doch die Wirtschaft verlangsamte sich zuletzt angesichts des regulatorischen Durchgreifens der Regierung gegen Privatunternehmen, des Wiederaufflackerns von Covid-19 und der steigenden Rohstoffpreise. Experten gehen davon aus, dass Chinas Wachstumsrate noch weiter zurückgehen könnte, wenn die Evergrande-Gruppe zahlungsunfähig wird und sich die Binnennachfrage nicht während der Energiekrise erholt. Falls das passiert, wird das auch die koreanische Wirtschaft zu spüren bekommen:


Wenn eine Finanzkrise in den USA und ein ähnliche Krise in China zur gleichen Zeit ausbricht, wird die Dominowirkung stärker sein als eine einzige Krise. Die US-Fed scheint eine Reduktion der expansiven Geldpolitik vorzubereiten oder den Vermögenskauf innerhalb eines Jahres für eine geldpolitische Zügelung verringern. Auch wird erwartet, dass die USA im nächsten Jahr den Leitzins senken werden. In dieser Situation könnten der Zusammenbruch von Evergrande, globale Produktionsunterbrechungen infolge der Energiekrise in China sowie verschiedene Nebenwirkungen des Brexit zur gleichen Zeit erfolgen.


Da die koreanische Wirtschaft stark von China abhängt, tendieren ihre Exporte und die Wechselkurse dazu, sich synchron zu denen Chinas zu bewegen. Zwischengüter machen 60 bis 70 Prozent der koreanischen Exporte nach China aus, wo sie zu Fertigprodukten für den Export zusammengesetzt werden. Ein schleppender Export in China könnte auch Koreas Ausfuhren schwächen:


Korea sollte seine wirtschaftlichen Fundamente stärken, um mit negativen externen Faktoren umzugehen. Als Vorbereitung auf eine mögliche Lieferketten-Krise, die durch China ausgelöst wird, sollten sich koreanische Unternehmen unbedingt andere Lieferanten sichern. Die Regierung muss die lokalen Unternehmen rasch mit den nötigen Informationen versorgen, um einen Teilemangel vermeiden.

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