Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Wirtschaft

Der Verfall der internationalen Ölpreise

#Thema der Woche l 2020-04-27

ⓒ YONHAP News

Die internationalen Ölpreise sind in der vergangenen Woche zum ersten Mal ins Minus gestürzt. Am 20. April lag der Preis für die US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) an der Börse in New York bei Handelsschluss bei minus 37,63 Dollar. Negative Preise bedeuten, die Anbieter bezahlen die Abnehmer, um Öl von ihnen zu beziehen. Später stiegen die Preise wieder. Doch die äußerst niedrigen Ölpreise belasten weiter die Wirtschaft. Zum Thema sagt der Experte Kim Dae-jong von der Schule für Unternehmensverwaltung an der Sejong-Universität:


Das war vorher noch nie passiert. Durch die Covid-19-Pandemie hat sich die Verbrauchernachfrage reduziert, und Lieferungen wurden ausgesetzt, da die Fabriken den Betrieb stoppten. Vier Milliarden der 7,7 Milliarden Erdbewohner befanden sich in Eigenquarantäne, während 95 Prozent der internationalen Flüge ausfielen. Die Ölproduzenten haben keine Lagerkapazitäten für die steigenden Ölmengen mehr. Sie haben Öltanker gemietet, die bereits an ihre Grenzen stoßen. Vor diesem Hintergrund sind die Ölpreise zum ersten Mal überhaupt in negatives Terrain gerutscht.  


Der Ölpreisverfall zeigt, wie schlecht es um die Weltwirtschaft bestellt ist:


Die Lage ist sehr ernst. Es gibt etwa 9000 Schiefergas-Unternehmen in den USA. Großbanken wie die Citibank und Wells Fargo sowie weitere lokale Banken in den USA haben in diese Unternehmen investiert. Von ihnen sind im vergangenen Jahr 42 pleitegegangen, doch mehr Firmen werden angesichts der tiefen Ölpreise das gleiche Schicksal erleben. Der Zusammenbruch der kleinen und mittleren Schiefergas-Firmen könnten eine Krise auslösen, die der Finanzkrise von 2008 ähnlich ist. 


Die USA sind gegenwärtig der größte Ölproduzent weltweit. Nach Angaben der Behörde für Energieinformationen in den USA produzierte das Land im vergangenen Jahr 2,8 Milliarden Barrel Schieferöl. In Boomzeiten nahmen die Schieferöl-Produzenten mehr Schulden auf, um die Produktion zu steigern. Der Niedergang der Ölpreise ist derweil auch für die koreanische Wirtschaft bedrohlich:


Petrochemische Produkte machen einen bedeutenden Teil der koreanischen Exporte aus. Korea importiert Erdöl und verarbeitet es in marktfähige Produkte, wie etwa Kerosin, Benzin und Pech. China und Australien sind Großkunden für südkoreanisches Kerosin. Doch der dramatische Rückgang der Zahl internationaler Flüge hat die Nachfrage nach Flugkraftstoff verringert, was ein Schlag für die koreanischen Exporteure ist. Korea unterzeichnet normalerweise Zwei- oder Drei-Jahresverträge für den Erdölimport. Obwohl die Preise zurückgehen, können die Fabriken ihren Betrieb nicht stoppen, da es einige Monate dauern würde, um sie nach einem Stopp wieder anzuwerfen. Doch Korea kann auch die Langzeitverträge nicht beenden. Die lokalen Industrien für Schiffbau und Offshore-Anlagen, die eine wichtige Rolle in der koreanischen Wirtschaft spielen, registrieren ebenfalls einen starken Nachfragerückgang. Das heißt, diese Industriezweige befinden sich in einer sehr schwierigen Situation. 


Weil Korea vollständig auf Ölimporte angewiesen ist, haben die fallenden Preise natürlich auch einige positive Auswirkungen, darunter Preisstabilität. Doch ist die Industrie allgemein betroffen. Die Verluste der vier größten südkoreanischen Ölraffinerien im ersten Quartal 2020 werden auf mehr als 2,7 Milliarden Dollar geschätzt. Die Aufträge für den Neubau von Schiffen ging im Jahresvergleich um mehr als 70 Prozent zurück:


Ende März beschloss die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), die Ölproduktion um fast 10 Millionen Barrel pro Tag zu reduzieren. Doch der Bedarf ging bereits um 30 Millionen Barrel zurück. Doch die USA, der größte Ölproduzent der Welt, fuhren die Produktion nicht herunter. Sie verlangten vielmehr, dass Russland und Saudi-Arabien weniger Öl fördern. Doch die beiden Länder stimmten einer Verringerung der Produktion nicht zu. Saudi-Arabien hat mit einer Arbeitslosigkeit von 13 Prozent zu kämpfen, während die Öl- und Gasexporte 40 Prozent der russischen Budgeteinnahmen ausmachen. 


Die internationalen Ölpreise erholten sich am 22. April zwar wieder, was unter anderem auf zunehmende geopolitische Risiken durch den Iran-Konflikt sowie die Aussicht auf Lockerungen der virusbedingten Beschränkungen in den USA zurückzuführen ist. Doch die Nachfrage stockt nach wie vor: 


Südkorea ist die fünftgrößte Fertigungswirtschaft der Welt, nach China, den USA, Deutschland und Japan. Die koreanische Regierung sollte die Produzenten von petrochemischen Produkten unterstützen, da diese zu den wichtigsten Exportgütern zählen. Fabriken und kleine Unternehmen haben wegen Zahlungsschwierigkeiten den Betrieb eingestellt. Die Regierung sollte sie am Leben erhalten, so dass die Wirtschaft nach einer Erholung wieder wachsen kann. Sie sollte sie also in den nächsten sechs Monaten unterstützen. Was die koreanische Wirtschaft jetzt braucht, ist die finanzielle Unterstützung der Regierung für Unternehmen und die Bürger. 


Am 22. April kündigte die Regierung Steuererleichterungen für die einheimische Öl-Raffinerie-Industrie an. Zusätzlich sollte die Regierung alle möglichen Soforthilfemaßnahmen ergreifen, um die Folgen des durch die Covid-19-Pandemie verursachten Ölpreisverfalls abzufedern.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >