Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Sijo-Poesie und Musik

#Musik verbindet l 2022-06-30

Musik verbindet

Sijo-Poesie und Musik

Sijo시조 ist ein traditionelles koreanisches Poesie-Genre, das sehr strenge formale Kriterien hat. Jeder, der in Korea eine Schule besucht hat, kennt die folgenden Zeilen, die aus berühmten Sijo-Gedichten stammen: „Wird es am östlichen Fenster hell? Die Feldlerche singt.“ oder „Ein großer Berg ist hoch, aber unter dem Himmel ist er nur ein Hügel.“ Doch nur wenige Koreaner wissen, dass diese Sijo-Gedichte ursprünglich Liedtexte waren, die zu bestimmten Rhythmen und Melodien gesungen wurden. Das mag daran liegen, dass Sijo heute normalerweise im Fach Koreanische Literatur behandelt werden und nicht im Fach Musik.


Tatsächlich gab es früher zwei Arten, Sijo-Gedichte zu singen – Gagok und Sijo. Bei Gagok가곡 war die Form festgelegt und der Gesang wurde von einem Orchester aus Saiteninstrumenten wie Gayageum und Geomungo, Flöten wie Daegeum und Piri, Trommeln wie der Sanduhrtrommel Janggu und anderen Instrumenten begleitet. Sijo war wesentlich populärer und brauchte viel weniger Instrumente. Ein Sijo konnte nur durch ein Janggu begleitet werden, oder noch mit ein, zwei Blasinstrumenten dazu. Ein solches Sijo-Lied trägt den Titel „Woljeongmyeong월정명“. 


Wie bereits erwähnt folgten Sijo-Gedichte einer festgelegten Form. Sie bestehen aus drei Zeilen, welche in Einleitung, Mittelteil und Schluss eine Geschichte erzählen. Jede Zeile besteht aus zwei Teilen, welche jeweils aus zwei Wörtern mit drei bis vier Silben bestehen. Das gesamte Gedicht hat also rund 45 Silben. Sijo waren vor allem ein Genre der Oberschicht, der adligen Yangban, aber in der späten Joseon-Ära kam auch das einfache Volk auf den Geschmack. Als einfache Menschen begannen, Sijo zu schreiben und zu singen, folgten sie nicht mehr streng der vorgeschriebenen Form, sondern fügten einfach mehr Silben hinzu, um ihre Geschichten zu erzählen. Solche langen Sijo-Gedichte wurden Saseol Sijo사설시조 genannt und waren in den unteren Schichten der Gesellschaft sehr beliebt. Diese Sijo-Gedichte wurden zu Melodien von Volksliedern gesungen. Ein Beispiel ist das Volkslied „Noraegarak노랫가락“, aus der Gyeonggi-Provinz. Der Text lautete: 


Ich verwandle mich in einen Kranich und werde meine Geliebte auf meinen Flügeln tragen. 

Ich werden zehn Millionen Ri fliegen und an einem Ort landen, wo wir uns nie trennen müssen.

Sollten wir uns dort trennen müssen, werde ich weitere zehn Millionen Ri fliegen. 


„Noraegarak“ wurde ursprünglich von Schamaninnen in Seoul und der Gyeonggi-Provinz gesungen, um die Geister während eines schamanistischen Rituals herbeizurufen. Als professionelle Sängerinnen das Lied unter dem Titel „Munyeoyuga무녀유가“ aufgriffen, wurde es als Volkslied weithin bekannt. Heute bezeichnet das Wort „Norae노래“ im Koreanischen alle Arten von Liedern, aber früher waren damit nur Lieder für gebildete Menschen gemeint, so wie Sijo. Pansori und Volkslieder wurden dagegen Sori소리 oder Japga잡가 genannt. Der Titel „Noraegarak“ deutet also an, dass ein Sijo-Gedicht zu einer Volksmelodie gesungen wird: „Norae“ steht für Sijo, „garak“ für die Volksmusik. 


Es gibt noch eine weitere Version von „Woljeongmyeong월정명“, diesmal von Hwang Jin-ah황진아. Hier wird das Gedicht „Ogamdo오감도“ von dem berühmten Dichter Lee Sang이상 zur Melodie von „Woljeongmyeong“ rezitiert. „Ogamdo“ gilt als eines der rätselhaftesten Gedichte dieses genialen Dichters. Es wurde in den 1930ern unter der japanischen Kolonialherrschaft zunächst in Serienform in einer Zeitung veröffentlicht. Doch nachdem Leser sich beschwerten, dass das Gedicht zu schwer zu verstehen war, wurde es eingestellt. Zitieren wir einige Zeilen aus dem Gedicht.


Dreizehn Kinder rennen auf der Straße.

Die dreizehn Kinder sind eine Gruppe aus furchteinflößenden und verängstigten Kindern. 

Ein Kind unter ihnen könnte furchteinflößend sein.

Zwei Kinder unter ihnen könnten furchteinflößend sein. 


Musik

1. „Woljeongmyeong“, gesungen von Kim Wol-ha

2. „Noraegarak“, gesungen von Lee Hee-wan

3. „Woljeongmyeong“, Rezitation und Geomungo von Hwang Jin-ah, gesungen von Ji Min-ah


Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >