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Nordkorea

Die dramatische Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel 2018

2018-12-27

Schritte zur Wiedervereinigung

© YONHAP News

In diesem Jahr passierte so viel auf der koreanischen Halbinsel. Anfang des Jahres kündigte der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un Nordkoreas Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang an. Später fanden einige hochrangige Treffen statt, darunter auch die innerkoreanischen Gipfel, drei Gipfel zwischen Nordkorea und China sowie einer zwischen den USA und Nordkorea. Süd- und Nordkorea diskutierten über Sicherheitsfragen wie eine Lösung im Atomstreit und die Schaffung militärischen Vertrauens sowie über den bilateralen Austausch. Beide Seiten machten große Fortschritte. 


Wie der Experte Shin Beom-chul vom Asan-Institut für Politische Studien andeutete, gab es einschneidende Veränderungen in diesem Jahr, die den Weg zu einem dauerhaften Frieden ebnen könnten: 


Die Winterspiele in Südkorea haben ohne Zweifel einen Impuls für eine diplomatische Veränderung gegeben. Präsident Moon Jae-in hatte seine Friedensinitiative im Juli 2017 in Berlin verkündet und Nordkorea im Dezember desselben Jahres zu Olympia eingeladen. Kim Jong-un nahm die Einladung in seiner Neujahrsrede an. Zu den Olympischen Spielen besuchten hohe nordkoreanische Funktionäre einschließlich Kims jüngere Schwester Kim Yo-jong den Süden, und beide Seiten führten Gespräche hinter den Kulissen, um einen innerkoreanischen Gipfel im April vorzubereiten. In diesem Sinne spielten die Pyeongchang-Spiele eine große Rolle. 


Noch bis Ende des vergangenen Jahres verschärften sich die Spannungen infolge zahlreicher Raketentests Nordkoreas und seines sechsten Atomtests im September. US-Präsident Donald Trump drohte, Nordkorea „vollständig zu zerstören“. Doch Anfang dieses Jahres kam die Wende. Die Olympischen Winterspiele förderten die Bemühungen um eine Annäherung. Beide Koreas einigten sich unter anderem auf eine gemeinsame Mannschaft im Eishockeyturnier der Frauen. Bei der Eröffnungsfeier, an der die Vizedirektorin der nordkoreanischen Arbeiterpartei und Kim Jong-uns Schwester, Kim Yo-jong, teilnahm, liefen die Athleten beider Länder gemeinsam ein. Als Sondergesandtin ihres Bruders übermittelte sie einen Brief des Machthabers an Präsident Moon. Auch sagte sie, dass ihn Kim bald treffen wolle. Am 5. März besuchte eine südkoreanische Delegation Pjöngjang, um den Gipfel vorzubereiten. Eine Gruppe von südkoreanischen Musikern trat in Pjöngjang auf, nachdem das nordkoreanische Samjiyon-Orchester noch vor den Winterspielen in Südkorea auf der Bühne zu sehen war. Zu den Konzerten in Pjöngjang am 1. und 3. April unter dem Titel “Der Frühling kommt” sagt der Kommentator Choi Young-il: 


Eine Reihe von bekannten südkoreanischen Sängern unterhielt die Bürger von Pjöngjang. Einige von ihnen, darunter Yoon Do-hyun und Cho Yong-pil, waren bereits Anfang der 2000er Jahre in Nordkorea aufgetreten. Die südkoreanische Girlband Red Velvet sang den Hit „Roter Geschmack“. Das Pjöngjanger Publikum schien nicht zu wissen, wie es darauf reagieren sollte. 


Am 27. April kam das Gipfeltreffen zustande: 


Die Führer beider Koreas trafen sich an der militärischen Demarkationslinie. Als Kim auf die Linie zulief, wartete Moon auf ihn. „Wann ist es möglich für mich, nordkoreanischen Boden zu betreten?“, fragte Moon. Auf Kims Vorschlag übertrat Moon für kurze Zeit die Linie zum Norden. Beide stiegen dann über den Betonbalken nach Süden. Die symbolische Szene erinnerte daran, dass diese Linie die koreanische Halbinsel seit sieben Jahrzehnten voneinander getrennt hat. Eine andere bemerkenswerte Szene war, wie beide einen Spaziergang auf einer Fußgängerbrücke unternahmen und sich dabei ohne ihre Entourage unterhielten. 


Durch den Gipfel wandelte sich Panmunjom von einem Symbol der Teilung in ein Symbol des Friedens. Zum Ende ihrer Gespräche verkündeten Moon und Kim die Erklärung von Panmunjom. Sie rufen darin zu einer kompletten Denuklearisierung und einer Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen auf. Der Experte Shin: 


Ich würde sagen, dass die Erklärung von Panmunjom die grundlegende Richtung für einen dauerhaften Frieden auf der koreanischen Halbinsel vorgibt. Sie ruft zu besseren innerkoreanischen Beziehungen, einem Friedensregime und zur Denuklearisierung auf, also die drei Elemente, um einen Dauerfrieden auf praktischem Weg zu schaffen. 


Mit der Erklärung zur atomaren Abrüstung stiegen auch die Hoffnungen auf ein Gipfeltreffen zwischen den USA und Nordkorea. US-Außenminister Mike Pompeo besuchte Pjöngjang nach dem innerkoreanischen Gipfel und kehrte mit drei zuvor inhaftierten Amerikanern in die USA zurück. Doch Nordkorea kritisierte die gemeinsamen Militärübungen der USA und Südkoreas. Präsident Trump sagte am 24. Mai in einem Brief an Kim Jong-un den geplanten Gipfel zunächst ab. Am 26. Mai kamen daraufhin Moon und Kim in Panmunjom zu ihrem zweiten Treffen zusammen. Dank der Vermittlerrolle Moons trafen sich schließlich Trump und Kim am 12. Juni in Singapur: 


Das erste Gipfeltreffen zwischen Nordkorea und den USA zog große Aufmerksamkeit auf sich, weil es die Erwartung weckte, dass die Konfrontation zu einem Ende kommt, die seit dem Ende des Korea-Kriegs 65 Jahre andauerte. Trump und Kim verkündeten eine Vier-Punkte-Erklärung. Kim sagte darin eine komplette Denuklearisierung zu, während Trump Sicherheitsgarantien für Nordkorea versprach. Falls beide Seiten sich auf spezifische Denuklearisierungsmaßnahmen einigen könnten, wäre das von großer Bedeutung. 


Die Erklärung von Singapur weckte Hoffnungen weltweit auf eine Beilegung des Streits um das nordkoreanische Atomprogramm. Im August folgte dann ein emotionsgeladenes Ereignis am Kumgang-Gebirge in Nordkorea. Die 21. Runde von Begegnungen zwischen getrennten koreanischen Familien fand vom 20. bis zum 26. August statt. Die herzzerreißenden Wiedersehensszenen berührten zahlreiche Menschen. Unter den Teilnehmern befand sich auch eine ältere Mutter, die ihre beiden Töchter seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte, oder ein Vater, der nicht wusste, dass er eine Tochter hat, bis er 89 Jahre alt war. Choi: 


Diese Familientreffen fanden zum ersten Mal seit zwei Jahren und acht Monaten statt. Es gab zwei Runden von Begegnungen. Es ist traurig, dass so viele Betroffene schon gestorben sind. Diejenigen, die noch am Leben sind, sollten ihre Lieben schnell an verschiedenen Orten treffen können, solange es ihre Gesundheit noch erlaubt und ohne eine Auswahl für ein einmaliges Treffen. Das ist ein dringliches Problem.  


Unterdessen machten die Verhandlungen zwischen den USA und Nordkorea kaum Fortschritte. Während Washington auf konkreten Denuklearisierungsschritten bestand, forderte Pjöngjang „korrespondierende Maßnahmen“. Auch argumentierte Nordkorea, dass es mit dem Beginn des Abrisses der Sohae-Satellitenstartanlage und der Übergabe von gefallenen US-Soldaten des Korea-Kriegs schon wichtige Schritte unternommen habe. Südkoreas Präsident sollte wieder einmal als Vermittler einspringen. Vom 18. bis zum 20. September reiste er zum dritten innerkoreanischen Gipfel in diesem Jahr nach Pjöngjang. Shin:  


Der innerkoreanische Gipfel 2000 fand unter der Regierung von Kim Dae-jung und der Gipfel 2007 während der Regierung des früheren südkoreanischen Präsidenten Roh Moo-hyun statt. Es war schwierig, dass bei den Vereinbarungen der Gipfeltreffen praktische Fortschritte erzielt werden. Doch Moon und Kim hatten allein in diesem Jahr drei Treffen abgehalten. Sie zeigten damit, dass sich die politischen Führer beider Seiten zu jeder Zeit treffen können, um Probleme zu lösen. Ich denke, das ist das wichtigste Ergebnis. Das Gipfelabkommen von Pjöngjang ergänzte die Erklärung von Panmunjom und konkretisierte diese. Im September schlossen beide Koreas auch ein militärisches Abkommen, um praktische Entspannungsmaßnahmen zu ergreifen. 


Kim sagte unter anderem zu, dass die Testanlage in Dongchang-ri für Raketentriebwerke unbrauchbar gemacht werde. Am 19. September hielt Moon eine Rede vor 150.000 Menschen im Ersten-Mai-Stadion in Pjöngjang. Moon sagte, es werde keinen Krieg auf der Halbinsel mehr geben. Trump begrüßte die Vereinbarungen beider Koreas. Beide Länder einigten sich auch darauf, Truppen und Waffen von einigen Wachposten in der demilitarisierten Zone abzuziehen und die Posten zu zerstören sowie die grenzüberschreitenden Eisenbahn- und Straßenverbindungen wiederherzustellen. Choi:


Es ist bedeutungsvoll, dass Süd- und Nordkorea elf Wachposten auf beiden Seiten der DMZ aufgelöst haben. Beide Korea werden ihre Bemühungen fortsetzen, die militärischen Spannungen an der DMZ zu reduzieren. Was das Eisenbahnprojekt betrifft, so schlossen Süd- und Nordkorea ihre gemeinsamen Streckenprüfungen im Norden auf der 400 Kilometer langen Gyeongui-Linie im westlichen Teil und der 800 Kilometer langen Donghae-Linie im Osten ab. Die westliche Strecke soll mit dem Streckennetz in China, die östliche mit Russland verbunden werden. 


Nach ihrem Gipfel in Pjöngjang räumten Süd- und Nordkorea auch die Gebiete von Landminen, in denen sie gemeinsam nach den Gebeinen gefallener Soldaten suchen wollten. 2019 könnte für die regionale Diplomatie einen Wendepunkt bereithalten: 


Im nächsten Jahr dürfte sich entscheiden, ob ein nachhaltiger Frieden auf der koreanischen Halbinsel entstehen kann oder ob sich die innerkoreanischen Beziehungen wieder zurückentwickeln. Ein heftiger Wettbewerb zwischen den USA und China wird sich auf die innerkoreanischen Fragen negativ auswirken. Die USA wiederum erwägen humanitäre Hilfe für Nordkorea, um den Dialog am Leben zu halten, und Nordkorea könnte das als positives Signal akzeptieren. Auf der nächsten Stufe könnte Nordkorea seine Atomanlagen dokumentieren, und die USA könnten ein offizielles Ende des Korea-Kriegs erklären und schrittweise Sanktionen gegen Nordkorea lockern. Beide Länder werden sich hoffentlich auf eine komplette Denuklearisierung hin bewegen.

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